Postkarten schreiben – Geheimtipp für Individualisten
Langsam aber sicher stirbt sie aus, die gute alte Postkarte. Dies wäre ein herber Verlust, meint der Gentleman-Blog, schließlich taugt dieses kleine Stückchen Papier zu weit mehr als nur für banale Urlaubsgrüße.
Postkarten als Geheimtipp für Individualisten
Ein Blick in den Kalender zeigt es mir unmissverständlich an: In wenigen Tagen begeht ein lieber Mensch sein Wiegenfest. Soll ich bis zu seinem Geburtstag warten und dann morgens auf seiner Facebook-Pinnwand einen fröhlichen und, in Anbetracht dutzender ähnlicher Segenswünsche, wenig originellen Text wie „Lass es ordentlich krachen!“ formulieren? Auf diesen Gedanken kommen offensichtlich jeden (Geburts-)Tag sehr viele Menschen. Ich entscheide mich trotzdem ganz bewusst für einen anderen, ungleich analogeren Weg, nämlich für die gute alte Postkarte aus Papier mit gültiger Briefmarke. Früher Massenware zur Übermittlung banalster Ferienbotschaften à la „Essen gut, Strand gut, Hotel gut“ gepaart mit langweiligen Standardansichten, ist heutzutage die Postkarte der Geheimtipp für wahre Individualisten und Trendsetter.
Postkarten schreiben nur auf den ersten Blick aufwändig
Macht eine Postkarte aber nicht viel mehr Arbeit als etwas in einem sozialen Netzwerk zu schreiben, werden die Skeptiker fragen. Ein bisschen aufwändiger ist es schon. Doch man kann sich die Arbeit ein wenig vereinfachen und im Portemonnaie stets einen kleinen Vorrat an Briefmarken bei sich tragen, um spontan von unterwegs Postkarten absetzen zu können. Postkarten finden sich in Großstädten aber auch in der winzigsten Kleinstadt in großer Anzahl in Andenkenbuden, Schreibwarenläden und sogar Supermärkten. Wer keine Marke in der Brieftasche hat, kann sich an diesen Orten meist auch mit Postwertzeichen eindecken. Achten Sie hierbei auf ein schönes und passendes Motiv, auch damit kann man eine Botschaft transportieren! Das Spektrum der Postkartenmotive ist noch vielfältiger als das der Marken und reicht von pseudo-esoterischen Sinnsprüchen, pubertären Ferkeleien über Kunstwerke bis hin zu klassischen und historischen Stadtansichten. Also, kurz durch die Auswahl stöbern und mit etwas Gespür und Liebe die Karte mit dem größten Bezug zum Empfänger wählen.
Was soll ich bloß auf die Postkarte schreiben?
Im Kartentext können Sie beispielsweise spielerisch auf das abgebildete Kartenmotiv eingehen, die Verbindung zum Empfänger erläutern und das Ganze mit einer kleinen gemeinsamen Anekdote sowie einem Glückwunschtext abrunden. Kreative Gemüter verschönern diese Textbotschaft zusätzlich mit einer kleinen Zeichnung. Übrigens: Postkarten können nicht nur an Jahrestagen und Feiertagen formuliert werden – oder einfach so und mal ohne jeden Anlass. Die freudige Überraschung ist dann besonders groß.
Übung macht den Postkarten-Meister
Wer so im Laufe der Zeit ein bisschen Postkartenroutine aufgebaut hat und die Karte zeitsparend von unterwegs aus, beispielsweise in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit schreibt, braucht für die ganze Aktion inklusive Kartenkauf weniger als fünf Minuten. Dies ist natürlich mehr als jeder Facebook-Eintrag dauert, wird vom Empfänger aber auch als wesentlich persönlicher und einzigartiger registriert. Eine Postkarte ist schließlich die materialisierte Form des Denkens an eine Person und macht sich zudem dekorativ an Kühlschränken, Regalen oder analogen Kork-Pinnwänden. Wenn Sie diesen positiven Effekt in Beziehung zu den fünf investierten Minuten setzten, besticht die analoge Papierkarte mit einer großartigen emotionalen Rendite. Weiterer wichtiger Vorteil: Mit jeder geschriebenen Postkarte leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Arterhaltung einer aussterbenden Spezies und sichern so unsere kommunikative Biodiversität.
Lesen Sie auch:
Statt Standard-Glückwünsche – Verschenken Sie Komplimente!
Kochen und Co – Welche Hobbys bei Frauen gut ankommen
Schön schreiben – Der Brief- und E-Mail-Knigge
Hin und wieder verschicke ich auch eine Karte zum Geburtstag und bekomme dafür sehr positives Feedback. Mich stört auch die Art und Weise wie man heutzutage gratuliert. Ein „alles gute…“ auf der Facebook-Pinnwand ohne Beachtung von Groß- und Kleinschreibung und ein Like als Dankeschön ist anscheinend gerade zeitgemäß, aber wirklich anfreunden kann ich mich damit nicht.
Das im ersten Kommentar angesprochene Problem, dass eine Karte nicht pünktlich ankommt, ist natürlich ärgerlich, aber deswegen gratuliere ich sicherheitshalber immer auch per Telefon oder Mail.
Im Artikel stellen Sie die Postkarte unter anderem als Möglichkeit der Geburtstagsgratulation dar,
in den wenigsten Fällen ist es aber nur möglich, sie genau termingerecht zugestellt zu bekommen.
Wäre nicht also ein Großteil der „emotionalen Rendite“ schon verpufft, wenn die eigene Karte erst eine halbe Woche nach dem Wiegenest (oder zu früh) eintrifft, der Großteil der Gratulationen anderer hingegen zeitgenau auf Facebook?