Ein freier Tag? Erleben Sie was, aber mal ohne Technik!
86.400 Sekunden werden uns täglich geschenkt. Wenn uns dieses Zeitkonto an einem freien Tag zur eigenen Verfügung steht, müssten eigentlich die Glückshormone tanzen. Trotzdem enden solche Freiräume oft in einer Enttäuschung. Das gilt vor allem, wenn man alleine ist und niemand die Zeit mit einem teilt. Der Gentleman-Blog wünscht einen guten Tag und gibt Anregungen, wie Sie einen freien Tag mal ohne Technik verbringen können.
Freizeit als Bürde
„Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen“, das wusste bereits Johann Wolfgang von Goethe und an dieser Weisheit hat sich bis heute nichts geändert. Gerade an arbeitsfreien Tagen kommt es überproportional oft zu Enttäuschungen und Ärger, da wir ihnen mit einer völlig überhöhten Erwartungshaltung begegnen. Schließlich haben wird die ganze Woche über im Büro geschuftet. Deshalb muss der freie Tag unbedingt ein Superlativ werden und uns gebührend für unseren Arbeitsfleiß belohnen. Aus Angst etwas zu verpassen, um die freie Zeit betrogen zu werden, wird der Tag völlig mit aufreibenden Freizeitaktivitäten überfrachtet. Wir hetzen von Sensation zu Attraktion und wundern uns am Ende des Tages, warum sich keine Entspannung einstellen mag.
7 Freizeittipps für einen entschleunigten Tag
1. Legen Sie sich auf eine grüne Wiese und träumen Sie
An einem Frühlingstag gibt es kaum etwas Schöneres, als sich die Sonne so richtig auf den Pelz brennen zu lassen. Holen Sie sich Ihre Glückshormone einfach mit den Sonnenstrahlen, aber meiden Sie die Tummelplätze der erholungssüchtigen Massen. Oder haben Sie wirklich Lust eng an eng im Eiscafe auf dem Marktplatz zu hocken und passiv an den Gesprächen anderer über das Fernsehprogramm von gestern Abend teilzuhaben? Verziehen Sie sich lieber auf eine abgeschiedene Waldlichtung. Ist das private Paradies erst einmal gefunden, kann es immer wieder zum vertrauten Refugium werden. Übrigens, dort kann man auch vorzüglich lesen.
2. Trauen Sie sich ein Reclam-Büchlein zu
Erinnern Sie sich noch an die kleinen, gelben Büchlein aus der Schule? Den Meisten dürften diese noch aus ihrer Schulzeit in bisweilen schmerzvoller Erinnerung sein. Doch mit einigen Jahren Abstand und persönlicher Reife erweisen sich die Gelblinge als wundervolle Begleiter für einen freien Tag. Für kleines Geld bekommen Sie in der nächsten Buchhandlung unsterbliche Klassiker wie “Nathan der Weise“ oder “Die Leiden des jungen Werther“. Die Kleinen sind handlich, müssen nicht geschont werden und sind bequem in wenigen Stunden zu lesen. Sie werden erkennen: Weltliteratur ist spannend wie ein Krimi und immer aktuell, da die Themen wie Liebe, Tod und Ehre absolut zeitlos sind. Trauen Sie sich an die Klassiker und verblüffen Sie Freunde und Kollegen: „Und was hast du am Wochenende so gemacht?“ – „Den Werther von Goethe gelesen!“.
3. Machen Sie einen langen Spaziergang in der Natur
Es muss ja nicht gleich das anstrengende Power-Jogging mit sportlich verzerrtem Gesicht sein. Machen Sie lieber einen entspannten Spaziergang durch reizvolle Natur. Auch aus übervollen Großstädten führen viele Züge heraus; schon nach einer halben Stunde ist man auf dem beschaulichem Land, am See, im Wald oder in den Bergen.
4. Besuchen Sie einen botanischen Garten
Ist das Umland hinreichend erforscht, bieten sich botanische Gärten als Oasen der Ruhe an: Expeditionen zu Orchidee, Begonie, Kamelie, Venusfliegenfalle und Konsorten. Ein botanischer Garten ist lehrreich und ein Ort der Entspannung. Viele dieser Institutionen sind an Universitäten angeschlossen und kosten deshalb nur wenig Eintritt. Doch dieser kleine Obolus führt dazu, dass diese Gärten meistens wesentlich leerer als vergleichbare Parks sind, und es sich um ein ruhiges und kultiviertes Publikum handelt.
5. Gehen Sie mal wieder ins Theater
In fast jeder größeren Stadt existieren wundervolle Theater. Tipp: Einfach hingehen und die besondere Theater-Atmosphäre genießen. Sie werden sehen: Das Erlebnis, Schauspieler live auf der Bühne in Aktion zu sehen, lässt sich absolut nicht mit dem Schauspiel in der Flimmerkiste vergleichen. Das Theater-Erlebnis ist auch ohne Dolby-Surround-Anlage deutlich intensiver und bleibt länger in Erinnerung.
6. Vergessen Sie vorsätzlich ihr Handy
Egal, was Sie unternehmen: Wie wäre es damit, die elektronische Fußfessel, die sich als praktischer Lebensplaner und Entertainer tarnt, einfach auf der heimischen Kommode zu vergessen. So können sich sich an diesem Tag besser auf Mensch, Natur und Erlebnisse einlassen.
7. Verzichten Sie auf Marschgepäck
Sie müssen nicht vollgepackt wie Reinhold Messner auf zum Weg zum Himalaya das Haus verlassen. An einem lauen Tag reichen Jacke, ein wenig Proviant und etwas zu lesen vollkommen aus. Eine leichte Ausrüstung lässt Sie bei Ihrem Ausflug nicht so schnell ermüden, so dass sie mehr vom Tag haben.
Den Tag nicht zu voll stopfen
Selbstverständlich lassen sich diese Freizeitanregungen auch kombinieren. Sie können also morgens zum botanischen Garten fahren, dort ein wenig die Wunder der Natur bestaunen, auf einer grünen Wiese einen Klassiker genießen und den Tag im Theater ausklingen lassen. Doch wichtig ist vor allem: Packen Sie nicht zu viel in einen Tag hinein, die Freizeit ist schließich zum Ausruhen und Genießen da. Das Glück steigt nicht proportional mit der Zahl der Aktivitäten. Der Gentleman-Blog wünscht einen schönen freien Tag!
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OJE – ein ganzer Tag mit Nichtstun zu füllen haben wir wohl verlernt:-) Wenn ich frei habe, habe ich irgendwie immer das Gefühl, dass noch ganz viel zu erledigen wäre was liegengeblieben ist. Aber weder für unseren Körper noch für unsere Seele ist das gut auf Dauer. Wir müssen wohl lernen uns Auszeiten zu nehmen und sie auch als genau solche zu nutzen…
Was haben wir früher bloß ohne Handy und Computer gemacht?Viele haben schon vergessen wie das war.Aber es ging damals ohne und die Zeit schien langsamer zu laufen.Die Technik hat uns heutzutage vereinnahmt,raubt uns Zeit für die wesentlichen Dinge und setzt uns unter Stress und isoliert uns auch von persönlichen Kontakten.Auch das ist ein Ergebnis des Computer- und Handyzeitalters.Mindestens einmal die Woche sollte der Laptop zugeklappt bleiben und das Handy ausgeschaltet werden.Raus an die frische Luft,ans Meer,mal wieder zu sich selbst finden,sich persönlich mit Leuten unterhalten.Einfach das pure reale Leben ein Stück erleben und aufnehmen.Das ist wichtig für das innere Gleichtgewicht.
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Heute fällt es uns oft schwer, mal nicht am Computer, Tablet oder Handy zu hängen. Normalerweise soll uns diese ganze Technik das Leben erleichtern. Dabei merken wir aber nicht, dass sie unser Leben anfängt zu bestimmen. Deshalb sollte man einen Tag in der Woche haben, vielleicht den Sonntag, an dem man weder ein Handy, noch einen Computer benutzt. Wir haben schon vergessen, wie entspannend ein Gang durch die Natur sein kann.
Vielen Dank für die Inspiration
Nick P.
Danke für den Artikel.
Dieser kann sicherlich helfen die plötzliche, totale, enttäuschende Langeweile an solchen Tagen aufzufüllen.
Doch eigentlich erschrecke ich ob solch einem Artikel.
Leider sind wir offensichtlich schon soweit, dass wir nichts mehr mit UNSERER Zeit, welche wir SELBER planen können, anzufangen wissen.
Mein persönlicher Terminplan ist an solchen Tagen ziemlich leer und ich lasse den Tag, die Zeit und die Gelegenheiten auf mich zukommen.
Ideen und Projekte habe ich einige im Hinterkopf und treibe diese auch voran, doch anderer-seits halte ich es wie Oskar Wilde: „Versuchungen sollte man nachgeben – wer weiss wann sie wiederkommen.“
Das „süsse Nichtstun“ kann ich persönlich wirklich empfehlen und erhole mich glänzend da-bei.
Liebe Grüsse
McMorghey
Ein wunderbarer Artikel, Danke!
Eine Frage zum Zitat von Göthe, woher genau stammt das Zitat?
Vielen Dank,
Fabian