Haarige Angelegenheit
Auf den Spuren des perfekten Barts – zu Besuch im Gentlemen’s Circle
Drei-Tage-Bart, Vollbart, Kotelettenbart, Rundbart oder der berühmte Moustache – Bartfrisuren gibt es viele an der Zahl. Doch schmeichelt nicht jeder Bart auch jedem Gesicht gleichermaßen. Gastautor Jannik Diekmann hat mit den Experten vom Berliner Herrensalon Gentlemen’s Circle über das Geheimnis eines perfekten Barts gesprochen und verrät im Gentleman-Blog, was man bei der Bart-Wahl unbedingt beachten sollte.
Eiligen Passanten präsentiert sich der Gentlemen’s Circle als ein moderner Herrensalon in unmittelbarer Nähe des Gendarmenmarktes in Berlin-Mitte. Doch hinter der Fassade verbirgt sich mehr als ein gewöhnlicher Herrenfriseur. Tatsächlich scheint sich hier Barbieren aus aller Welt ein kleines »El Dorado« der Haarmachkunst zu eröffnen. Beim Betreten des Ladengeschäfts fällt der Blick zunächst auf eine große Bar, deren Repertoire von ausgewähltem Gin über Wodka und Whiskey bis hin zum George No. 5 reicht. Ebenso beherbergt das stilvoll eingerichtete Männerrefugium eine kleine Modekollektion von ausgewählten Designern, die neben maßgeschneiderten Hemden und Anzügen auch Uhren, Parfüme oder Krawatten zu bieten hat. Ist dies noch ein Herrensalon oder eher ein moderner Herrenclub?
Manifest der Barbier-Kultur
Beides! Und doch noch ein Stück mehr. Der Gentlemen’s Circle ist ein Rückzugsort für Männer, der in der Auswahl seiner Produkte und Einrichtung Wert auf Exklusivität legt. Die Barbierstühle stammen beispielsweise aus Japan und wurden in Frankreich und dem Schwarzwald bezogen. Maßanfertigung versteht sich! Neben regelmäßigen Gin Tastings fand hier im Übrigen auch schon die Premiere des Werbevideos für den neuen James Bond statt. Doch das Kerngeschäft ist und bleibt die Barbierkunst, die scheinbar Friseure aus der ganzen Welt anzieht. Denn hier trifft man auf Profis aus Istanbul, Manchester, Manhattan und natürlich auch aus Berlin.
Welcher Bart passt zu mir?
Zum Fachsimpeln über Bärte nahm uns Gary Anthony in Empfang. Gary ist Vollblutbarbier aus Manchester, komplett rasiert und ehemaliger Fußballer. Er betreut zahlreiche Bartmodels und ist aufgrund seiner Arbeit eine wahre Koryphäe in der Bartszene. Neben wunderbaren Anekdoten und zahlreichen Tipps zum Bartstyling verriet er uns später auch sein Erfolgsrezept. Doch der Reihe nach.
»Im Grunde richtet sich die Wahl des Barts nach dem persönlichen Geschmack und der Gesichtsform«, erzählt uns Gary zunächst. »Bei Letzterem kristallisieren sich drei Typen heraus: Gesichter mit markanten Wangenknochen, die runde Gesichtsform und das eher längliche Pendant. Die oberste Prämisse für einen Bart ist aber ein natürliches und ästhetisches Erscheinungsbild«, berichtet der gelernte Barbier, während wir uns mit einem guten Tropfen Whiskey in den gemütlichen Vintage-Sesseln niederlassen.
»So müssen vor allem Männer mit markanten Wangenknochen darauf achten, die Bärte an den Seiten etwas kürzer zu halten, um so den Fokus nicht noch mehr auf die Wangenknochen zu legen.« Gary empfiehlt in diesem Fall, eine spezielle Barbiertechnik anzuwenden, die den Bart in dem Wangenbereich zwar aus dem Gesicht hält, ohne jedoch die ganzheitliche Fülle zu beeinträchtigen. »Das Entscheidende hierbei ist eine ästhetische und zum Kinn zulaufende gerade Wangenlinie, die auf beiden Seiten für Symmetrie sorgt«, erklärt er uns und zeichnet die Linie anschaulich mit einer routinierten Handbewegung nach.
»Auch bei runden Gesichtern sollte ein Bart ähnlich geschnitten werden«, fährt er mit seiner Erklärung fort. »Während die Seiten möglichst kurz gehalten werden, kann der Bart am Kinn ruhig etwas länger wachsen, damit eine ovalere Gesichtsform entsteht.« Auf eine allgemeine Symmetrie sollten im Übrigen auch Herren mit eher länglicher Gesichtsform achten. »Nur dürfen hier die Seiten gerne etwas länger wachsen, damit sich eine zum Kinn laufende Wangenlinie ergibt«, schließt Gary die allgemeine Einführung über die verschiedenen Barttypen. So viel also zur Theorie.
Das Geheimnis eines schönen Barts
Während unseres Besuchs erzählt uns Gary außerdem, dass bei vielen Männern häufig die Attraktivität bei der besseren Hälfte die ausschlaggebende Motivation für einen Bart sei. »Völliger Quatsch«, beschwert er sich. »Einen Bart zu haben, bedeutet viel mehr. Er ist in erster Linie das Baby eines Mannes. Es geht darum, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und ihn zu trainieren. Daher ist auch absolutes Vertrauen zum Barbier notwendig. Schließlich würde auch niemand sein Baby in die Obhut eines Fremden legen.« So gesehen, geht auch der Barbier eine Beziehung mit dem Kunden ein, vor allem aber mit seinem Bart.
Im Fußballjargon gesagt: Der Barbier ist Jugendtrainer und Teammanager zugleich, und die Bärte seiner Kunden sind seine Jungs, die er durch viel Training und Geduld erst zu kompletten Spielern formt. Wie innig diese Beziehung am Ende tatsächlich ist, zeigt uns folgende Anekdote. »Ich komme mir manchmal vor wie der Bart-Doktor«, verrät uns Gary lachend. Selbst im Urlaub erhält er Fotos von seinen „Jungs“ und ihrer neuesten Entwicklung. Nicht selten ist dann auch eine Ferndiagnose erforderlich, wenn versehentlich zu viel abgeschnitten wurde. »Die Bartpflege ist eben ein Fulltime-Job«, meint Gary mit einem Augenzwinkern, als er uns beim Abschied zur Tür begleitet.
Fazit
Der Besuch beim Gentlemen’s Circle hat uns gezeigt, dass es natürlich allgemeine Tipps zum Styling eines Barts und den verschiedenen Barttypen gibt. Ebenso lässt sich anhand der Gesichtsform grundsätzlich auch die passende Bartfrisur ermitteln. Was man jedoch als „Laie“ nicht so leicht sagen kann, ist die individuelle Entwicklung eines Barts, denn nicht jedem Herren ist es auch vergönnt, einen dichten Vollbart zu tragen. In diesem Fall ist ein Barbier die richtige Adresse. Wer einmal den Barbier seines Vertrauens gefunden hat, kann in einem Herrensalon wie dem Gentlemen’s Circle ungestört professionelle Barttipps austauschen und sich eine kleine Auszeit vom Alltag gönnen – gern auch bei einem guten Tropfen Bourbon. Für uns wird es mit Sicherheit nicht der letzte Besuch bei Gary gewesen sein.
Hallo zusammen,
kann mich den anderen Kommentaren nur anschließen; wirklich cooler Artikel. Ich selber bin noch sehr neu in der Welt der Bärte haha
Lasse mir nun seit knapp 3 Monaten einen Bart wachsen und ja die Pflege ist schon echt umfassend, soll ja auch gut aussehen!
Habt ihr Erfahrungen mit einem Bartöl? Könnt ihr hier ein bestimmtes empfehlen?
Liebe Grüße,
Luca
hey, danke für den beitrag, ich lasse mir jetzt seit 4 Monaten ein bart wachsen und es bedarf sehr viel Pflege damit es gut ausschaut. LG
Danke Gentlemen Blog für diesen coolen Beitrag. Ich setzte bei der Rasur meines Bartes auf Elektrische Trockenrasierer. Weiter Gentlemen Team.
Hallo,
sehr informativer Beitrag. Jeder der sich für einen Bart entscheidet sollte ihn auch pflegen und gut aussehen lassen. Barttrimmer um den Bart in einer schönen länge zu halten und ggf. den Bart zu stylen gibt es viele gute. Ich bin dabei sehr auf den OneBlade von Philips fixiert finde ihn klasse und möcht ihn auch nicht mehr meiden.
Weiter so gentleman-blog
LG der Lukas
Sehr Informativ.
Ich kenne viele gute Bartschneider, die mit Funktionsvielfalt überzeugen, was auch sehr hilfreich ist.
Ein Mann mit Bart sollte schlicht und männlich aussehen.
Der Bart als Ausdruck des individuellen Stils eines Gentleman bedarf in jedem Fall einer ausgiebigen Pflege – wie auch die gesamte Garderobe! Oft vergessen wird allerdings, dass Männerstil nicht nur in Bezug auf Kleidung und flüchtiges Erscheinungsbild „funktioniert“. Das ist vielmehr ein Lebensgefühl: Wie wäre es mit Bartöl, Gin & Tonic, Weste, Hosenträger, Lederschuhen und guter Lektüre – stets unter Berücksichtigung der stilbildenden Hinweise des Duke of Windsor (Kleidung, Lifestyle und Interieur).
Das mit dem Bart ist ja so eine Sache für sich. Ich kann mich nie so recht entscheiden, rasier aber meist ab einer gewissen Länge bzw. wenn’s zu „unsauber“ wirkt, weil es rasiert einfach sauberer und gepflegter aussieht.
Außerdem: Heute ist man nur noch einer unter vielen, falls man einen Vollbart oder Drei-Tage Bart hat, denn die „Hipster“ haben ja nun voll die Bärte für sich entdeckt. Und dann wird’s halt echt peinlich. Besonders wenn jemand mit Vollbart eine „hautenge“ Röhrenjeans trägt. Nichts gegen etwas engere Hosen (gute Anzughosen sind auch nicht besonders weit), aber in der Kombination ist das echt nur noch zum kotzen.
Auch ganz schrecklich find ich die hochgezwirbelte Bärte a la Horst Lichter. Das mag zu einem älteren Herren passen, aber mit knapp 20? Einfach nur lächerlich. Auch diers Hyper um Bartpflege und Bartpflege produkte finde ich fragwürdig.
Ich muss auch immer schmunzeln wenn ich in Bloggs oder Artikeln Sätze wie „Der Bart gehört zu meiner Persönlichkeit“ lese…
Andererseits kenne ich selber auch Leute, die ohne Bart aussehen wie zehn.
Aber jedem das seine. Im Zweifel aber doch lieber ohne Bart.
Bartpflege hat was feminines, fehlt nur noch die Dauerwelle. Echte Männer verstecken sich nicht hinter Bärten, ausser mann hat kein Kinn. Man stelle sich vor, Superman mit Wallebart…