Auch mal Finger weg vom Handy
Digitaler Einfluss auf Beziehungen: Wann weniger Social Media mehr ist
Soziale Medien beeinflussen heute nahezu jeden Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen. Plattformen wie Instagram und TikTok ermöglichen es, jederzeit mit Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben – und geben gleichzeitig die Möglichkeit, Einblicke in das Leben anderer zu gewinnen. Eine aktuelle Studie von Philipp Armin Krämer, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Rhein Neckar durchgeführt wurde, zeigt, dass der ständige Konsum von Social Media sowohl Chancen als auch Risiken für die Beziehungsqualität birgt. Unter dem Titel „Der Einfluss von Social Media auf Beziehungen“ untersucht die Studie, welchen Einfluss digitale Medien in romantischen Partnerschaften haben. Der Gentleman-Blog stellt die Ergebnisse vor.
Zwei Seiten der digitalen Medaille
Soziale Medien bieten zweifelsohne positive Seiten – vor allem für Paare, die geografisch getrennt leben. Regelmäßige Videoanrufe, geteilte Bilder oder digitale Nachrichten lassen Nähe entstehen, wo physische Distanz herrscht. Doch die Studienergebnisse zeigen, dass der Zugang zu den Aktivitäten des Partners auch Unsicherheiten und Eifersucht befeuern kann. Dies gilt besonders für jüngere Menschen, die mit Social Media aufgewachsen sind. Während der eine Partner vielleicht bloß alte Freundschaften pflegt oder sich mit Gleichgesinnten vernetzt, können solche Interaktionen beim anderen Zweifel wecken. Rund 36 Prozent der Befragten gaben an, dass soziale Medien in ihrer Beziehung bereits einmal für Konflikte gesorgt haben.
Hinzu kommt der Aspekt des Vergleichs: Die Darstellung von Paaren auf Social Media ist häufig ein sorgfältig inszeniertes Bild der „perfekten Beziehung“. Wer solche Darstellungen zu oft sieht, kann dazu neigen, seine eigene Partnerschaft zu hinterfragen. Die Folge sind unrealistische Erwartungen, die schnell zu Unzufriedenheit und Stress in der Partnerschaft führen. Die Studie verdeutlicht, dass etwa ein Drittel der befragten Personen ihre Beziehung gelegentlich mit den Darstellungen anderer Paare vergleichen und daraus Druck empfinden.
Weniger Social Media, mehr echte Nähe
Gerade in Zeiten, in denen die digitale Welt ständig präsent ist, wird es wichtiger, sich Auszeiten zu nehmen und die Partnerschaft offline zu pflegen. Krämer empfiehlt, feste Zeiten in der Partnerschaft einzuplanen, in denen das Handy beiseitegelegt wird. Gezielte Pausen von Social Media können nicht nur die eigene Zufriedenheit steigern, sondern auch die Beziehungsqualität verbessern. Viele Paare finden durch regelmäßige Auszeiten wieder mehr zu gemeinsamen Aktivitäten und Gesprächen, die nicht durch den Filter sozialer Medien beeinflusst sind.
Ein weiteres wertvolles Mittel ist das Setzen gemeinsamer Regeln im Umgang mit Social Media. Die Umfrage zeigt, dass Paare, die klare Vereinbarungen getroffen haben – beispielsweise bestimmte Zeiten für die Nutzung festlegen oder gemeinsam Inhalte erstellen – eine geringere Anfälligkeit für digitale Konflikte und Eifersucht entwickeln. Denn der bewusste Umgang hilft, das Gleichgewicht zwischen digitaler und realer Nähe zu wahren.
Social Media bietet auch Chancen für Beziehungen
In der Forschungslandschaft bislang wenig beachtet ist die Erkenntnis, dass eine kontrollierte und bewusste Social-Media-Nutzung auch dazu beitragen kann, Beziehungen zu stärken, statt sie zu belasten. Plattformen wie Instagram und Facebook ermöglichen es Paaren, gemeinsame Erinnerungen zu schaffen und Momente festzuhalten, die über den Alltag hinaus verbinden. So zeigt die Studie, dass Paare, die Social Media nutzen, um positive Erlebnisse zu teilen und einander zu unterstützen, von einer gesteigerten Beziehungszufriedenheit profitieren.
Besonders in Fernbeziehungen schätzen Partner die Möglichkeit, durch regelmäßige Nachrichten und geteilte Inhalte Nähe herzustellen. Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass etwa 73 Prozent der Paare soziale Netzwerke nutzen, um gemeinsame Aktivitäten zu planen oder neue Ideen für Ausflüge und Hobbys zu finden. Diese digitalen Impulse schaffen Raum für gemeinsame Erfahrungen und stärken so das Gefühl von Verbundenheit und Zusammengehörigkeit.
Fazit: Warum weniger oft mehr ist
Eine langfristig glückliche Partnerschaft erfordert, dass sich beide Partner aufeinander konzentrieren können, ohne durch digitale Ablenkungen gestört zu werden. Dies bedeutet nicht, Social Media komplett aus dem Leben zu verbannen: Vielmehr geht es um eine reflektierte Nutzung, die im Einklang mit den Werten der Beziehung steht. Hier zeigt die Studie, dass Paare, die Social Media bewusst nutzen, mehr Zufriedenheit und Stabilität erfahren – weil sie sich die Kontrolle über ihren digitalen Alltag bewahren und die Beziehung.
Bilder: despositphotos.com
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