Shopping jenseits des Mainstreams
Qualität schlägt Marke
Markenprodukte werden gerne und oft gekauft. Meist mit dem Hintergrund an den Qualitätsgedanken, der unweigerlich damit verbunden ist. Marke gleich Qualität. Bei der Wahl zwischen einer weniger bekannten Kleidungsmarke und einem Markenprodukt verlässt Mann sich gerne auf die „gute und bewährte Qualität“ seiner Lieblingsmarken, die für ihn immer schon das Sinnbild von Qualität ausgemacht haben. Oft liegt Mann dabei auch richtig, allerdings nicht immer.
Eine Marke ist kein Qualitätsgarant mehr
Doch immer öfter zeigt sich, dass in mancher Markenkleidung gar nicht mehr der „feine Zwirn“ drin steckt, der einmal die Besonderheit ausgemacht hatte. Die Marke, der früher noch Attribute wie fein und edel, hochwertig und tadellos verarbeitet zugeordnet waren, ist oft nicht mehr die, die sie einmal war.
So muss der irritierte Mann sich fragen: Ist mit dem Markennamen wirklich noch Qualität verbunden? Oder handelt es sich vielmehr um eine Modeerscheinung? Denn die genaue Betrachtung eines Markenkleidungsstückes endet oft im ernüchternden Ergebnis einer schlecht verarbeiteten Modeerscheinung: minderwertige Materialien, schlecht verarbeitete Nähte oder kurzlebige Knöpfe und Reißverschlüsse sind an der Tagesordnung. Selbst die sonst so gute Passform ist oft nicht mehr gegeben. Was ist mit den großen Marken passiert?
Renditedruck Gefahr für Arbeitsbedingungen, Umwelt und Qualität
Eines ist in der heutigen Zeit klar: häufig wird ein Produkt nicht mehr nach Qualitätsmerkmalen hergestellt, denn Marketingabteilung und Controller haben die Macht über das Produkt übernommen. Kurz: die Zahlen müssen passen. Ist die Marke erst einmal etabliert, ist die Versuchung auf Sparkurs zu gehen groß. Ursprüngliche Prioritäten wie hohe Verarbeitungsqualität und faire Arbeitsbedingungen lässt man schnell in den Hintergrund fallen. Lediglich der Gewinn zählt – umso höher die Gewinnspanne, umso besser. Die Hersteller beugen sich dem Renditedruck und die rosige Vorschau auf Quartalssicht lassen jegliches Vorhaben, den ursprünglichen Qualitätsansprüchen an das eigene Produkt treu bleiben zu wollen, verblassen. Etablierte Marken-Unternehmen schreiben deshalb Ihre Produktionen aus und der günstigste Anbieter – oft in Fernost zu menschenunwürdigen Bedingungen – wird gewählt. Verarbeitung, Qualität der Rohmaterialien, Arbeitsbedingungen, Menschenrechte oder gar Umweltbedingungen werden nur noch sehr marginal in den Herstellungsprozess einbezogen.
Das Prinzip scheint zu funktionieren, sogar sehr gut. Die treuen Kunden greifen – Qualität und Nachhaltigkeit gewohnt – zu ihrer Marke. Durch die stark geminderten Produktionskosten steigt der Gewinn. Doch bei genauerem Hinsehen ist dieses vermeintliche Erfolgsrezept nicht von langer Dauer.
Denn der treue Kunde wird damit in die Irre geführt. Die ursprünglich gewohnte und mit dem Markennamen verbundene Qualität bleibt auf der Strecke, ohne dass sich der Kunde darüber sofort richtig bewusst wird. Die „Marke, wie man sie noch kannte“ gibt es immer weniger.
Emanzipierte Kunden
Doch lässt sich wirklich jeder so leicht blenden und vertraut blind auf die bekannte Marke? Nein – zum Glück emanzipieren sich heute auch die Männer und prüfen sehr genau die Qualität, die sie erhalten. Einmal ein minderwertiges Produkt der Lieblingsmarke in der Hand, wird der Markt genauestens nach besserer Qualität durchkämmt. So kommen immer mehr unbekannte Hersteller zum Vorschein; kleinere Marken werden genauer unter die Lupe genommen und können mit der Qualität überzeugen. Bei vielen noch nicht so bekannten Marken sind Werte wie faire Arbeitsbedingungen und allem voraus die Qualität und Nachhaltigkeit des fertigen Produktes oberste Priorität. Der zufriedene Kunde steht im Vordergrund aller Entscheidungen. Schon der alleinige Griff der feinen Stoffe muss den Kunden spüren lassen, dass er es mit einem Qualitätsprodukt zu tun hat.
Der Gentleman verlässt sich also nicht mehr nur auf die großen Markennamen, sondern sucht verlässliche Qualität, die durchaus die Marke schlagen kann. Die so entdeckten „Geheimtipps“ werden von Gentleman zu Gentleman und über deren Netzwerke weiterempfohlen und erobern sich langsam aber verdient ihren Platz neben den großen Marken.
Auch ein Blick ins Ausland kann hilfreich sein, sofern man der Sprache mächtig ist. Beispielsweise findet sich bei dem französischen Anbieter commeuncamion.com hochwertige Men´s Fashion viele verschiedener kleiner und großer Marken.
Über den Autor
Dieser Beitrag stammt aus der Feder der Herrenunterwäsche-Marke Albert Kreuz. Im Gentleman-Blog erfahren wir von Ihnen, was Mann (drunter) trägt, und mit welchen Accessoires er sich schmücken kann.
Hallo,
im Grunde ist es so weit richtig, was hier geschrieben wurde. Ich glaube es erübrigt sich von selbst, dass ein Hemd von Armani nicht mit einem Hemd von Aldi konkurieren kann. Man kann durch gesunden Menschenerstand und durch ein angemessenen Budget einen Fehlkauf verhindern.
Ich denke gerade in der Mobilfunk- und Telekommunikationsbranche allgemein wechsln viele Kunden einfach aus Bequemlichkeit nicht. Mit positivem Markenimage hat das nicht viel zu tun, bei Kleidung ist das etwas anderes. Da kaufen denke ich viele tatsächlich die Marke.
Wer eine Marke kauft, hat ganz klar eine Erwartungshaltung – da reicht das reine Label meiner Meinung nach langfristig auch nicht aus. Wie schon gesagt wurde: Im Low-Budget Bereich werden seitens des Kunden sicherlich Abstriche gemacht. Aber Marken, die mit Qualität werben und dementsprechend auch ihren Preis haben, müssen ihren guten Ruf behalten.
Das gilt nicht nur für die Verarbeitung von Produkten, sondern auch für den Service, die Internetpräsenz und und und.
Übrigens: Treue Kunden müssen nicht unbedingt zufrieden sein. Es kann auch aus Bequemlichkeit kein Markenwechsel stattfinden (z.B. bei „langfristigen“ Produkten wie Telefonanbieter o.ä.). Diese Kunden haben aber einen Nachteil: Sie sprechen nicht positiv über ihre Marke und „werben“ demnach auch keine neuen Markenfans.
Qualität setzt sich auf lange Sicht durch. Fraglich ist, ob bei so einige Labels der Atem lang genug ist, um dem Renditedruck entgegen zu treten….
Sehr geehrter „SILIASS“,
ich glaube es gilt zwischen „gesunden“ Margen und einer oftmals auch investorgetriebenen Gewinnoptimierung zu unterscheiden. Letztere führt – und da spreche ich aus eigener Erfahrung – in der Tat zu einem sprichwörtlichen Renditedruck, auch zu Lasten von Qualität und sogar dem langfristigen Standing eines ganzen Labels.
Meiner Meinung nach ist zumindest im Segment „gute Qualität, gehobener Preis“ mit der Argumentation „der Kunde will billig“ zu kurz gegriffen. Im Low-Budget Segment entsprechender Discounter unterschreibe ich das sofort, aber in aus der Masse herausragenden Häusern, die sich in der Vergangenheit insbesondere durch ihre herausragende Qualität definierten und hoffentlich auch noch definieren, erwarte ich, dass diese Häuser offen mit dem Zusammenspiel „gute Qualität kostet ihren Preis“ umgehen und dies auch zum (Neu-)Kunden transportieren. Ich glaube, dass dies von den meisten ihrer Kunden sehr wohl verstanden und geachtet wird.
Mit den besten Grüßen, Ihr Marc Koch
Die herangezogene Erklärung für das Phänomen ist meiner Meinung nach nicht ganz richtig.
Leider wird eine Marke doch heute eben vorrangig nicht mehr wegen der Qualität, sondern des Labels gekauft. Die Unternehmen haben sich dem nur angepasst.
Überhaupt wird ein Unternehmen immer genau das machen, wovon sie denken der Kunde wünscht es so.
Wer Wert auf Qualität legt, wird mit Sicherheit auch noch Marken finden die dieses Marktsegment bedienen. Aber alles was in Kaufhäusern angeboten wird, hat sich nur den Wünschen der Kunden gebeugt und das ist hauptsache günstige Ware mit dicken Markenlogos.
Ich finde es vollkommen falsch Wörter wie „Renditedruck“ zu verwenden. Jedes Unternehmen möchte einen möglichst hohen Gewinn erzielen. Und der Weg dorthin ist immer gleich: Man liefert dem Kunden die Ware so wie er es wünscht.