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Wider die Belanglosigkeit

Mehr Tiefgang statt Oberflächlichkeit

Mehr Tiefgang statt Oberflächlichkeit

Die Gesellschaft wird immer oberflächlicher, behaupten viele. Doch was meinen diese Menschen eigentlich mit diesem Urteil? Was ist Oberflächlichkeit überhaupt? Der Gentleman-Blog sucht Antworten und geht der Frage nach, wie viel Tiefgang sein muss und sein kann.

Was ist Oberflächlichkeit?

Viele Menschen kritisieren immer wieder die angebliche Oberflächlichkeit unserer heutigen Gesellschaft. Doch was bedeutet Oberflächlichkeit überhaupt und auf welche Art und Weise äußert sie sich?

Wie bereits die Wortherkunft verrät, zentrieren sich oberflächliche Gespräche lediglich auf Äußerlichkeiten und gehen nicht in die Tiefe, sie trauen sich einfach nicht unter die Oberfläche der Dinge vorzudringen. Gleichzeitig erfolgt die thematische Behandlung einer Fragestellung nur kurz und wenig ausdauernd, die Mühe einer anstrengenden Analyse wird gescheut. Die Standpunkte und Argumente sind so ausgewogen, wie die Schlagzeilen in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Und bei der Urteilsbildung über Mitmenschen sind Aussehen, Kleidung und der erste Eindruck die wesentlichen Faktoren. Und genau darum geht es auch in den sehr präsenten sozialen Medien allzu häufig: bei Instagram sexy auszusehen, sich bei Facebook an außergewöhnlichen Orten zu zeigen oder auf Twitter einen coolen Spruch zu posten. Das hat oft viel mit Selbstdarstellung zu tun.

Oberflächlichkeit gehört zum Leben

Fairerweise muss festgestellt werden, dass Oberflächlichkeit zum Leben gehört und unserer Spezies erhebliche Vorteile bringt, nämlich Zeit- und Energieersparnis. Der Tag hat nur 24 Stunden, und es ist uns unmöglich, jedes Kantinenessen und jede Zugfahrt in ein Philosophie-Seminar zu verwandeln. Wir können nicht bei jedem Menschen unter die Oberfläche vordringen und bis zu seinem tiefsten Seelengrund tauchen. Auch Partys, Events, Musikkonzerte oder Stehempfänge sind nicht unbedingt die passende Gelegenheit, um auf Teufel komm raus, nachdenkliche Dialoge zu führen. Hier steht das schnelle Beschnuppern und gegenseitige Abklopfen unterschiedlicher Personen im Vordergrund. Selbst die tiefsinnigsten Menschen werden an diesem Orten kaum Gespräche über den Sinn des Lebens erwarten.

Nachdenklich sollten Sie erst werden, wenn der Tiefgang in Gesprächen und Begegnungen auch im engen Freundes- oder Familienkreis verloren geht. Doch woran erkennt man diese ungesunde Schieflage der Gesprächskultur?

Indikatoren für oberflächliche Gespräche und Beziehungen

Kritisch wird es, wenn für „schwierige“ Themen wie Ängste, Sorgen und Gefühle scheinbar kein Platz mehr vorhanden ist. Wenn Nachfragen über die Befindlichkeit des Anderen ausbleiben oder zur reinen Floskel verkommen. Wenn klar wird, dass der Gesprächspartner sich gar nicht die Mühe macht, das Wesen des Anderen kennenlernen zu können. Sie erzählen von der Krankheit Ihres Vaters oder einer möglichen Scheidung, Ihr Gegenüber nickt kurz und thematisiert dann seine Vorliebe für Apfelkuchen. Sie sprechen über persönliche Schwierigkeiten im Job und Ihr Gesprächspartner bleibt stumm und schaut ins Leere.

Auch die Wahl der Themen ist ein guter Bla-Bla-Indikator. Wird vornehmlich über Trash-TV, Prominente, Autos, Computer, Handys, Kleidungsstücke oder Klatsch gesprochen, kann keine Atmosphäre für ernsthaften Austausch entstehen. Weitere Alarmsignale: gelangweiltes Herumspielen auf dem Smartphone oder ein nebenbei plärrendes Fernseh- oder Radiogerät, von dem der Blick des Gesprächspartners nicht weichen will.

Wie oberflächlich darf ein Gentleman sein?

Auch ein Gentleman kann nicht jeden Mitmenschen in aller Tiefe ergründen. Trotzdem sollte sich ein Gentleman eine erhöhte Sensibilität für die Gefühlslage seiner Mitmenschen erhalten. Gibt das Gegenüber klar zu erkennen, dass es eine schwierige Lebenssituation durchläuft, ist es unverzeihlich einfach auf Banalitäten umzuschalten und munter weiter zu schnattern. Hier gilt es Menschlichkeit zu zeigen, auch wenn es nicht der bequemste Weg ist.

Dieses Eingehen auf das Gegenüber sollte sich proportional zu der Bedeutung intensivieren, die ein Mensch in unserem Leben innehat. Gerade unter engen Freunden und in der Familie werden oft wunderbare Chancen für tiefgehende Gespräche zugunsten von banalem Geplapper und kleinlichem Gezänk vergeben. Schade, ist unsere gemeinsame Zeit doch sehr begrenzt, wie wir in der Rückschau meist schmerzlich feststellen müssen. Diese schmerzliche Erkenntnis sollte motivieren, sich nicht um schwierige Gespräche zu drücken. Wichtig sind stets Zuhören und taktvolles Nachfragen. Es lohnt sich, denn es eröffnet die Chance auf eine für beide Gesprächspartner bereichernde Begegnung.

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Kommentare (5)

  1. Sergio
    Nov 22, 2012

    Sehr guter Artikel!
    Weiter so!!

  2. Nov 8, 2012

    Coole Seite!

    Weiter so!!!

    Grüße aus Bayern

  3. H. H.
    Nov 8, 2012

    Lieber Herr von Lettow-Vorbeck,

    vielen Dank für Ihren Artikel! Dies ist nun schon mein zweiter Kommentar – wiederum zu einem Ihrer Artikel – bei meinem ersten Besuch dieses Blogs.

    Sie sagen meiner Ansicht nach ganz richtig, dass wir „nicht bei jedem Menschen unter die Oberfläche vordringen und bis zu seinem tiefsten Seelengrund tauchen“ können. Ich danke Ihnen besonders, dass Sie die Frage, ob wir das überhaupt wollen würden, nicht unter den Tisch fallen lassen!

    Das Gesprächsthema ist meiner Ansicht nach aber kein besonders sicherer Indikator für die drohende oder bestehende Oberflächkeit einer Konversation. Man kann ausgesprochen oberflächlich über Kant, Nietzsche und Wittgenstein diskutieren, während so manch eine Stammtischplauderei über das letzte Spiel des FC Bayern erstaunlich in die Tiefe der Materie vorzudringen vermag…

    Ein wenig gestört, an dem ansonsten wunderbaren Artikel, hat mich folgender Satz: „Dieses Eingehen auf das Gegenüber sollte sich proportional zu der Bedeutung intensivieren, die ein Mensch in unserem Leben innehat.“ – Das klingt für mich nach einer Maxime à la „Wer mir nichts bringt, den lass ich fall’n!“ Ich vermute, dass Sie diesen Satz aber eher im Tenor des gesamten Artikels verstanden wissen wollen, also: Wen ich nicht kenne, dem offenbare ich nicht sofort mein Innerstes und wen ich gut kenne, dem enthalte ich meine Gefühle nicht vor! Liege ich mit dieser Annahme richtig?

    Herzliche Grüße
    H.H.

  4. Okt 9, 2012

    Ein sehr guter Artikel! Ich werde ihn weiter empfehlen.

  5. Daniel
    Okt 8, 2012

    Sehr schöner Artikel, danke Nicolas. Vor allem, dass unterschieden wird zwischen „notwendigem Beschnuppern“ und tiefsinnigen Gesprächen. Manchmal ist Small Talk in der Tat der erste Schritt zum nächsten, besseren und klügeren Gespräch.

    PS Die Bildauswahl ist göttlich :) Keiner schaut sich in die Augen…

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