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Heiß-kalter Sommer erfordert eine Garderobe der Extreme

Heiß-kalter Sommer erfordert eine Garderobe der Extreme

Der diesjährige Sommer macht es uns wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass er sich großteils schlichtweg überhaupt nicht zeigt und uns stattdessen mit Regen, herbstlich-kühler Luft und mitunter heftigen Windböen – pardon – nervt. Die wenigen Tage, an denen er sich die Ehre gibt, glänzen dafür durch Temperaturen jenseits von gut und böse, garniert durch Luftfeuchtigkeit, die jedem arbeitenden Menschen den Büroalltag zur wahren Qual werden lässt. Kurzum: Ein Sommer der Extreme. Damit Sie die verbleibenden Sommertage möglichst elegant bewältigen können, lesen Sie hier meine Tipps für die Garderobe der Extreme.

Weniger Schweiß im Freskoanzug

Der ideale Reise- und Sommeranzug ist einreihig, dreiteilig – also mit zusätzlicher Weste ausgestattet – und besteht aus dunkelblauem Fresko. Fresko ist ein Kammgarngewebe in Leinwandbindung aus stark verdrillten Fäden. Die lose Webung macht das Tuch extrem atmungsaktiv, die festen Garne lassen den Anzug gut fallen und Tragespuren lange Zeit widerstehen. Selbst nach einem Tag voller Meetings oder einem Langstreckenflug genügen wenige Stunden auf dem Kleiderbügel, um den Freskoanzug wieder wie neu aussehen zu lassen. Neben weniger Bügelaufwand bedeutet Fresko, mein persönlicher Sommerstoff Nummer eins, also ganz einfach: Weniger Schweiß. Keine ganz schlechte Sache bei 35 Grad im Schatten.

Der perfekte Fresko ist zudem nicht unbedingt ein klassische sommerliches Leichtgewicht, sondern bringt um die 300 Gramm pro Quadratmeter auf die Wage, lieber mehr als weniger. Das hat – neben dem ästhetischen Vorteil des wesentlich schöneren Falls – auch den praktischen Nutzen, dass ein Temperaturunterschied von bis zu zehn Grad problemlos ausgeglichen werden kann. Was der Anzug dann zu luftig ist, gleicht er durch den mehr Körperwärme speichernden Stoff wieder aus. Hier kommt auch die Weste ins Spiel: An kühlen Tagen dient sie als willkommene zusätzliche Stoffschicht. Bei großer Hitze kann man sie einfach weglassen.

Das Hemd: Luftig, aber nicht zu leicht

Auch bei der Wahl des Hemds sollte Ihre oberste Devise sein: Luftig, aber nicht unbedingt leicht. Entscheiden Sie sich für Stoffe, die möglichst offenporig und grobkörnig sind. So kann warme Luft rasch vom Oberkörper abtransportiert werden, und die durch Armbewegungen erzeugten Luftströme kühlen wesentlich effektiver, als dies beispielsweise bei einem zwar dünnen aber belüftungshemmenden Batist der Fall wäre. Wer im Sommer nicht bereits bei kleinsten Bewegungen den Hitzetod zu sterben droht, dem sei besonders zu Pinpoint geraten. Dieser etwas feinere Oxford ist einigermaßen luftig, knitterarm, pflegeleicht und, ein wahrer Segen, wenn es darum geht, Körperfeuchtigkeit aufzunehmen, ohne sich klamm anzufühlen. Darüber hinaus ist Pinpoint dick genug, um auch an kühlen Tagen genügend Speichermöglichkeit für Körperwärme zu bieten.

Die idealen Sommerschuhe: Loafer

Der ideale Sommerschuh ist und bleibt der Loafer. Auch zum Anzug. Skeptiker dieser Praxis sind meiner Erfahrung nach mit dem Hinweis auf eines der großen Vorbilder des stilaffinen Mannes und dessen Schuhwahl zu besänftigen: Ian Flemmings Romanheld James Bond trägt stets Schlüpfschuhe, er verabscheut Schnürsenkel regelrecht. Davon abgesehen leistet kaum ein anderer Schuhtyp bei an schwül-warmen Tagen stärker anschwellende Füße bessere Dienste als der Loafer.

Zwei weitere Details machen den Loafer zum Wetterwunder: Rauleder und dünne Gummisohlen. Rauleder ist entgegen aller Behauptungen das pflegeleichteste Schuhleder. Es braucht nicht aufwendig poliert zu werden und sieht auch nach einem Regenguss durch kurzes Abreiben mit einer Spezialbürste wieder ansehnlich aus. Aber Gummisohlen? Ist das mein Ernst? Nehmen wir an, Sie gehen an einem strahlenden Sonnentag morgens außer Haus und werden am frühen Nachmittag von einem Sommergewitter überrascht. Also: Gummisohlen.

Wie Sie sehen, muss ein unberechenbarer Sommer nicht zwangsläufig bedeuten, dass Mann sich nicht vorausschauend kleiden kann. Er muss nur wissen, wie.

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Über den Autor

Gastbeitrag von Florian S. Küblbeck. Im renommierten Stilmagazin war der Modejournalist und Stilcoach federführend für den redaktionellen Teil verantwortlich. Heute arbeitet er für verschiedene Blogs und Online-Magazine. Sein Spezialgebiet ist die klassische Herrengarderobe. Im Gentleman-Blog schreibt er unter anderem über Stil und die Garderobe eines Gentleman.

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