Benimm im Alltag: Supermarkt-Knigge
Es gibt kaum einen Menschen, der nicht regelmäßig im Supermarkt einkaufen geht. Doch wer einmal in Amerika in einem noblen Shopping Center einkaufen war, möchte eigentlich nie wieder einen Supermarkt in Deutschland betreten. Das liegt in erster Linie an der Freundlichkeit, mit welcher einen die Menschen in den USA behandeln. Das Verkaufspersonal strahlt einen an, es begleitet den Kunden zu den Waren, die dieser sucht. An den Kassen gibt es selten Schlangen. Und wenn es eine gibt, dann warten die Amerikaner gelassen, fröhlich und diszipliniert. Keiner käme auf den Gedanken, sich vorzudrängeln. Und an der Waren-Rutsche am Ende der Kasse stehen aufmerksame, freundliche junge Menschen und nehmen den Kunden das Einpacken der gekauften Waren ab oder helfen ihnen dabei.
Oft wenig rücksichts- und liebevolles Verhalten
In Deutschland gibt es das alles nicht. Die Damen und Herren des Verkaufs, wenn man sie denn findet, tragen Schilder an der Brust, auf welchen geschrieben steht, „wir helfen gerne“, und das ist auch gut, dass sie diese Absicht auf diese Weise kundtun – denn sonst würde das niemand merken. Im Gegenteil, Kunden bekommen den Eindruck sie würden stören, wenn es dem Personal eine Frage stelle. Zudem wird nicht selten an der Kasse (vor-)gedrängelt und die Kassierer sind oftmals vollkommen lieblos am Werke.
Mit dieser bitteren Analyse möchte ich keinesfalls auf das geschundene Personal schimpfen. Man täte ihnen unrecht, wollte man sie generell als unwillig tadeln. das Personal ist in aller Regel schwer beschäftigt. Die großen Supermarktketten in Deutschland sehen vermutlich keine andere Wettbewerbs-Chance als über den günstigsten Preis ihre Kunden zu gewinnen. Deswegen glauben sie offenbar, die Politik fahren zu müssen, immer zu wenige Hilfskräfte in ihren Läden zu beschäftigen und durch diese Lohnkosteneinsparung einen Wettbewerbsvorteil zu erringen, indem sie die Waren sehr billig anbieten, was freilich auch dem Kunden zu Gute kommt. Solange kein Wettbewerber eine andere Form des Marketings zeigt, gibt es in Deutschland zu den oben geschilderten Einkaufbedingungen keine Alternative.
Drei grundlegende Verhaltensregeln im Supermarkt
Die negative Stimmung, die vom überlasteten Verkaufspersonal ausgeht, wird in Deutschland gerne vom Kunden übernommen. Doch wie kann der Einzelne nun mit Höflichkeit, mit Stil und Etikette, mit Freundlichkeit und Herzlichkeit seinen Teil zur Verbesserung des menschlichen Miteinanders in dieser schroffen Einkaufswelt leisten? Es gelten beim Einkaufen dieselben Etikette-Grundsätze, wie in anderen Situationen menschlicher Begegnungen.
Der Kunde, der den Laden betritt, sollte durchaus diejenigen Verkäuferinnen und Verkäufer, die ihm einen Blick zuwerfen, freundlich grüßen. Denn es gilt auch hier die Lebensweisheit, „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es zurück“. Wer Freundlichkeit sät, wird Freundlichkeit ernten. Der Gruß kostet nichts und bringt gewiss auf Dauer etwas – denn der Kunde, der sich durch etwas Freundlichkeit dem Personal gegenüber auszeichnet, wird keine unwirschen Antworten, sondern freundliche Hinweise erhalten.
Der Kunde, der Stil besitzt und die Etikette kennt, fasst nicht Obst und Brot mit seiner Hand an, um es dann in das Brotfach und in den Obstkorb zurückzulegen. Genauso wenig, wie es bei Tisch gestattet ist, ein Stück Brot aus dem Brotkorb zu nehmen und es wieder zurückzulegen, weil man es sich anders überlegt hat, genau so unzulässig ist dieses Gebaren im Supermarkt. Waren, welche nicht verpackt sind, darf man nur anfassen, wenn man sie auch kaufen will.
In der Schlange vor der Kasse hält man einen gewissen Abstand von mindestens 40 cm zu demjenigen, der vor einem steht. Denn für diesen ist es unangenehm, wenn er durch häufige Puffe und Stöße belästigt wird und ihm das Gefühl nicht gewünschter körperlicher Nähe vermittelt wird. Denn die meisten Menschen haben ein natürliches Bedürfnis, einen räumlichen Abstand zu anderen Menschen zu erhalten. Da man nun ebenso wenig aus der Schlange ausscheren, wie im vollbesetzten Aufzug für den erwünschten Intimitätsabstand sorgen kann, fühlen sich viele Menschen höchst unwohl, wenn ihre Mitmenschen allzu unbekümmert die gewünschte körperliche „Bannmeile“ durchbrechen.
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Gastartikel von Uwe Fenner, Leiter des Instituts für Stil und Etikette. In seinen Beiträgen schreibt der Stilcoach und Buchautor über Knigge und Benimm in allen Lebenslagen.
Ich würde noch hinzufügen, dass es sich auch gehört, Leute mit wenig Teilen an der Kasse vorzulassen, wenn man gerade einen Großeinkauf erledigt und ohnehin keine dringenden Termine mehr hat.
Wenn man sieht, dass sich jemand abplagt, weil er keinen Einkaufswagen aber viel zu schleppen hat, sollte man auch anbieten, den- oder diejenige vorzulassen.
In der Obstfrage kann ich nur zustimmen. Ich habe gar keine Lust mehr, etwas zu kaufen, wenn ich sowas beobachte. Genauso schlimm finde ich es, wenn im großen Stil Obst geklaut wird (erst mal eine Rebe „Probier“-Trauben… oder sich Leute hemmungslos auf unbeobachtete Probierstände werfen.
Und Eiscreme in der Obstabteilung lassen, weil man es sich doch anders überlegt hat, ist sowieso die Krönung des Ganzen.
Im Supermarkt vergessen manche Leute echt ihre gesamte Kinderstube.
dieser Text , schert alle Verkäufer über einen Kamm, und dass stimmt nicht.
Ich kenne ganz in meiner Nähe einen Supermarkt im dem Laden, alle Verkäuferinen voll nett zu uns Kunden sind.
Ich persönlich will eigetnlich nie wieder einen amerikanischen Supermarkt betreten. Dieses dauernde Gegrüße und Gefrage, die Tranigkeit, mit der jegliche Tätigkeit erledigt wird, finde ich doch eher nervenaufreibend als ehrlich freundlich. In den USA muss das neutrale Miteinander einander praktisch unbekannter Menschen (Ich bin gekommen, um Sachen einzukaufen, nicht um jemanden zu besuchen) in viele wortreiche Hülsen gekleidet werden.
Natürlich soll man freundlich zueinander sein, aber man muss das nicht mit solchen Worten explizieren, die in Deutschland schon einem Heiratsantrag nahekommen. Die Errungenschaft der modernen Zivilisation ist, dass man konfliktfrei mit vielen verschiedenen Personen auskommen kann ohne floskelhafte Pseudokonversation.
Das Anfassen von Obst ist sicherlich nicht stillos, sondern notwendig. Obst und Gemüse ist sowieso nicht sauber und muss stets vor dem Verzehr geputzt werden.
Wie auch Hanoi anmerkte: Die Qualität des Obsts kann man nur beurteilen, wenn man es in die Hand nimmt. Eventuelle Druckstellen befinden sich auch immer auf der Rückseite – nämlich da, wo das Obst in der Schale lag.
Im Übrigen sieht dies auch das Gesetz so – loses Obst und Gemüse sind „dreckig“ und müssen vor dem Verkauf nicht gewaschen werden. Außer natürlich, sie sind für den sofortigen Verzehr gedacht – in dem Fall ist es jedoch die Aufgabe des Händlers, dafür zu sorgen, dass die Entnahme hygienisch vonstatten geht – durch die Bereitstellung von entsprechenden Zangen oder durch eine Verpackung.
Punkt 2 finde ich etwas fraglich. Natürlich sollte man nicht alles anfingern und verunreinigen, was geht. Aber wer gerne auf dem Markt einkauft, kennt die Bräuche, dass man „doch erstmal riechen“ solle etc.
Außerdem lässt sich der Reifegrad einer Manga, einer Kiwi und Konsorten nun mal am Einfachsten mit einem kurzen Drucktest bestimmen.