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Ein Plädoyer für die hiesige Küche

Der Mensch ist, was er isst

Der Mensch ist, was er isst

Für 50 Prozent der Deutschen, das hat die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelt, ist ein möglichst niedriger Preis das einzige Kriterium beim Nahrungsmittel-Einkauf. Dich der Trend geht zu nachhaltigen und regionalen Lebensmitteln, auch wenn die etwas mehr kosten. Zu Recht: Warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch oft so nah! Der Gentleman-Blog mit einem Plädoyer wider die Flugmango, nicht ganz frei von Polemik.

Lebensmittel aus aller Herren Länder

Eigentlich kann sie ja nichts dafür, die arme gescholtene Flugmango. Rot-gelb-grün. Vitaminreich. Süß. Weit gereist. So wie die Nachbarn in der Auslage: Blaubeeren aus Chile, Bohnen aus Indien, Zuckererbsen aus Guatemala. Über Tausende von Kilometern rangekarrt mit Tonnen von Flugzeug-Kerosin und Lkw-Diesel. Wie kann das gehen: 99 Cent für eine Mango aus Peru? Da stimmt doch was nicht. „Deutschland führt eine kulinarische Existenz am Rande der Schizophrenie,“ schrieb Jakob Strobel y Serra vor knapp einem Jahr in der FAZ über unser Kauf- und Essverhalten. Das stimmt!

Degoutantes Konsumverhalten

Der Mensch ist, was er isst, sagt Rémy, die kochende Ratte aus Pixars Animations-Hingucker Ratatouille. Mag sein, dass der Gastro-Nager keine seriöse Quelle darstellt, aber er steht mit dieser Einschätzung nicht alleine: Wenn wir sind, was wir essen, dann sind wir maßlos und degoutant. Gedankenlos in unserem Konsumverhalten. Prasser. Wir halten das große Fressen (und Saufen) für eine Segnung unser fortgeschrittenen Gesellschaft. In Wahrheit ist es ein Ausdruck fortschreitender Morbidität. Tagtäglich tischen uns Heerscharen von Fernseh- und Hobbyköchen Allerfeinstes auf und produzieren dabei Massen von Küchenabfällen. Auf allen Kanälen brät, confiert, schmort, sous-vide-gart, brutzelt und dünstet es. Derweil ruinieren wir unsere Gaumen mit Fastfood und Convenience-Fraß, mit Geschmacksverstärkern und sonst wie chemisch aufgepäppelt. Das Essen müsste uns im Hals stecken bleiben. Aber nein, es passt zu unser fragwürdigen Ernährungsethik.

Hauptsache billig

Hauptsache Fleisch und Fisch! Zusammengeklebte “Steaks“ aus dem Futtermittel-Labor, Massenware-Hühnchen voller Antibiotika und Stresshormone, Pangasius aus irgendeiner als Aquakultur getarnten Kloake. Egal, Hauptsache billig! Italiener und Spanier verwenden 15 Prozent ihres Konsum-Budgets fürs Essen, die Franzosen immerhin noch 13,4 Prozent: Wir Deutschen bringen es gerade mal auf zehn Prozent.

Na und? 250 Gramm Erdbeeren aus Marokko kosten ja auch bloß 1,49 Euro. Geht doch! Aber wie geht das? Wer zahlt den wirklichen Preis? Der Erzeuger vor Ort, dessen Arbeit nichts wert ist? Wo wird‘s abgebucht? Von dem bisschen Öko-Guthaben, das diese Welt noch hat? Geht‘s noch? Genug des Furors!

Zugegeben, wir haben uns an Orangen, Zitronen und Co. gewöhnt; mediterrane Erzeugnisse sind von unseren Speiseplänen nicht mehr wegzudenken; das ist wohl auch ok so. Aber muss man deshalb Guatemala direkt als selbstverständliche Bezugsquelle „eingemeinden“? Oder China mit seinem ganzen unter fragwürdigen Bedingungen erzeugten frugalen Krempel. Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt doch bekanntlich oft so nah. Um die Ecke. In der Region.

Erkenntnis und Geschmacksbewusstsein

Wenn es die Saison hergibt, wohlgemerkt. An der Uni Gießen haben sie herausgefunden, dass für die Kühlhaus-Lagerung deutscher Äpfel bis zum nächsten Frühsommer ähnlich viel Energie aufgewandt werden muss wie für den Schiffstransport von Frischware aus südlichen Gefilden. Die Öko-Bilanz hat vermutlich immer irgendwie Schieflage, wenn wir uns winters nicht nur von keimenden Knollen und betagten Wurzeln ernähren wollen.

Es geht ja auch gar nicht darum, alles zu verdammen, was nicht der heimischen Scholle entstammt. Ebenso bleibt unbenommen, dass nicht jeder die finanziellen Mittel, die Bezugsquellen, die Küchentechnik oder die Lagermöglichkeiten hat, um den Discounter-Regalen und -Kühltruhen die kalte Schulter zu zeigen.

Alles zu seiner Zeit

Es geht um ein bisschen Einsicht und Erkenntnis. Um Besinnung und Geschmacksbewusstsein. Wie herrlich decken uns hierzulande der Herbst und selbst der Frühwinter noch den Tisch: Quitten, späte Äpfel, Winter-Birnen, Sauerkraut, Steckrüben, Bete, Pastinaken, Topinambur, Schwarzwurzeln, Rosen- und Grünkohl… Damit lässt sich so viel Schmack- und Nahrhaftes zaubern! Nur wollen muss man es. Darum geht es. Um ein wenig mehr Haltung.

Oder anders: Warum können wir nicht bis Mai warten, wenn statt des peruanischen wieder der heimische Spargel auf dem Markt liegt; auf Anfang Juni, wenn die Erdbeeren nicht aus Marokko oder aus dem Brutkasten kommen, sondern vom Erdbeerhof um die Ecke? Es wäre ein guter Anfang.

Der Autor

Für den freien Journalisten und Diplom-Golfbetriebsmanager Michael F. Basche ist das altehrwürdige Spiel Golf mit all seinen Facetten eine Klammer für die vielfältigen Aspekte stilvoller Individualität. Mit seiner Dienstleistungsmarke FairGreen berät er u. a. Golfclubs in Fragen der Corporate Identity. Als Autor widmet er sich auch schreibend der gepflegten Lebensart.

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Kommentare (4)

  1. Distant
    Jan 19, 2014

    @ NEIN DANkE:

    glaube sie wirklich was sie da schreiben? mir scheint, zu ihnen ist die problematik, um die es im kern geht, noch nicht durchgedrungen.

    es ist ein recht schwaches argument, meschen mit geringerem budget können sich keine höherwertigeren produkte jenseits des discount-irrsinns leisten, ob nun bekleidung oder nahrungsmittel. selbstverständlich geht das. natürlich nicht mit unmengen fleisch, am besten noch 3 mal pro tag oder einer neuen jeans in jedem monat. wer in der lage ist intelligent zu konsumieren und sich einfach ein bisschen mit allem beschäftigt, kann sich auch mit kleinem geld nachhaltig und vor allem für sich vernünftig und gesund ernähren – und sogar einkleiden.

  2. Nein Danke!
    Feb 9, 2013

    Servus, ich war bisher immer ein Fan dieses Blogs. Mittlerweile wird man regelrecht überschwemmt mit Einträgen, die einem das korekkte ökologische Gewissen einimpfen wollen. Dieser hier ist exemplarisch. Dieses Gewissen gibt es wohl nur auf eine Art, möchte man den Autoren glauben schenken, solle man den hiesigen teuren Anbieter dem fernen vorziehen. Fair Trade, einzelnen statt vielen helfen. Nun, warum streubt sich die Textilindustrie und der Schneider gegen ökologisch unbedenkliche Ernährung. Weil nach deren Ansicht für die meisten Menschen ein eliminierender Zusammenhang zwischen den Ausgaben fuer Kleidung und Ernährung besteht. Ebenso weiß der Klimaforscher nicht, ob eine weitere anthropologische (?) Erwärmung positive oder negative Folgen für die meisten Menschen hat. Ich lebe in österreich als Student mit Nebenjob und habe daher ein recht beschrenktes Einkommen. Ich vermisse die deutsche Discountkultur, das gewünschte Wunderland gibt es genau hier zu dem erwarteten Preis: Ich kann mir deutlich weniger gesunde Nahrung leisten als in Dt., das liegt nicht nur an den höheren Steuern sondern am Konsumverhalten der Österreicher, die nur auf lokale Produkte vertrauen. MfG

  3. Jan 31, 2013

    Sehr guter Bericht, ganz meiner Meinung. Dazu habe ich mir kürzlich ähnliche Gedanken gemacht, allerdings nicht nur in Bezug auf Lebensmittel. Freue mich über Austausch dazu, weil mich das Thema auch sehr bewegt: http://stil-box.blogspot.de/2013/01/nachhaltigkeit-fangt-schon-im-kleinen-an.html

    Herzliche Grüße aus Frankfurt
    Anna

  4. Mimi
    Jan 24, 2013

    Endlich schreibt einer mal wie es wirklich aussieht. Aber nicht zu vergessen auch der Appell weniger Nahrungsmittel wegzuschmeissen. – vor allem kein Fleisch.

    Übrigens die Aepfel aus Neuseeland mögen bis in den Hamburger Hafen eine ähnliche Ökobilanz haben wie deutsche Lageräpfel…aber: vom Hambuger Hafen aus fahren sie nochmal bis nach München oder Stuttgart.
    Weiterhin unterstützen Deutsche Aepfel (wie jedes Obst) neben regionaler Wirtschaft auch die Biodiversität…unter Apfelbäumen und Insekten.
    Und wenn es doch sowieso die selbe Ökobilanz ist, dann sollte doch die vergleichsweise sichere (ich sage nur havarierende Containerschiffe, Konservierungsmittel für die 4 Wochen Fahrt ect) Produktart gewählt werden.

    Ich esse die Aepfel aus dem Garten meiner Eltern…gelagert im kühlen Keller.

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