Weniger ist mehr Nachhaltigkeit
Virtuelles Wasser sparen
Der Begriff Virtuelles Wasser beschreibt, welche Menge Wasser für die Herstellung eines Produktes benötigt wird. Wussten Sie, das für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch 15.000 Liter Wasser benötigt werden, für eine Tasse Kaffee 140 Liter und für eine Jeans 6.000 Liter? Wer nachhaltig Wasser sparen und die Natur schonen will, bewirkt mit angemessenem Verzicht und bewussten Kaufentscheidungen ein Vielfaches mehr als mit einem Backstein im Toiletten-Spülkasten.
Deutsche (keine) Weltmeister im Wasser sparen
Die Deutschen gelten als die Weltmeister im Wasser sparen. Eine Person verbraucht hierzulande im Durchschnitt pro Tag nur etwa 130 Liter Wasser. Eigentlich. Denn neben Toilette, Waschmaschine, Kochen und Co. fällt immer noch ein immenser verdeckter weil weniger offensichtlicher Wasserverbrauch an. Wenn man das „virtuelle Wasser“ mit einrechnet, beträgt der tatsächliche Wasserverbrauch pro Person und Tag ca. 4.000 Liter. Das virtuelle Wasser steht dabei für die Menge an Wasser, die für die Produktion und die Bereitstellung dieser täglich genutzten Produkte und Dienstleistungen anfällt.
Wie viel virtuelles Wasser für welche Produkte anfällt
Bei der Berechnung des virtuellen Wassers wird zwischen „grünem virtuellen Wasser“ (Niederschlag & Bodenfeuchte) und „blauem virtuellen Wasser“ (künstliche Bewässerung, Wasser zur Herstellung von künstlichen Produkten) unterschieden. „Graues virtuelles Wasser“ nennt man den Anteil, der beim Ackerbau durch Dünger und Pestizide verschmutzt und damit für andere Zwecke unbrauchbar wird.
Hier einige weitere Beispiele, wie viel virtuelles Wasser für die Herstellung von Dingen des täglichen Lebens notwendig ist*:
1 Rose = 5 Liter
1 Blatt Papier DIN A 4 = 10 Liter
1 Tasse Tee= 35 Liter
1 Mikrochip = 50 Liter
1 Tasse Kaffee = 140 Liter
1 KG Erdbeeren = 200 Liter
1 Liter Bier = 300 Liter
1 Liter Milch = 800 Liter
1 Baumwoll-T-Shirt = 2.000 Liter
1 Kilo Hühnerfleisch = 4.000 Liter
1 Kilo Käse = 5.000 Liter
1 Jeans = 11.000 Liter
1 Kilo Rindfleisch = 15.000 Liter
1 Computer = 20.000 Liter
1 Auto = 400.000 Liter
(*Geschätzter Wasserverbrauch bei der Produktion)
Virtuelles Wasser – reales Problem
Das Wort „virtuell“ mag auf den ersten Blick suggerieren, dass es kein reales Problem ist. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Es ernährt nicht nur uns Menschen, sondern natürlich auch alle Tiere und Pflanzen, von denen wir uns ernähren. 75 Prozent des weltweit verfügbaren Trinkwassers wird für die Landwirtschaft benötigt. Nur mit Tierhaltung und Ackerbau lässt sich die stetig wachsende Weltbevölkerung ernähren. Aber: Fast die Hälfte aller Nahrungsmittel muss dabei künstlich – d. h. mit blauem virtuellen Wasser – bewässert werden, da die klimatischen Bedingungen im Anbaugebiet nicht ausreichen. Dieses extra zugeführte Wasser fehlt den Menschen und der Natur vor Ort.
Problematischer Wasser-Export von trockenen in gemäßigte Zonen
Für jedes Produkt fällt virtuelles Wasser an. Rechnet man das in alle Waren und Dienstleistungen ein, wird offenkundig, dass Deutschland ein Land ist, das unterm Strich Wasser importiert. 100 Liter eingeführtem Wasser stehen nur 66 Liter ausgeführtes Wasser gegenüber. Das bedeutet, dass wir auf Kosten anderer Länder leben. Und dass, obwohl wir in Deutschland in einem Wasser-Schlaraffenland leben. Wir haben Zugang zu vielen Flüssen und verzeichnen regelmäßig Niederschläge. In vielen Ländern der Erde stellt sich die Situation gänzlich anders dar, große Teile Afrikas sowie der Nahe Osten dienen hier als anschauliche Beispiele.
In vielen südlichen Ländern, in denen das Wasser eine knappe Ressource ist, werden Unmengen an Wasser für den Obst-Anbau verwendet. Dieses Wasser fehlt in den Gebieten an anderer Stelle. Beispielsweise werden für die Herstellung von einem Kilogramm spanischer Erdbeeren über 200 Liter Wasser verbraucht. Dieses Wasser wird über die Erdbeeren in deutsche Supermärkte exportiert. Dadurch geht manchen Gebieten auf Dauer die Lebensgrundlage verloren, weil wir hierzulande glauben, auch im Winter Erdbeeren essen zu müssen.
Wasser sparen neu definieren
Wasser ist der elementarste und der wichtigste Rohstoff. Boutros Boutros-Ghali, ehemaliger Außenminister Ägyptens und UN-Generalsekretär, prognostizierte 1990: »Der nächste Krieg im Nahen Osten (…) wird nicht um Politik, sondern um Wasser geführt werden«. Während wir uns in Deutschland um Hartz IV-Regelsätze, Schuldenbremse und Tempolimit streiten, geht es in viel ärmeren Regionen dieser Welt um den existenziellen Rohstoff Wasser. Einerseits ist die westliche Welt auf Frieden in der Welt aus. Doch andererseits trägt unser vielfach unnötiger Konsum und die damit einhergehende Verschwendung von Wasser massiv zur Instabilität in anderen Regionen der Welt bei. Und bedroht so auf lange Sicht sogar den Weltfrieden.
Beim Thema Wasser sparen muss in den Köpfen der Menschen ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass man mit anderen Ess-, Einkaufs- und Konsumgewohnheiten deutlich mehr für die Umwelt tun kann, als mit den klassischen Wasserspar-Maßnahmen im Haushalt oder einer Stimme bei der nächsten Wahl für eine Öko-Partei. Wasser sparen ist zwar weiterhin richtig und wichtig, greift bei einer globalen und langfristigen Betrachtung aber zu kurz.
Jede Menge Einsparpotenziale für virtuelles Wasser
Ein wesentliches Einsparpotenzial liegt in den Ernährungsgewohnheiten. Allen voran ist hier der Fleischkonsum zu nennen. Über zwei Drittel des weltweiten Wasserverbrauchs geht in die Massentierhaltung. Man muss ja nicht gleich Vegetarier oder Veganer werden, aber weniger ist hier aus vielerlei Gründen mehr.
1) Es spart es Unmengen an (virtuellem) Wasser, das für die Futtermittelproduktion benötigt wird.
2) Es vermindert es die Massentierhaltung einer der wesentlichen Gründe für den Treibhaus-Effekt.
3) Es sollte man zum Wohle der eigenen Gesundheit ohnehin nur selten Fleisch essen.
Weitere Möglichkeiten zum virtuellen Wasser sparen:
- Produkte und Lebensmittel aus der Region kaufen.
- Lebensmittel mit Bio-Siegel bevorzugen, da diese ohne Dünger und Pestizide produziert werden.
- Wasser trinken statt Kaffee, Tee, Saft und Co.
- Reis aus den asiatischen Monsunländern Indien und Thailand kaufen.
- Im Winter vermehrt mitteleuropäische Gemüse essen: Rosen- und Grünkohl, Wirsing, Lauch, Möhren, Pastinaken, Rote Bete, Schwarzwurzeln.
- Zitrusfrüchte nur von Dezember bis April kaufen.
- Textilien mit hoher Qualität kaufen und länger nutzen-
- Ausgetragene Kleidung spenden.
- Bei Second-Hand-Läden bzw. entsprechenden Online-Plattformen einkaufen.
- Kleidungsstücke aus Hanf und Leinen statt aus Baumwolle kaufen. Achtung: Kunstfasern sind biologisch nur schwer abbaubar.
- Rad oder Bahn fahren statt mit dem Auto.
Übrigens. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Verfallsdatum! Solange es keine leicht verderblichen Lebensmittel sind, kann man die Waren in der Regel noch wochenlang ohne Bedenken verwenden. Auch für Waren mit baldigem MHD gibt es schon Online-Shops. Das spart viel Geld und schont die Umwelt.
Wir haben nur diese eine Welt. Denken Sie das nächste Mal daran, bevor Sie gedankenlos Lebensmittel wegschmeißen oder unnütze Dinge kaufen.
Wir nehmen das Thema gerade in der Schule durch und ich finde den hohen Verbrauch von virtuellem Wasser erschreckend schlimm. Alleine wie viel Wasser für 1 Kilo Rindfleisch verbraucht wird. Man sollte im Unterricht in der Schule auf jeden Fall darüber sprechen wie man den Verbrauch verringern kann.
Die Thematik ist zu vielschichtig, um in ein paar wenigen Sätzen Antworten zu geben, die der gesamten Thematik gerecht werden. Es ist durchaus angebracht, bei Produkten aus dem Ausland darauf zu schauen dass diese nicht aus Wassermangelgebieten kommen, aber da gehts schon los: Wer weiß denn wo welche Teile eines Produktes im Laufe des Produktionsprozesses überall auf der Welt angebaut oder verarbeitet wurden? Selbst hochpreisige Labels lassen doch immer mehr in der ganzen Welt produzieren, auch das ist heut kein Garant mehr für nachhaltiges Wirtschaften. Wir leben in Deutschland in einer sehr komfortablen Situation. Das geradezu zwanghafte Wassersparen führt zu immer mehr Problemen in Kläranlagen, zudem sind die Wassergewinnungen, die bis vor ca 20 Jahren gebaut wurden, in vielen Fällen völlig überdimensioniert weil mit einer Zunahme des statistischen Wasserverbrauches auf bis zu 250l/d pro Bundesbürger gerechnet wurde. In diesem Tagesverbrauch ist der gesamte Trinkwasserverbrauch eingerechnet. Der größere Teil der Wasserersparnis ist jedoch sicher der Industrie zu verdanken, die mit immer mehr Technologie und geschlossenen Systemen zu einer nachhaltigen Reduzierung des Wasserverbrauches beiträgt.
Die Landwirte, die eine Hoftorbilanz betreiben sorgen dafür dass so gut wie keine Schadstoffe ins Grundwasser gelangen. Hier sind die größeren Sündenböcke die Schrebergärtner, die im Einzugsgebiet einer Wasserfassung ihren Garten haben. All das sorgt dafür dass wir in Deutschland bei dem Thema sehr gut aufgestellt sind und auch bleiben, auch wenn das in Konkurenz mit anderen Wirtschaftsbereichen steht (z.B. Verbot von Fracking in Wassereinzugsgebieten). Einzig der Blick auf heimische Produkte, am besten aus der Region, ist eine zuverlässige Möglichkeit, virtuellen Wasserverbrauch aus Wassermangelgebieten oder aus Gegenden ohne funktionierenden Umweltschutz zu reduzieren.
Silver hat Recht- man sollte schon bewusst mit der Ressource Wasser umgehen! Wir haben uns im Internet bei aguaflux.de einen Sparduschkopf gekauft. Sparen jetzt pro Duschgang die Hälfte und haben was für den Umweltschutz getan…
Während Leitungswasser an vielen Orten der Welt keine Trinkwasserqualität hat, gilt Leitungswasser in Deutschland als das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung schreibt weniger Grenzwerte vor als die Trinkwasserverordnung. So darf z. B. Leitungswasser nur 10 mg/ Liter Arsen enthalten, Mineralwasser bis zu 50 mg/ Liter. Mehr dazu auch in dem Bericht „Rund um das Trinkwasser“ des Umweltbundesamts 2011 .
Und auch wenn Deutschland beim Umweltschutz ganz gut dasteht: Man sollte sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen und stattdessen weiter versuchen, den Wasserverbrauch zu senken. Forscher haben ausgerechnet, dass ein Deutscher pro Tag im Haushalt ungefähr 127 Liter Wasser verbraucht. Den schlimmsten Wasserverlust macht dabei die Toilette aus, täglich rauschen pro Person 34 Liter reines Trinkwasser durch die Spülung! Wer eine Spülstopp-Taste hat und diese auch regelmäßig nutzt, kann mit nur einem Handgriff unnötige Wasserverschwendung verhindern.
«Es geht nicht nur darum, wie viel Wasser, sondern auch, in welchem Land und wie das Wasser entnommen wird», erklärt Martin Geiger, Süßwasserexperte bei der Umweltschutzorganisation WWF . «Kaffee wird im Regenfeldbau angebaut, daher ist weniger der Anbau, sondern eher die Verarbeitung problematisch, weil dafür blaues Wasser verwendet wird», erklärt er die Details des globalen Dilemmas.
Unser Umgang mit dem Wasser ist ein gutes Beispiel, wie viel Wahrheit in dem Satz steckt, dass nicht alles, was gut gemeint ist, auch Gutes bewirkt. Deutschland liegt nicht in der Sahelzone, wie man spätestens dann merkt, wenn es wieder wie an Bindfäden schüttet. Dennoch sparen wir auf Teufel komm raus am Trinkwasser . Der Durchschnittsverbrauch ist in Deutschland seit 1990 um zwei volle Eimer am Tag gesunken, das ist eine beachtliche Leistung. Verglichen mit unseren europäischen Nachbarn verbrauchen wir sogar gut 80 Liter am Tag weniger.
Ausgezeichneter Beitrag, herzlichen Dank. Zum Gentleman gehört eben auch die Umsicht in allen Lebenslagen. Letztlich geht es um die Frage, wie geht das eigentlich: Richtig leben. Gegenüber sich selbst und den Mitmenschen. Dazu war dies ein kluger Beitrag. Merci.