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Wein: trocken, halbtrocken, lieblich

Wein: trocken, halbtrocken, lieblich

Ein Gentleman muss nicht jeden einzelnen Wein auf der Welt kennen. Doch ein Blick auf das Etikett oder in die Weinkarte im Restaurant verrät, welche Geschmacksstufe ein Wein besitzt: trocken, halbtrocken, lieblich oder süß. Was bedeutet das eigentlich? Und warum kann Wein von ein und derselben Rebsorte mal trocken und mal süß schmecken? Der Gentleman-Blog klärt auf, was es mit den Geschmacksstufen auf sich hat, welche Vorschriften hierbei gelten und welcher Wein zu welchem Essen passt.

Ausschlaggebend: der Zuckeranteil im Wein

Wenn etwas lieblich bzw. süß schmeckt, dann ist darin Zucker enthalten. So auch beim Wein. Hier ist es allerdings kein Industriezucker oder Süßstoff. In handwerklich hergestelltem Wein befinden sich nur natürliche Bestandteile. Während die Traube heranreift, entwickelt sie Fruchtzucker, Traubenzucker und verschiedene Säuren wie Weinsäure und Apfelsäure. Die Säuren werden mit zunehmender Reife der Trauben weniger, der Zuckergehalt nimmt zu.

Nach der Lese werden die Trauben vergoren. Dabei wird der Zucker von kleinen Hefebakterien in Alkohol umgewandelt. Möchte der Winzer aber keinen trockenen Wein abfüllen, sondern halbtrockenen oder lieblichen, dann kann er den Gärprozess stoppen. Dazu muss der Wein gefiltert und sterilisiert werden. Derselbe Effekt entsteht, wenn man Schwefel oder unvergorenen Most dazu gibt. Am Ende bleibt Zucker im Wein zurück, dieser wird Restzucker genannt.

Der Geschmack von Wein ist nicht nur von einer Komponente abhängig. Auch das beste Steak würde ohne Gewürze fad schmecken. Beim Wein ist das Zusammenspiel von Weinsäure, Restzucker und Alkoholgehalt für den Geschmack zuständig. Bei Rotwein kommen noch die Tannine hinzu. Diese pflanzlichen Gerbstoffe aus der Traubenschale sind ein wichtiger Faktor für den Geschmack des Weines. Ein trockener Wein mit hohem Alkoholgehalt kann mild schmecken, während süße Weine mit einer hohen Weinsäure oft halbtrocken wirken.

Die EU und der Restzucker

2002 verabschiedete die EU eine Verordnung, in der sie die Geschmacksangaben für Wein in der gesamten EU festlegte. Aber, wie das nun mal bei Gesetzen so ist, sie wiederzugeben ist so trocken wie argentinischer Malbec, aber bei Weitem nicht so schmackhaft. Hier ein kurzer Überblick über die rechtlichen Regelungen.

Trrockener Wein

  • max. 9 g/l Restzucker
  • Säuregehalt max. 2 g/l weniger

Beispiel: Restzuckergehalt liegt bei 8 g/l, daraus folgt, dass der Säuregehalt nicht unter 6 g/l liegen darf. Ein klassisch trockener Wein hat max. 4 g/l Restzucker.

Trockener Rotwein ist Gentlemans Liebling. Klassiker sind hier ein z.B. ein trockener Bordeaux, ein trockener Chardonnay, ein trockener Riesling, ein trockener Grauburgunder, ein trockener Spätburgunder und noch einige mehr.

Halbtrockener Wein

  • Restzuckergehalt zwischen 9 – 18 g/l
  • Säuregehalt max. 10 g/l unter Restzuckergehalt

Halbtrockenen Wein schätzt der Kenner für sein aufregendes Spiel zwischen Feuer und Harmonie.

Lieblicher und süßer Wein

  • Restzuckergehalt 18 – 45 g/l (lieblich)
  • Restzuckergehalt über 45 g/l (süß)

Süße und liebliche Weine eignen sich nicht für einen Weinabend, sondern viel mehr zu einem Eisbecher, Crema Catalana oder Apfelstrudel mit Vanille-Soße.

Andere Bezeichnungen

Für Weine gibt es auch andere Bezeichnungen als trocken, halbtrocken, lieblich und süß. Diese sind aber nicht gesetzlich geregelt. Milde Weine besitzen über 45 g/l Restzucker und nur wenig Säure. Im Deutschen gibt es noch einen weiteren Begriff, der sehr verwirrend klingt. Feinherbe Weine sind halbtrocken mit einer deutlichen Restsüße.

Wein ist nicht gleich Wein

Schaumweine sind keine Stillweine

Die Geschmacksangaben von Schaumweinen und Stillweinen unterscheiden sich sehr, vor allem, wenn man französische Schaumweine in der Hand hält. Französische Schaumweine bzw. Champagner und Cremants, können noch deutlich trockener sein als Schaumweine aus anderen Ländern.

  • brut zeró, ultra brut: max. 3 g/l Restzucker, kein deutsches Pendant
  • extra brut: 0 – 6 g/l Restzucker, zu Deutsch: extra herb
  • brut: unter 15 g/l Restzucker, zu Deutsch: herb
  • trés sec: 12 – 20 g/l, zu Deutsch: extra trocken, im Englischen: extra dry
  • sec: 17 – 35 g/l, zu Deutsch: trocken, im Englischen: dry
  • demi-sec: 35 – 50 g/l, zu Deutsch: halbtrocken, im Englischen: medium dry
  • Doux: über 50 g/l, zu Deutsch: mild, im Englischen: sweet

Hier gibt es also Überschneidungen. Ein Champagner- oder Sekthaus kann sich teilweise sogar aussuchen, welcher Geschmacksrichtung der Schaumwein angehört. Auf Nummer sicher geht der Gentleman bei Schaumweinen ohne hin, wenn er sich auf echte Champagner konzentriert. Doch auch Crémant, Cava, Spumante, Sekt und Krimsekt haben ihre Berechtigung getrunken zu werden.

Welcher Wein passt zu welchem Essen?

Der richtige Wein gehört für einen echten Gentleman zu gutem Essen wie ein scharfes Messer und eine spitze Gabel. Zum saftigen gegrillten T-Bone-Steak oder zum kräftigen Hirschbraten, wählt er zum Beispiel einen rassigen Rotwein. Zu feiner Pasta mit Meeresfrüchten, zum kross gebratenem Schollenfilet oder zur zarten Putenbrust mit Meerettich-Frischkäse-Füllung eignet sich ein trockener Weißwein; ein trockener Bordeaux gilt hier als die Grand Damé unter den Weinen. Zu einer knackig-süßen Crème brûlée oder einer schönen Mousse au Chocolat hingegen passt wunderbar ein Sauternes – eine edelsüßer Weißwein aus Frankreich.

Lesen Sie auch:
Wein und seine Qualitätsstufen

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Wine in Black. Die Experten des Online-Shops für hochwertige Weine führen uns im Gentleman-Blog regelmäßig in die vielfältige Welt des Weins ein.

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Kommentare (2)

  1. Marcel
    Jan 23, 2021

    Kleine Korrektur: Hefe ist kein Bakterium, sondern ein Pilz!

  2. Jan 24, 2016

    Hallo! Die Werte für Schaumwein wurden 2009 geändert. Es gibt auch keine Überschneidungen mehr.

    * naturherb, brut nature (und weitere), brut nature, dosaggio zero, bruto natural: < 3 g/l
    * extra herb, extra brut, extra brut, extra bruto, extra bruto: 0 bis 6 g/l
    * herb, brut, brut, bruto, bruto: 50 g/l

    Mfg Norbert Tischelmayer

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