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Gestatten, Dandy »Beau« Brummell!

Gestatten, Dandy »Beau« Brummell!

Im Gentleman-Blog dreht sich alles um Geschmack, Stil und gutes Benehmen. Eben all die Eigenschaften, die gemeinhin mit einem Gentleman assoziiert werden. Heute widmen wir uns einmal einer, man könnte beinahe sagen, Unterkategorie des Gentleman: dem Dandy. Der Engländer George Bryan »Beau« Brummel ist der Ur-Dandy schlechthin. Er verhalf der Männerwelt zu einem ganz neuen modischen Bewusstsein und war der erste »It-Boy« Londons.

Der Dandy verabscheut das Grelle, Laute und Parfümierte

Ein Dandy ist historisch betrachtet eine besondere Art des Gentleman. Er legt sehr großen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild und kombiniert dies mit den perfekten Manieren eines Gentleman. Der Dandy verabscheut das Grelle, Laute und Parfümierte. Sein Augenmerk gilt dem perfekten Stil und Auftreten. Zu jedem Anlass die passende Kleidung zu tragen, erhebt der Dandy zum Lebenszweck. Oft wird in diesem Zusammenhang der Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900) als archetypischer Dandy genannt, da seine Lebensweise sich wunderbar in dieses Muster einfügt. Doch bereits 76 Jahre vor Wild erblickte in London George Bryan Brummel das Licht der Welt. Bevor er 1840 verarmt in Frankreich starb, hatte er sich den Beinamen »Beau« erarbeitet und seinen Platz in der Geschichte erobert.

Brummel, Sohn eines Privatsekretärs von Lord North, der ihm nach seinem Tod 1794 die damals stattliche Summe von mehr als 20.000 Pfund hinterließ, hatte frühzeitig Kontakt zur adligen Klasse, obwohl fern von ihr geboren. Er erregte die Aufmerksamkeit von Prinz George unter dessen Einfluss er 1796 den militärischen Rang eines Captains errang. Als sein Regiment kurze Zeit später jedoch ins triste Manchester verlegt werden sollte, dankte Brummel ab. Finanziell gut ausgestattet und versehen mit Kontakten in die besten Kreise, bezog er Quartier im Zentrum Londons und frönte fortan seinem extravaganten Lebensstil.

Brummel propagierte die neue Schlichtheit in der Mode

Er beeindruckte im ausgehenden 18. Jahrhundert die Londoner Society. Brummel kultivierte seine Kleidung, sein Auftreten, die Körperpflege und seinen Wortwitz. In einer Zeit, wo die Herren der adligen Kreise noch ganz der höfischen französischen Mode folgten, propagierte Brummel bereits die neue Schlichtheit. Er erschien ungepudert, unparfümiert und ohne Perrücke. Dennoch benötigste er eigenen Angaben zufolge fünf Stunden um sich anzuziehen. Seine Rasur war makellos. Ebenso die Kleidung. Er trug – noch absolut untypisch für diese Zeit – einen modernen Herrenanzug und dazu ein schnörkelloses und glattes Jackett. Seine Füße schmückte die Bottine, eine geschnürte Herrenstiefelette. Der Hals wurde von einer gewieft geknoteten Krawatte dekoriert. Alles war natürlich frisch gewaschen und in bester Form. Sein Kleidungsstil und die Art sich zu geben erlangte unter der Bezeichnung »Dandy« Berühmtheit.

»Beau« Brummel erster »It Boy« Londons

Lange bevor es die breite Medienberichtserstattung und die Yellow-Press gab, wurde George Bryan Brummel so zum ersten »It Boy« Londons und erhielt seinen Spitznamen »Beau«. Er war quasi ein früher Vorläufer der heutigen Celebrities, die einfach nur berühmt sind für ihr Berühmtsein ohne dabei einer ernsthaften Beschäftigung nachzugehen.

»Beau« Brummel wurde so zu einer frühen Stilikone und seine geradezu pingelige Auffassung von sauberen Zähnen, tadelloser Rasur und eines täglichen Bades fand viele Nachahmer – ja machte diese Hygienevorstellungen gar populär.

Brummel rät: Stiefel nur mit Champagner putzen!

Zu einem richtigen Dandy und Celebrity gehören natürlich auch unglaubliche Anekdoten und Klatsch. »Beau« Brummel hat auf diesem Terrain wirklich einiges zu bieten. Der Legende nach soll er sich seine Handschuhe stets von zwei verschiedenen Fabrikanten angefertigt gelassen haben. Der eine war für die Daumen zuständig, der andere für die Finger. Angeblich vertraute er beim Schnitt der Haare gleich auf drei Friseure. Einer war für die Stirnpartie verantwortlich, ein anderer für die Seiten und der Dritte für den Hinterkopf. Für die Träger von Herrenstiefel, die er populär machte, hatte er den Rat parat, die Stiefel ausschließlich mit Champagner zu putzen.

Brummels Aufstieg folgt ein tiefer Fall

Doch natürlich kein Aufstieg ohne Fall. Und »Beau« Brummel sollte tief fallen. Bedingt durch seinen Verkehr in reichen Kreisen geriet er auch an das Glücksspiel. Im Gegensatz zu seinen adligen Mitspielers waren seine monetären Reserven jedoch arg begrenzt. Dies stellte so lange kein Problem dar, wie er auf einen Kredit bei seinen wohlhabenden und einflussreichen Freunden hoffen konnte. Doch im Jahr 1813 folgte der Bruch mit seinem Freund Prinz George. Zwei Jahre zuvor wurde dieser, bedingt durch den schlechten Gesundheitszustand seines Vaters George III., zum Prinzregenten des Vereinigten Königreichs von Großbritannien ernannt (und 1820 sogar zum König). Der neue Herrscher trennte sich daraufhin von alten, jetzt als ungebührenden Umgang empfundenen Weggefährten. So auch von Brummel. Auf einem Maskenball im Juli 1813 stand »Beau« Brummel zusammen mit seinen Freunden Lord Alvanley und Henry Pierrepoint, als der Prinzregent dazustieß. Er begrüßte lediglich Alvanley und Pierrepoint. Brummel schnitt er. Diese Respektlosigkeit veranlasste »Beau« zu folgender waghalsiger Frage: „Alvanley, wer ist dein fetter Freund?“

Seit 2002 Statue in London zu Ehren Brummels

Er kam mit dieser Beleidigung für den Moment ungeschoren davon, doch mit seinem Protektionismus innerhalb der adligen Gesellschaft war es vorbei. Brummel war quasi zum Abschuss freigegeben. Das aufgebrauchte Erbe und die massiven Spielschulden zwangen ihn zur Flucht nach Frankreich. Er endete letztlich im Irrenhaus von Caen, wo er 1840 völlig mittellos verstarb.

Im Jahr 2002 wurde in der Londoner Jermyn Street eine Statur von George Bryan Brummel aufgestellt. Die tschechische Bildhauerin Irena Sedlecka setzte »Beau« dadurch ein Denkmal. In eleganter Pose verharrend, mit Stock und Zylinder, ist der Ur-Dandy so endlich für immer in sein geliebtes London zurückgekehrt und mahnt hier, nicht unweit vom Piccadilly Circus entfernt, die Herren der Stadt an die Wichtigkeit und den Genuss eines tadellosen Auftritts.

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