Stilfrage: Mit oder ohne?
Anzugweste ohne auch Sakko tragen?
Die gängige Definition für die Bestandteile eines Anzugs ist einfach: Er besteht aus Jackett, Weste und Anzughose. Die Anzugweste sieht man allerdings immer seltener. Ist sie etwa aus der Mode? Wann ist es also gestattet, einen Anzug ohne Weste zu tragen – und wann die Weste ohne Sakko? Die Gentleman-Blog hat die Antworten!
Schöner Dreiklang
Alle drei Teile sind aus demselben Stoff gefertigt und in derselben Farbe gehalten. Lediglich die Weste darf bei einigen Anzugvarianten wie dem Frack oder dem Cutaway Kontraste bilden oder ein buntes Muster habenn. Wenn man sich aber umschaut, sieht man die klassische Anzugweste immer weniger.
Grund dafür ist zum einen die Praktikabilität. Permanentes Tragen einer Weste unter dem Sakko kann einen beruflichen Anzugträger, besonders bei sommerlichen Temperaturen, schnell ins Schwitzen bringen. Dazu kommt, dass die Weste bei einem Zweireiher oder einem hochgeschlossenen Einreiher sowieso nur wenig zu sehen ist und in optischer Hinsicht somit wenig praktischen Nutzen stiftet. Und schließlich benötigt auch die Taschenuhr keine Westentasche mehr, denn die trägt heute kaum noch jemand.
Doch dass die Weste heutzutage eher ein Accessoire ist als ein integraler Bestandteil eines Anzugs, ist eine neumodische Entwicklung. Vom 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein galt die Weste als zwingender Teil des Anzugs – und ist es bei förmlichen Anlässen immer noch.
Die Weste ohne Sakko tragen?
Auch wenn es heute als schick gilt, eine Weste ohne Sakko zu tragen, war das früher ein absoluter Stilbruch. Die Weste besteht nämlich in der Regel nur in ihrer Vorderseite aus dem Anzugstoff. Die Rückseite wird aus Futterstoff gefertigt. Daher galt es als unfein, das „unfertige“ Kleidungsstück vollständig zu zeigen.
Aus diesem Umstand entstand die Smokingjacke, die ursprünglich nur angezogen wurde, wenn Herren vor oder nach dem Essen in das Raucherzimmer gingen, um zu verhindern, dass die restliche Kleidung den Rauchgeruch annimmt. Da die Damen zu dieser Zeit nicht oder nur selten rauchten, sollte die Smokingjacke eine Geste für die Damenwelt darstellen.
Wenn Sie heute eine Weste ohne Sakko tragen möchten, wählen Sie bestenfalls eine Weste, deren Rückseite aus demselben Stoff genäht ist wie die Front. Das kann vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer eine Erleichterung sein oder bei Hochzeiten, wo es Brauch ist, dass die männlichen Gäste sich ihres Sakkos entledigen können, sobald der Bräutigam sich seines ablegt.
Formell oder doch leger?
Die Anzugweste gilt heutzutage als etwas steif und ist daher hauptsächlich für formellere Veranstaltungen gedacht. Gleichzeitig gilt sie auch als elegant und als Blickfang. Auch für größere Veranstaltungen, auf denen ein Smoking oder ein Frack als Abendgarderobe notwendig sind, ist eine Weste unverzichtbar.
Man sollte aber auch immer beachten, wie die Weste zu tragen ist. Wie erwähnt, sollte sie möglichst nicht ohne Sakko gezeigt werden. Außerdem ist es Brauch, den untersten Knopf offen zu tragen. Der Legende nach hat Eduard VII. diesen Trend aus einem ganz praktischen Grund erfunden: Vor lauter Übergewicht konnte er diesen Knopf nicht schließen.
Anzug mit oder ohne Weste?
Es stellt sich zudem die Frage, ob man beim Anzugkauf oder bei der Maßanfertigung auf eine Weste bestehen sollte. Die Antwort lautet Ja. Denn einerseits kann sie bei den entsprechenden Anlässen unverzichtbar sein, und andererseits kann man sie bei informellen Veranstaltungen einfach weglassen. Es ist also immer ratsam, ein oder zwei Dreiteiler in der Garderobe zu haben, eventuell sogar mit verschiedenen Stoffmustern oder in unterschiedlichen Farben.
Um den perfekten Look zu erzielen, sollten Männer darauf achten, dass die Weste gut sitzt und eine optimale Passform hat. Kombinieren Sie die Weste mit einem passenden Hemd und einer stilvollen Krawatte oder Fliege, um einen harmonischen Gesamteindruck zu schaffen. Das richtige Outfit verleiht Ihnen nicht nur Eleganz, sondern auch den gewünschten Stil. Ein gut ausgewähltes Einstecktuch kann zudem den letzten Schliff geben und Ihr männermode-bezogenes Outfit abrunden.
So ist ein stilbewusster Gentleman immer optimal auf jeden Anlass vorbereitet – ob formell oder lässig, mit oder ohne Weste.
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Hi Leute
KURZE FRAGE: Ich bin auf einem Ball in Wien eingeladen, wo Frackpflicht ist und ich weiss nicht, wohin mit der Taschenuhr, denn zum Frack trägt man bekanntlich keine Armbanduhr. Die Frackweste hat zwei äußere Seitentaschen, in die die Uhr jeweils passt. Wo befestige ich die Kette? Im Knopfloch der Frackweste? DANKE :-)!
Viele Grüße
Antonius
@unknown
kommentar vom 28.juni…
Der einzige Volldepp hier bist du!
Natürlich war hier die Weste gemeint!!
vl liest du mal bei Edward dem VII nach und verschonst uns mit deinem Halbwissen!
Beste Grüße :-)
@up
Beim Sakko und nicht bei der Weste du Volldepp
Unterster Knopf also offen. Aha.
…und der Typ auf dem Foto? Na, dem wird es Wurscht sein, ein Bild sagt ja nicht mehr, als tausend Worte…
Ich finde es sehr schade, dass es bei Anzügen die „nicht“ maßgeschneidert werden kaum noch Westen zu den jeweiligen Anzügen zu kaufen gibt.
Ich bin zurzeit auf der Suche nach einem Laden/Schneider/Online-Shop bei dem ich für meine Anzüge entsprechende Westem aus dem selben Stoff des Anzugs kaufen kann, was sich als recht schwierig gestalltet. Daher bin ich schon drauf und dran mir diese Schneidern zu lassen.
@Mode-Kennerin: Ja, gute Schuhe müssen in der Tat sein. Schlechte Treter machen den Eindruck eines gutes Anzugs schnell kaputt.
Aber zurück zur Weste. Leuten mit einem „normalen“ Körperbau stehen Westen sehr gut. Doch wenn jemand zu dick oder zu dünn ist, sieht ne Weste nicht mehr so gut aus.
Sehr schöner Artikel und ja, eine Weste gehört definitiv zu einem Anzug dazu. Wesentlich wichtiger finde ich aber eigentlich noch die Schuhe. Ohne die entsprechenden Schuhe wirkt auch der beste Anzug nur halb so schön!