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Was ist eigentlich ein Gutmensch?

Was ist eigentlich ein Gutmensch?

Der Gutmensch. In Talkshows und politischen Diskussionsrunden ist er ein Dauergast, ein Gespräch über Gutmütigkeit schwerlich ohne ihn aus. Doch was hat es mit diesem guten Menschen wirklich auf sich? Der Gentleman-Blog wagt eine kritische Betrachtung des Begriffs und dem häufig despektierlichen Umgang mit dem Gutmenschen.

Gutmensch 2. Platz beim Unwort des Jahres 2011

Im Januar 2012 wählte die Gesellschaft für Deutsche Sprache das Unwort des Jahres 2011. Der Gutmensch schaffte es auf den zweiten Platz, ganz knapp hinter “Döner-Morde“. In der Begründung der Jury heißt es: „Mit dem Ausdruck Gutmensch wird (…) das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ insbesondere in Internet-Foren in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal (…) zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren. Ähnlich wie der (…) Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie“. Wer einen anderen als Gutmensch tituliert, möchte damit also dessen Verhalten, Glauben oder Denken als übertrieben oder naiv kennzeichnen.

Wie misst man Naivität?

Problematisch an dieser Unterstellung, jemand sei ein Gutmensch ist, dass Werte wie Naivität oder Moral nicht in Maßeinheiten oder Zahlen quantifiziert werden können. Natürlich gibt es Naivität. Aber die muss nicht per se schlecht sein. Wäre die Welt ohne Naivität etwa eine bessere? Somit hat objektiv niemand das Recht einen Anderen als übertrieben moralisch oder naiv zu bezeichnen. In den letzten zwanzig Jahren hat der Gutmensch verstärkt Verwendung in der medialen Debatte gefunden. Vor allem im Internet hat der Begriff Gutmensch verstärkt Verwendung gefunden. Traurig an der Verwendung des Begriffes sind vor allem zwei Dinge: Erstens wird mit der Klassifizierung als Gutmensch ein Anderer pauschal und ohne Respekt vor seinen Argumenten verunglimpft. So entstehen Situationen, in denen selbst ausgewogene oder durchdachte Botschaften kein Gehöhr mehr finden, da der Sender dieser Botschaften schließlich ein weltfremder Gutmensch ist. In diesem Sinne würgt das unschöne Wort den freien, offenen Meinungsaustausch ab und vergiftet die Gesprächsatmosphäre. Zweitens vergreift sich der Begriff am positiven Ideal des „guten Menschen“ und reduzierte es auf ein hämisches, zynisches Zerrbild. Der gute, anständige und positive Mensch ist ein einfältiger Trottel, der von der ausschließlich böswilligen und feindseligen Umwelt nach Lust und Laune herumgeschubst und ausgenommen wird. Der Gutmensch hat besseres verdient.

Der Gentleman als guter Mensch

Der gute Mensch ist ein uraltes, starkes Ideal, dem sich auch jeder Gentleman verpflichtet fühlt – freilich nicht mit Sonntagsreden, Standardparolen, sinnentleerten Phrasen und uniformen Bekenntnissen, sondern mit klaren Taten und Prinzipien. Gibt es überhaupt eine ernsthafte Alternative dazu ein guter Mensch sein zu wollen? Müssen wir, aufgrund der unübersehbaren Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, erschöpft kapitulieren und zu abgestumpften Zynikern oder eiskalten Realisten mit einem Hang zum Pessimismus werden? Nein, denn es kann niemals ein Makel sein, an eine bessere Welt zu glauben, nur weil Andere diesen Glauben verloren haben. Außerdem: Optimisten leben nicht nur länger, sondern auch glücklicher.

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Kommentare (3)

  1. Dez 31, 2012

    Gentlemen, Mann hätte sich vorher hier:
    http://www.zeit.de/2009/53/DOS-Gutmensch
    schlauer machen können. Aber wenn schon die Gesellschaft für deutsche Sprache es nicht begreift, was den Gutmenschen wirklich so widerlich sein läßt,..
    Es grüßt herzlich von der Sonnenseite des Lebens..
    TF

  2. Markus
    Sep 12, 2012

    Naja, was heisst das denn genau, „gut“ zu sein? Das ist doch für jeden etwas anderes — es existiert keine absolute Moral. Der Mensch hat eine eingebautes Gerechtigkeitsempfinden, dass es ihm erlaubt in großen Gruppen zurechtzukommen. Dieses Gefühl ist selbstverständlich hochgradig subjektiv.
    Von daher sehe ich den „Gutmenschen“ v.a. als jemanden der nicht rational einen Standpunkt vertritt, sondern aus einem Gefühl heraus. Der „Gutmensch“ beansprucht für seinen subjektiven Standpunkt „besser“ zu sein und möchte ihn in u.U. der Gesellschaft durchsetzen. Da sein Gefühl rationalen Argumenten gegenüber nicht zugänglich ist, hat das „Gutmenschentum“ einen stark religiösen Charakter.

  3. Armin Tamzarian
    Sep 9, 2012

    Danke für diesen Beitrag. Vertrauen in die innere Qualität der Menschen ist ein kostbares Gut.

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