Business auf dem Green
Golf: Schwung für die Karriere
Was haben Oliver Kahn, Bill Gates und US-Präsident Barack Obama gemeinsam? Sie alle sind sehr erfolgreich – unter anderem, weil sie leidenschaftliche Golfer sind: Denn abseits von digitalen Karriere- und Business-Netzwerken wie Xing, LinkedIn und Konsorten ist das analoge Green die perfekte Kontaktbörse für alle, die hoch hinaus wollen – oder den nächsten Deal abschließen möchten. Der Gentleman-Blog erklärt, warum Golf spielen für eigene Karriere nützlich sein kann.
Geschäftspartner auf dem Grün näher kennenlernen
In Golfkreisen wird gerne der republikanische US-Präsidentschaftskandidat und Immobilien-Tycoon Donald Trump mit dem Ausspruch zitiert, er könne allein am Verhalten auf dem Golfplatz erkennen, ob jemand ein Gewinner- oder Verlierertyp sei. Nun ist Trump nicht gerade für leise Töne und Bescheidenheit bekannt. Es steckt jedoch eine gute Portion Wahrheit in diesem Ausspruch.
Das bestätigt auch Marco Paeke. Der Chef der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) sieht besonders in der privaten Atmosphäre auf dem Green eine gute Chance, zukünftige Geschäftspartner näher kennenzulernen. „Golf ist ein sehr kommunikativer Sport“, weiß der passionierte Golfer aus eigener Erfahrung. Auch Chefs und Mitarbeiter kommen abseits des Büros schnell miteinander ins Gespräch und begegnen sich in lockerer Atmosphäre auf dem Platz. „Viele der üblichen Förmlichkeiten dürfen Sie hier ruhig beiseitelassen. Denn auf dem Golfplatz duzt man sich in der Regel und erlebt Spiel, Spaß und Spannung in der Natur“, so Paeke. Das senke die Hemmschwelle und verringere die Distanz zwischen Geschäftspartnern.
Eine Umfrage des US-Wirtschaftsmagazins CIO bestätigt das. Unter knapp 400 Führungskräften sagten mehr als die Hälfte (55 Prozent), dass Golfspielen für ihre Karriere hilfreich gewesen sei. Von den weiblichen Managern gaben drei Viertel sogar an, dass ein Verzicht auf das Golfen ihre Karriere vermutlich behindert hätte.
Zeig mir wie du spielst und ich sage dir wer du bist
Business-Leute haben gute Gründe, warum sie so gerne Golf spielen. Einer davon hat mit der Spielart und dem Wesen von Golf zu tun. Spieler verschiedener Alters- und Leistungsklassen kommen locker ins Spiel und verbringen ein gutes Stück Zeit miteinander – eine 9-Löcher-Runde dauert immerhin zwei bis drei Stunden, bei 18 Löchern ist man vier bis fünf Stunden gemeinsam unterwegs. Golf ist keine Kontaktsportart, sondern eine ruhige und verletzungsarme Freizeitbeschäftigung. Wo bei anderen Sportarten gerempelt, gerauft und geworfen wird, liegt beim Golfen die Kraft in der Ruhe. Die Spieler sehen den Ball vor sich auf dem Tee oder im Gras und nehmen sich Zeit, bevor sie ihn schlagen. Einfach innehalten und die Gedanken sammeln, um sich dann auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das versetzt einen in eine ganz andere geistige Haltung.
Ein weiterer Grund, warum sich Golf großer Beliebtheit in den Chefetagen erfreut: Bei keiner Sportart erfährt man in kürzerer Zeit mehr über einen anderen Menschen. Damit ist nicht einmal gemeint, was er Ihnen über seine Familie und seine Arbeit erzählt, sondern welche Charaktereigenschaften der andere hat.
Glauben Sie nicht? Beobachten Sie einfach einmal Ihren Mitspieler: Reagiert er verärgert, wenn er seinen Ball nur an der Oberkante erwischt? Schmeißt er den Schläger cholerisch von sich? Bewegt er sich tiefentspannt und einer Gazelle gleich auf dem Grün? Ist er ungeduldig, während Sie das Loch lesen und putten? Tippt er ständig auf seinem Smartphone herum? Und kann er seinen Punktestand korrekt ausrechnen oder schummelt er?
Beim Golfen ist Taktik und Strategie wichtig
All das kann Ihnen das Einschätzen Ihres Gegenübers erleichtern und kommt Ihnen zugute, wenn es um Geschäftsverhandlungen geht. Interessant ist beispielsweise auch, ob Ihr Gegenüber ein Dampfplauderer ist und die Etikette kennt. Rücksichtslose Dauerquasseler, die große Reden aber kaum den Schläger schwingen, sind auf dem Golfplatz nicht gerne gesehen. Auch wenn jemand abschlägt, heißt es ruhig sein. Über Geschäfte wird meist später gesprochen – spätestens am 19. Loch, also im Clubhaus.
Es gibt viele Parallelen zwischen dem Golfspielen und der Geschäftswelt, das bestätigt auch Marco Paeke. Er weiß, wie wichtig das Knüpfen von Kontakten ist und wie sehr der Golfsport das Networking ermöglicht, hat er doch selbst schon den einen oder anderen Deal auf dem Grün eingelocht.
„Beim Golfen ist Taktik und Strategie wichtig – das lässt sich schon auf die Berufswelt übertragen“, so Paeke. Die Gleichung „besonders ehrgeizig auf dem Platz gleich besonders erfolgreich im Büro“ geht aber nicht immer auf. Zwar ist Golf keine Teamsportart, aber wenn man in einem Flight zusammen spielt, sind Alleingänge und rücksichtsloses Spiel auch hier verpönt. Der Golfmanager warnt vor übertriebenem Ehrgeiz. Als verbissener Siegertyp mache man sich keine Freunde – weder im Büro noch auf dem Golfplatz.
Vorab mit Spiel und Regeln vertraut machen
Wer jetzt den Golfplatz als Karrieresprungbrett nutzen will, sollte aber bereits etwas mit den Regeln und dem Spiel vertraut sein. „Beim ersten Treffen auf dem Green empfiehlt es sich, wenigstens den Unterschied zwischen Holz und Eisen sowie die richtige Schlägerhaltung und Schwungtechnik zu kennen“, rät Paeke. „Nur mit dem Golfschläger in der Hand rumzulaufen und wichtig zu gucken, bringt nichts!“ Aber keine Angst, niemand erwartet, dass Sie gleich wie ein Tiger Woods zu seinen besten Tagen spielen.
Rund 95 Prozent aller Business-Golfer sind weit entfernt vom Leistungsgolfer und brauchen auch mal drei Schläge und mehr, um den Ball aus dem Bunker zu befreien oder ihn letztlich einzulochen. Laut dem amerikanischen Wirtschaftsjournalisten Geoffrey Colvin vom Fortune Magazin hat das sogar sein Gutes. Der eine oder andere Patzer oder Lacher verbindet auf eine besondere Art, wie es nach einem Geschäftsessen wohl eher nicht möglich wäre.
Wer sich auf dem Green gegenüber seinem Chef oder Kollegen richtig verhält, kann damit auch die Karriere ankurbeln. „Fragen Sie einfach Ihren Geschäftspartner oder Chef, ob er Golf spielt. Und auch wenn er verneint, haben Sie jetzt die Gelegenheit, eine gemeinsame Runde auf dem Platz vorzuschlagen“, empfiehlt Paeke.
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Jupp, dass kann ich bestätigen. Auch ich habe schon auf dem Golfplatz den einen oder anderen Kontakt zu einem späteren Geschäftspartner gehabt. Hätten wir uns außerhalb des Golfsports getroffen, wären wir aneinander vorbei gelaufen. Golfen verbindet und öffnet in manchen Situationen unerhoffte Türen.
Gut geschrieben und es stimmt.