Teil 14
Geschichte der Mode: Anfang des 21. Jahrhunderts
Eine wesentliche Entwicklung der Modegeschichte des 20. Jahrhunderts war die Entstehung von Jugendkulturen mit Modetrends, über die sich die Jugend definierte. Ob nun die Beat-Generation nach dem Krieg, die Hippies der späten 1960er Jahre oder die Alternativszene der 1980er. Mit ihrer Kleidung brachten sie ihrer Umwelt ihre Einstellung und Ideale zum Ausdruck. Doch zu beginn des 21. Jahrhunderts ist das anders. Auf Grund einer großen Diversifizierung gibt kaum noch Kleidungsstile, die eindeutige Botschaften transportieren.
Modetrends sind extrem schnelllebig geworden. Im 21. Jahrhundert liefert die Mode Stilelemente aus allen möglichen Zeiten und Kulturen. Die heutige Mode lässt sich von allem inspirieren und nimmt die unterschiedlichsten Anregungen auf. Somit können die Menschen sich heute an einer Vielzahl von Trends bedienen und sie individuell nach ihrem Geschmack kombinieren.
Technische Geräte und Mode
Nachdem bereits alle Schnitte, Formen und Materialien von der Mode aufgegriffen wurden, haben zu Beginn des 21. Jahrhunderts technische Geräte wie Handys oder MP3-Player den Stellenwert von Accessoires erreicht. Für diese Geräte gibt es die verschiedensten Cover, Designs und Tragevorrichtungen, so dass sie sich zu fast allen Farben und Stilen kombinieren lassen.
Technische Gadgets gehören im 3. Jahrtausend genauso zum Alltag wie die Kleidung. Daher beinhalten sie das Potential, ebenfalls modische Trends zu setzen und selbst zum Trend zu werden. In ihren Zukunftsvisionen versprechen einige Designer sogenannte „Smart Clothes“ mit integrierten Minicomputern. Sie sollen den Datenaustausch der Träger und deren ständige Vernetzung garantieren. Einige Forscherteams spekulieren sogar zukünftig auf technische Geräte als Körperschmuck, z.B. in Form von Piercings oder als Implantationen. Aber das ist (noch) Zukunftsmusik.
Alte Trends neu interpretiert
Es wird immer schwieriger neue Trends zu schaffen, da scheinbar alles bereits da gewesen ist. Deshalb greifen Designer oft Trends aus vergangenen Epochen auf und bringen sie in Bezug zur aktuellen Mode. So sind Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts in der Damenwelt die Leggings der 1980er Jahre heiß begehrt. Doch trug sie bis heute kaum jemand mehr in knalligen Neonfarben oder mit wilden Batikmustern, sondern stimmte sie farblich harmonisch auf die restliche Kleidung ab. Im Jahr 2012 sieht es da schon wieder ganz anders aus.
Um auf Modeschauen mit Ihren Kollektionen aufzufallen, müssen Modedesigner häufig Stilbrüche udn Extremes präsentieren oder schlichtweg „schocken“. So schicken einige Designer ihre männlichen Models mit Frauenkleidern und Make-Up auf den Laufsteg, was jedoch meist Effekthascherei bleibt und sich in der Regel nicht als Trend für eine breite Käuferschicht durchsetzt.
Metrosexualität – Der moderne Dandy
Ein Trend des beginnenden 21. Jahrhunderts ist die Androgynität bzw. die Metrosexualität einiger Männer. Zwar gab es bereits in den 1970er Jahren die sogenannte „Pfauenrevolution“, in der Männer langes Haar, knallenge Hosen und hohe Schuhe trugen, aber damals diente diese Mode auch der Rebellion gegen die Gesellschaft.
Der metrosexuelle Mann von heute zeichnet sich durch Körperbewusstsein, Spaß am Genuss und den Hang zur Selbstinszenierung aus und kann somit als moderner Dandy bezeichnet werden. Genau wie der ursprüngliche Dandy legt der moderne Dandy großen Wert auf seine eigene Erscheinung, hochwertige Mode und meist einen teuren Lebensstil. Zudem erweitern moderne Dandys die aktuellen Trends durch zum Teil extravagante Frisuren, Accessoires und Make-Up.
Im Gegensatz zu den ursprünglichen Dandys sehen sich die metrosexuellen Männer von heute in aller Regel nicht als Gegner der Gesellschaft und wollen sich auch nicht von ihr abheben. Im Gegenteil, sie nutzen die Möglichkeiten, die ihnen die Gesellschaft gibt, um einen genuss- und spaßorientierten Lebensstil zu pflegen.
Streetfashion-Blogs
Im 21. Jahrhundert haben sich zahlreiche Internet-Blogs zum Thema Mode etabliert. Der Blogger Gunnar Hämmerle hat im Jahr 2006 begonnen, Menschen und ihren persönlichen Modestil auf der Straße zu fotografieren und in seinem Styleclicker-Blog vorzustellen. Diese Idee wurde begeistert aufgenommen und von vielen Blogs nachgeahmt. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Mode zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr vorrangig von den Laufstegen der Designerhäuser stammt, sondern „auf der Straße“ durch das Kombinieren und Mixen verschiedener Trends aus verschiedenen Epochen ganz neu interpretiert wird.
Fashionblogger mit dem Schwerpunkt Streetfashion-Fotografie füllen zu Beginn des 21. Jahrhunderts große Ausstellungen und sind auch bei den klassischen Designer-Modenschauen gern gesehen. Immerhin sind sie es, die neue Trends am schnellsten verbreiten und zu neuen Kombinationsvarianten anregen.
Vorläufiges Ende der (Mode-)Geschichte
Das war der vorerst letzte Teil unserer Serie zur Geschichte der Mode. Von den Anfängen der Menschheitsgeschichte, als die ersten Kleidungsstücke zunächst den reinen Schutz vor Umwelteinflüssen darstellten, über die Entwicklung der Kleidung als Zeichen von Standeszugehörigkeiten bis zu den Modetrends zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Mode hat in der Vergangeheit immer wieder Neues, Revolutionäres und Kreatives hervorgebracht. Es bleibt spannend, wohin sich die Mode in Zukunft entwickeln wird.
Zurück zu Teil 1:
Am Anfang war das Fell
Hintergrundwissen:
Das große Modelexikon
Keine Kommentare