Drei Spitznamen, die das Karriereende besiegeln (können)
Manchmal genügt bereits der Buch- oder Filmtitel, um zu wissen, welche Wendung die Geschichte nehmen wird. Ähnlich verhält es sich mit Spitznamen. Anders als beim Kosenamen können sich jene meist weniger schmeichelhaften Beinamen im Beruf schnell verselbstständigen. Drei besonders prekäre Varianten stellt Gastautorin Patrizia Becker im Gentleman-Blog vor und zeigt, wie man eine solche Schmach am besten vermeidet.
1. »Das Bermuda-Dreieck«
Hier geht es nicht etwa um das rätselhafte Seegebiet im westlichen Atlantik. Und schon gar nicht um eine hintersinnige Abwandlung des Goldenen Dreiecks. Nein: Hier handelt es sich um einen Menschen, der im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand. Und stand. Und stand. Naja, Sie wissen schon.
Der Grund? Wie sein Spitzname es bereits andeutete, ging bei diesem Herrn alles Mögliche verloren. Wollte man also etwas erfolgreich verbergen, brauchte man es nur, seiner Verantwortung zu übergeben. Der intelligente, dabei aber etwas derangierte Herr tat dann sein Übriges. Mit etwas Galgenhumor hätte man ihm zugutehalten können, dass er seinem Team den Aktenvernichter ersparte. Doch weil der Unterhaltungswert jener Verschleierungstaktik so hoch war, sorgte die Hauptperson mit seiner unfreiwilligen Komik für viele Lacher – und zwar nicht nur außerhalb des Büros.
Mein Tipp: Es zählt zu einer der größten Herausforderungen, dass der eigene Handlungsprozess nicht an Schärfe verliert. In einer Phase extrem schneller Veränderungen bedeutet dies, die eigenen Abläufe immer wieder selbst in Frage zu stellen und bei Bedarf zu optimieren. Hierzu zählen im Übrigen auch Denkprozesse.
2. »Der Schönling«
In meinem ganzen Leben habe ich es noch nie erlebt, dass mit diesem Spitznamen eine Persönlichkeit beschrieben wurde, die man wirklich ernst genommen hätte. Ich möchte damit keineswegs absprechen, dass jemand mit Meriten nicht auch attraktiv sein dürfte. Aber gerade bei Herren habe ich immer wieder beobachtet, dass »der Schönling« im Allgemeinen weniger Ansehen genießt als andere. Kompetenz und persönliches Leistungsvermögen scheinen sich mit diesem Spitznamen, einfach nicht vereinbaren zu lassen.
Mag der Standard an Pflege und Styling für den modernen Gentleman heute auch hoch im Kurs stehen: Was sehr angenehm ist, sollte sich nicht etwa wie ein Overall über das gesamte Image legen. Eine solch übermäßige Konzentration auf reine Äußerlichkeiten wirkt schnell pubertär und könnte außerdem darauf hindeuten, dass es hinter dem »schönen Schein« nichts mehr gibt.
Mein Tipp: Die drei C’s haben es in sich: »Charme, character and competence« ziehen. Nachhaltig. Sie wollen als Persönlichkeit erfolgreich führen? Dann verfallen Sie nicht der Illusion ihrer drei Gegenspieler: »Credit card, champagner and charisma.«
3. »Frankensteins Deo-Roller«
Der Ärmste. Hätte ihm nicht jemand sagen können, unter welchem Spitznamen er im Unternehmen bekannt ist? Oder wenigstens, dass sein äußeres Erscheinungsbild nicht unbedingt für ihn arbeitet?
Der Kollege mit dem distanzierten Verhältnis zur Hygiene hatte zwar keinen Kundenkontakt, prägte jedoch wesentlich das soziale Innenleben des Unternehmens. Für seine Kopfform kann niemand etwas – für einen fehlenden Haarschnitt schon. Und für ein unästhetisches Erscheinungsbild über längere Zeit sollten sich diese Personen verantwortlich fühlen:
- die Person selbst
- der Partner oder beste Freund
- der Teamleiter oder die Kollegen
Mein Tipp: Es mag von einigem Unterhaltungswert sein, wenn auf Kosten eines einzelnen Witze gemacht werden. Allerdings habe ich eines gelernt: Wenn eine Grundhaltung des Spottes und des Zynismus in einer Gruppe Einzug hält, entstehen feine »Haarrisse« im gemeinschaftlichen Miteinander. Auf Dauer breitet sich dann im Kollegium eine spürbare Distanz aus. Menschen ziehen sich zurück – auch, wenn sie vielleicht gerade eben noch mitgelacht haben. Warum? Sie bringen sich in Sicherheit und nicht mehr ganzherzig ein. Spätestens hier wird es teuer.
Fazit: Spitznamen sind wirkmächtig. Sie schaffen Atmosphäre und bereiten den Boden vor für das, was danach kommt. Was das ist, bestimmen nur Sie.
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Über die Autorin
Patrizia Becker von Erfolg mit Stil berät Unternehmen und Entscheider mit psychologischem Fingerspitzengefühl in Sachen Auftritt und Kundengewinnung. Ihre Passion: Die Optimierung erfolgskritischer Abläufe und strategischer Hotspots. Im Gentleman-Blog schreibt sie über Motivation, Selbstverwirklichung und Krisenmanagement.
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