Gentleman-Blog vor Ort
Mit Vollgas ins Wochenende am Nürburgring
Keine Lust auf den alljährlichen Kurztrip nach Malle? Für die Wochenend-Sause in den Bergen ist es zu kalt, Kids und Kegel schreien nach Spannung, Spaß und Spa? Hier unser Tipp: Fahren Sie an den Nürburgring. Deutschlands bekannteste Rennstrecke hat mehr zu bieten als nur die legendäre Nordschleife. Glauben Sie uns, wir waren da!
Ein Wochenende auf der Überholspur
Der Nürburgring liegt in der idyllischen Eifel und ist Deutschlands Antwort auf Disneyland – nicht nur für Rennsport-Fans. Seit der historische Rennkurs am 18. Juni 1927 mit dem Eifelrennen für Motorräder eröffnet wurde, haben hier Legenden wie Rudolf Caracciola, Niki Lauda und Michael Schumacher ihre rasantesten Runden gedreht. Auch wenn die Nordschleife, volkstümlich wird sie auch „der Ring” oder „Die Grüne Hölle” genannt – den Namen verdankt sie Jackie Stewart – seit 1976 nicht mehr als offizielle Formel 1 Strecke genutzt wird, ist sie bis heute, mit ihren insgesamt 25,98 km (mitsamt der 1984 erweiterten Grand-Prix-Strecke) die längste Rennstrecke der Welt. Hier finden jedes Jahr verschiedenste Motorsportveranstaltungen statt und Tausende Besucher aus aller Welt pilgern in die Eifel, um Benzingeruch und siedendes Motorenöl zu schnuppern, wenn die heißen Öfen am Flugplatz vorbeirasen oder durch das Schwedenkreuz schießen. Von der berühmten Langstrecken-Serie, über das 24-Stunden-Rennen bis hin zu Vintage-Rallyes auf zwei und vierrädrigen Boliden – auf dem Nürburgring ist alles schnell. Auch der Herzschlag.
Erst recht, wenn man nicht nur zum Zuschauen herkommt, sondern zum Mitmachen. Die Location im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ist ein wahres Abenteuerland für Familien und ein aufregendes Ausflugsziel für ein Wochenende auf der Überholspur.
Das Lindner Hotel ist die beste Adresse für einen Boxenstopp. Nicht nur, weil der Blick vom Balkon auf die Rennstrecke einmalig auf der Welt ist, sondern weil Sie von hier schneller mitten im Geschehen sind, als Alonso in seinem Aston Martin. Familien und Gruppen sind im Ferienpark besser untergebracht. Hier herrscht dank der Sauna- und Spa-Landschaft die wohl entspannteste Stimmung am Ring und die großzügigen Ferienwohnungen mit Blick auf die umliegenden Hügel und Täler der Hocheifel haben schon manchen Möchte-Gern-Rennfahrer zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Zwar liegt der Ferienpark ein wenig weiter weg von der Action als das Vier-Sterne Congress Hotel, dafür haben Sie hier ein exzellentes Wander- & Radwegenetz direkt vor der Haustür.
Warm-up im Kart
Zum Auftakt lädt die hauseigene ring°kartbahn mit ihren spritzigen Elektro-Karts und der kurvenreichen Strecke zum Aufwärmen ein. Etwa 25 Sekunden dauert eine Runde, doch die haben es in sich: Vollgas-Kurven, harte Bremsmanöver und anspruchsvolle Kurvenkombinationen wechseln sich ab und zeigen schnell, wer Herr im ring° ist. Weniger schnell, dafür um einiges anspruchsvoller, geht es im Offroad-Park zu. Hier können Sie sich auf einem der modernen Quad-Bikes austoben und über Stock und Stein brettern, oder sich im Jimny Jeep an steilen Abhängen versuchen.
Die Buckelpiste mit ihren drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden ist nichts für schwache Nerven oder ungeübte Fahrer – hier ist echtes Geschick am Steuer gefragt. Wer mit zwei Reifen in der Luft, den Achsen am Anschlag und einer qualmenden Kupplung keine schwitzenden Hände bekommt, darf direkt auf den Grand-Prix-Kurs weiterfahren. Nicht im Jimny versteht sich, sondern im Formel-Fahrzeug!
Safety first!
Nach Einweisung vom Profi-Team der Driving-Academy darf man sich auch schon in einen feuerfesten Anzug schmeißen, den Niki Lauda 1976 hätte gut gebrauchen können. Damals zählte Stil noch mehr als Sicherheit und der legendäre Juan-Manuel Fangio zum Beispiel setzte sich vorzugsweise in Poloshirt und Stoffhose ans Lenkrad, während Michael Hawthorn kein Rennen ohne Fliege fuhr. Erst nach Laudas Unfall tauschte man die leicht brennbaren Rennoveralls gegen ein feuerfestes Outfit.
Die Gäste-Garderobe der Academy ist so sicher, wie sie schick ist, und sobald der Reißverschluss geschlossen ist, sitzt man auch schon mit schwitzendem Gesäß in seiner Seifenkiste mit Düsenantrieb. Das Lenkrad erinnert mit seinen bunten Knöpfen und Schaltern mehr an den Controller eines Spaceships, als an den wohlbekannten PKW in der hauseigenen Hofeinfahrt und ein Raketenstart scheint die einzig mögliche Anfahrtsweise in dem 160 PS starken Leichtgewicht zu sein.
Mutige betätigen jetzt den grünen Knopf und machen sich ready-to-take-off. Jetzt Kupplung kommen lassen, Gas geben und in weniger als vier Sekunden ist das 455 kg Hightech-Formel-4-Fahrzeug außer Sichtweite. Vom inneren Schweinehund fehlt sofort jede Spur und sämtliche Mitreisende sind mit der Umgebung zum rasenden Einheitsbrei verschmolzen. Büsche, Schilder und Pylone ziehen genauso schnell vorbei, wie das eigene Leben andersrum, risse man jetzt das Lenkrad rum. Doch zum Nachdenken und Lebewohl sagen bleibt bei Tempo 180 wenig Zeit. Für Lewis Hamilton eine Lachnummer; Laien treibt es vor Stress den Schweiß auf die Stirn. Die besonders eifrigen Teilnehmer legen in der dritten Runde gekonnt die ersten Dreher hin, während sich die Damen mit gesitteten 5000 Umdrehungen zufriedengeben. Nach ca. 20 Minuten Fahrtraining ist der Ritt durch „Die Grüne Hölle” vorbei, die Teilnehmer fühlen sich wie Stewart persönlich.
Im eigenen Auto (und am Controller) über die Nordschleife
Wer mit dem eigenen Auto angereist ist, kann die Nordschleife auch damit erkunden. Wir empfehlen für die 73 Kurven allerdings etwas dezent sportlicheres als den Family-Camper. Haben Sie nicht im Gepäck? Macht nichts. Im Ring Taxi können Sie als Co-Pilot bei einem Vollprofi mitfahren und bis zu schauderlich-schnelle 320 km/h erreichen. Wem danach die Ohren schlackern und die Knie schlottern, stärkt sich in einem der Restaurants am Ring oder genehmigt sich auf den Schock einen Schluck in der eSports Bar.
Hier stehen auch zwölf Simulatoren, mit denen Profis und die, die es gerne wären, ein paar Übungsrunden auf der Nordschleife drehen können, ohne Risiko – selbst mit Promille. Ansonsten kann man sich auch im 2009 eröffneten multifunktionalen Eventgebäude von den Strapazen auf der Strecke erholen. Hier finden Sie vom Kino, über eine Shoppingmeile, wo selbst der Dalai Lama schon schwach wurde und sich in seine orange Hornbrille verliebte, bis hin zum Motorsport-Museum, eine große Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten für Familie und Freunde. In der Eventhalle können Sie sogar heiraten, sollten Sie sich auf dem Rennplatz in Rekordzeit verliebt haben!
Wie gesagt: am Nürburgring geht alles etwas schneller. So oder so – schnallen Sie sich gut an und dann mit Vollgas voraus.
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