"Gesundheit" oder "Entschuldigung"?
Knigge-Regeln bei „Hatschi“ und Erkältung
Winterzeit gleich Erkältungszeit. Im Büro, in der U-Bahn oder im Theater. Allerorten ist das „Hatschi“ zu vernehmen, meistens gefolgt von einem „Gesundheit“. Dabei wurde vor gut zehn Jahren von den Hütern der Benimm-Regeln festgelegt, dass man das Gesundheit-Wünschen unterlassen solle. Die Begründung lautete, dass ein Niesen ein unbeabsichtigter Fauxpass sei. Mit dem „Gesundheit!“ lenke man zusätzlich noch die Aufmerksamkeit darauf. Daher solle man über das Niesen der Mitmenschen einfach hinwegsehen. Diese Regel hat sich jedoch kaum durchgesetzt. Auch deswegen fordert nun die Deutsche Knigge-Gesellschaft eine Änderung und plädiert dafür, dass Gesundheit-Wünschen wieder zu gestatten.
Dr. Hans-Michael Klein, Vorsitzender der Knigge Gesellschaft sagt in seiner Begründung, dass der Ausspruch zum einen höflich gemeint sei und zum anderen weit verbreitet. So wären Niesende fast beleidigt, wenn niemand etwas sagt. Nachdem es zehn Jahre von vielen unbemerkt auf dem Index stand, ist der Ausspruch „Gesundheit!“ also wieder erlaubt. Sich selst für einen Nieser entschuldigen muss man sich übrigens nicht.
Stoff- oder Papiertaschentuch?
Wenn jemand selbst von einer Erkältung heimgesucht wurde, sollte er laut Knigge stets ein Stofftaschentuch dabei haben – möglichst sauber und faltenfrei. Die Regel hat noch immer Bestand, doch Stofftaschentücher sind nicht jedermanns Sache. So wird es in der gelebte Praxis meist anders gehandhabt und dem Papiertaschentuch Vorzug gegeben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese praktischer und vor allem hygienischer sind.
Beim Niesen in der Gesellschaft bzw. in einer Gruppe sollte man zunächst einen Schritt zurückziehen. Falls der Nieser spontan kommt und keine Zeit für das Zücken eines Taschentuchs bleibt, sollte man in die linke Hand niesen, da man bei Begrüßung und Verabschiedung die rechte Hand gibt.
Der Gentleman-Blog wünscht allen Lesern Gesundheit!
Ehrlich gesagt finde ich die Argumente gegen das „Gesundheit“ sagen einleuchtend. Niesen ist ein Körpergeräusch wie Husten, Bauchgrummeln, Aufstoßen etc., und diese bleiben auch unkommentiert. Bei einmaligem Niesen ist ein „Gesundheit“ vielleicht noch ganz nett. Ich niese allerdings auch mal drei bis viermal hintereinander (Wartezimmer Arztpraxis!), und dann wird der scheinbar höfliche Wunsch auch drei bis viermal, möglichst mit belustigtem Unterton, wiederholt, bis es dem Niesenden wirklich peinlich wird. Und der Gesundheit Wünschende hält sich wahrscheinlich noch für überaus wohlerzogen. Ich persönlich verkneife mir den Kommentar mittlerweile, und bin froh, wenn auch mein Niesen unkommentiert bleibt.
Oder wie es in Bayern gepflegt wurde zu sagen:“zreissen suis di in lauda 1000er und koana sui si bugga kena!“ zu deutsch:“zerreissen soll es dich in 1000-DM-Scheinen und niemand soll sich bücken können zum aufheben“
„zerspring“ ….
die Antwort war dann: ….. in 1000 Putzfetzen und das größte soll dich treffen
Das beruhigt mich- irgendwas sollte man schließlich wünschen! Meine Großmutter hat immer „zerspring!“ gesagt (warum auch immer) ;O) Schicke Grüße aus Köln!
„von den Hütern der Benimm-Regeln“
Glücklicherweise werden die Regeln des guten Benehmens (noch?) nicht von einer einzelnen Person oder Institution definiert und festgeschrieben, sondern unterliegen einer stetigen Entwicklung und einer Anpassung an die Gegebenheiten. Dieser Prozess lässt sich eben nicht erzwingen, wie man am genannten Beispiel gut erkennt.