Crashkurs Wein und Essen – Foodpairing leicht gemacht
Welcher Wein passt denn nun wirklich zu welchem Essen? Der lockere „Crashkurs Wein und Essen“ verspricht die Lösung auf diese Frage, die Hobby-Köche und Wein-Liebhaber seit jeher beschäftigt. Das Buch arbeitet mit einer einfachen Farbskala, die hilft, Fehler zu vermeiden und mit dem richtigen Tropfen mehr aus Ihren Speisen herauszuholen. Weinkenner Roland Graf hat das Buch für den Gentleman-Blog gelesen und stellt es vor.
How to: Foodpairing
Im Zentrum des 160 Seiten starken Buches steht das Thema Foodpairing, also die harmonische Kombination von Speisen und Wein – besonders wichtig fürs Gelingen von Abendeinladungen. Wenn sich Besuch ankündigt, will man schließlich seine Gastgeberqualitäten unter Beweis stellen.
Die Verfasser Gerd Rindchen (Weinhändler) und Gotthard Scholz (Weinliebhaber) zeigen in ihrem Buch auch viel Lebensnähe abseits von Snobismus. Schließlich will man ab und zu eine Flasche zur Thunfisch-Konserve öffnen (südafrikanischer Chenin Blanc wäre ihre Wahl).
Bunte Welt der Reben
Aber der Reihe nach. Die Empfehlungen versteht man erst, wenn man die Einteilung der Wein-Welt in sechs Farben akzeptiert. Diese spiegeln – nach Säure und Intensität geordnet – Weingeschmäcker wider. Knackig-frische Weine erhalten das passende Label „Grün“, harmonisch-milde Burgunder bekommen „Gelb“ zugewiesen und für intensive Weiße hat man „Orange“ reserviert. Bei den Rotweinen gibt es die Farben Lila (charmant und fein wie ein Rosé), Rot (steht für samtig weiche Weine wie den Nero d’Avola) und Dunkelrot, das charakterstarke, kräftige Barrique-Weine umfasst.
Sozialwissenschaftlern wird die optische Umsetzung des Systems bekannt vorkommen: Wie bei den Sinus-Milieus wurden auch die sechs Weintypen in ein Koordinatensystem zwischen hart und samtig bzw. säurebetont und mild eingepasst. Doch reicht das, um die gesamte Welt des Foodpairings abzubilden? Im Prinzip ja, denn nach dem Buch-Schema passt zur „dunkelroten“ Lasagne ein Chianti. Treffer!
Die vielen Tabellen und Paarungsvorschläge wurden von Cristóbal Schmal illustriert. Der Chilene, der auch für die New York Times und Le Monde zeichnet, gibt dem quadratischen Band damit ein sympathisches Gepräge.
Es ist Paarungszeit
Geradezu verdienstvoll für Einsteiger in die Welt von Speisen und Wein ist die Liste der wichtigsten Saucen (auch Fertigprodukte!) und ihrer „komplementären“ Farben. Ähnlich verfahren die beiden Autoren mit den wichtigsten Kräutern. Und wer es patriotisch liebt, findet auch eine Liste der wesentlichen deutschen Rebsorten und passenden Speisen.
Womit wir bei den Rezepten angelangt wären, die zwar nicht den Gipfel der Food-Fotografie darstellen, aber einen Querschnitt von Lieblingsspeisen aus aller Herren Länder bieten: Allgäuer Käsespätzle, Chili con Carne, Hühnercurry, Quiche und Nigiri Sushi geben stellvertretend ein Bild der 20 Speisen, denen sich das Buch ausgiebig widmet. Aromen-Analytik könnte man das nennen. Und die wird auch in groben Zügen für ganze Länderküchen geliefert („Naoussa ist auch ein toller Begleiter zu den würzigen Gerichten, die gemeinhin mit Griechenland assoziiert werden, z. B. Gyros, Souvlaki und Moussaka“).
Fazit
Für Wine-Nerds, die die Wetterlagen der letzten 40 Jahre im Bordelais aufsagen können, wird im „Crashkurs Wein und Essen“ wenig Neues zu finden sein. Zumal nicht der Wein im Mittelpunkt steht, sondern seine Qualität als Speisebegleiter. (Der teure Riesling geht zum Curry unter, der Rotwein überdeckt die zarte Perlhuhn-Terrine.) Der Teil übers Essen ist daher nicht nur quantitativ der umfänglichere, er bringt auch neue Anregungen. Sei es, um mutiger zu Weinen abseits des Üblichen zu greifen, oder auch dass ein Rezept zum Nachkochen inspiriert.
Insgesamt ein unprätentiöses Buch, das einen der Peinlichkeit enthebt, ein Dinner mit handverlesenen Edelzutaten durch den falschen Wein zu entwerten. Abgesehen davon, dass es Gentleman auch im Restaurant sicherer auftreten lässt. Falls der Sommelier partout eine „farbenblinde“ – um mit Rindchen/Scholz zu sprechen – Empfehlung haben sollte. Cheers!
>> Zum Buch ‚Crashkurs Essen und Wein‘
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