Halswärmer: Stilvolle durch die Winterzeit
Die kalten Herbst- und Wintermonate sind traditionell die Zeit, in der sogar hartgesottene Kragen-offen-träger über Möglichkeiten nachdenken, vermittels Halsschmuck im weitesten Sinne zumindest ein klein wenig Wärme zwischen Kopf und Brust einzufangen – und kommen in ihrem Ideenreichtum meist nicht weiter als bis zur Krawatte. Gentleman-Blog Gastautor Florian S. Küblbeck nennt stilvolle, wärmende Alternativen.
Alternativen zur Krawatte
Sicherlich ist es lobenswert, mit dem Griff zur Krawatte diese vor dem Aussterben zu bewahren. Ich selbst bin ja einer der größten Verfechter dieser Praxis. Die Krawatte ist jedoch nicht das einzige Accessoire, das Mann um den Hals tragen kann, ja tragen muss, um es vor dem Vergessen zu retten.
Da wäre zunächst der offensichtlichste Vertreter dieser Gattung und gleichzeitig die einzige direkte Konkurrenz zur Krawatte: Die Schleife. Ganz wichtig: Wir, die wir Spaß an den eleganten Dingen des Lebens haben, entwürdigen dieses Kleidungsstück bitte niemals, indem wir es „Fliege“ nennen. Wer Fliege sagt, sagt auch Schlips und Schampus.
Praktische Schleife
Besonders praktisch am Tragen einer Schleife ist die Tatsache, dass das darunter getragene Hemd gerne etwas bunter oder kräftiger gemustert sein darf, als man es zur Krawatte kombinieren würde. Ein zweifarbiges Vichy-Karo oder auch ein alternierendes Streifenmuster, sonst traditionelle Feinde der Kombination mit Bindern, eignet sich hervorragend. Viele Männer scheuen die Verwendung von Schleifen zu jedem Outfit, das nicht zu formell sein soll. Dabei handelt es sich um einen Irrtum. Denn einerseits trägt man zum formellsten Ensemble der Tagesgarderobe, dem Cutaway Coat, niemals Schleife, sondern ausschließlich Krawatte (dem Traditionalisten ist ein Plastron zugestanden). Andererseits gibt es Schleifen in ebenso vielen Materialien und Dessins wie Krawatten, sodass auch einer Kombination mit Tweedjacke und Flanellhose nichts im Weg steht. Eine Schleife zu binden ist dabei längst nicht so kompliziert, wie es zahlreiche Bindeanleitungen glauben machen wollen. Mit etwas Übung gehen die wenigen Griffe schnell von der Hand — schneller sogar, als so mancher Krawattenknoten. Ein zusätzlicher Vorteil der Schleife gegenüber der Krawatte: Nichts baumelt, nichts hängt. Die Halsregion fühlt sich angenehm uneingeengt an. Versuchen Sie‘s doch mal!
Krawattenschal statt Schalkrawatte
Wenn Ihnen auch dieses Accessoires noch zu konventionell erscheint, wie wäre es stattdessen mit einem Krawattenschal? Dieses auch als Ascot bezeichnete, zum schmalen Schal vernähte Tuch ist allerdings nicht zu verwechseln mit der Schalkrawatte. Sie wissen schon, das ist jenes unsägliche Ding, das uns die Siebzigerjahre beschert haben, das dieses Jahrzehnt jedoch glücklicherweise nicht überdauern konnte.
Gegenüber der Krawatte oder der Schleife hat der Krawattenschal den Vorteil, dass er bei offenem Hemdkragen und direkt unter diesem getragen wird. All jenen, die jedes Kleidungsstück, das den Bereich zwischen Hals und Hemdkragen schmückt, unter dem Vorwand der Beengung pauschal ablehnen, sei deshalb dringend zu einem Versuch mit dem Ascot geraten. Krawattenschals aus Seide stellen die Mehrzahl des Angebots. Allerdings bieten etwas seltenere Varianten aus Wolle, Kaschmir oder Baumwolle einerseits reichlich Abwechslung und andererseits genügend Spielarten für alle Jahreszeiten nach der einfachen Devise: Kühlende, waschbare Materialien im Sommer, wärmende im Winter.
Halswärmer Halstuch
Ein wirklicher Tausendsassa ist das Halstuch. In seinen zahlreichen Größenvarianten zwischen 45 und 90 Zentimetern kann es vom formloseren Krawattenschal bis hin zum vollwertigen Schal-Ersatz alles sein, was sein Träger daraus machen möchte. Hinsichtlich der Materialwahl sind auch hier der Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt. Die hochwertigsten Modelle erkennt man einerseits am auf die Größe des Tuches abgestimmten, aufgedruckten Motiv und an handrollierten Kanten.
Wem die genannten, nach ihrer Funktion als Halswärmer aufsteigend beschriebenen Optionen allesamt entweder zu exzentrisch oder aber zu spießig sind, bleibt immer noch der gute alte Schal. Auch dieser kann — das richtige Material und ein nicht zu voluminöses Strick- oder Webbild vorausgesetzt — bereits ab den ersten Herbsttagen eingesetzt werden. Eine besondere Wohltat im Winter stellt ein Schal aus reinem Kaschmir, gestrickt im dicken, durch seine ausgeprägte Rippenstruktur erkennbaren Patent-Muster dar.
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Über den Autor
Gastbeitrag von Florian S. Küblbeck. Im renommierten Stilmagazin war der Modejournalist und Stilcoach federführend für den redaktionellen Teil verantwortlich. Heute arbeitet er für verschiedene Blogs und Online-Magazine. Sein Spezialgebiet ist die klassische Herrengarderobe. Im Gentleman-Blog schreibt er unter anderem über Stil und die Garderobe eines Gentleman.
Mir ist wirklich unklar was menschen gegen die Schalkrawatte haben
Ein toller Bericht, habe mir ein Ascot besorgt und bin begeistert.