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Designer Michael Michalsky im Interview

Designer Michael Michalsky im Interview

Michael Michalsky als Modedesigner zu bezeichnen ist eigentlich zu kurz gegriffen, denn es gibt fast nichts, was er noch nicht mit Erfolg designed hat. Der Gentleman-Blog im Interview mit dem Star-Designer über Inspirationsquellen, seine To-Design-List, Magermodels und die legendären Aftershow-Partys zu seiner Michalsky StyleNite auf der Fashion Week Berlin.

Der Gentleman-Blog im Interview mit Michael Michalsky

Herr Michalsky, bei uns im Gentleman-Blog haben wir die Rubrik Mode-Zitate. Da gibt es auch eines von Ihnen: „Mode interessiert heute nicht mehr nur die Reichen, sondern alle Leute.“ Wann haben Sie angefangen, sich für Mode zu interessieren?
Michael Michalsky: Ich war schon früh an Mode interessiert und habe dann im Alter von 13 Jahren im Stern eine lange Reportage über Karl Lagerfeld und seine Arbeit für Cloé gelesen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, dass es Jobs wie Modedesigner, Model-Booker, Stylist und Make-Up Artist gibt, und wie das Modebusiness überhaupt funktioniert. Doch von da an wusste ich, dass es Möglichkeiten gibt, in dieser Branche zu arbeiten und meine Leidenschaft für die Mode zum Beruf machen zu können.

Hatten Sie auf dem Weg in die Modebranche bestimmte Förderer?
Michael Michalsky: Während meines Studiums am Londoner College of Fashion haben mich viele Leute wegen meines Styles angesprochen. Ich habe damals als Picker in Clubs gearbeitet, um das Studium zu finanzieren. Da traf ich viele Musiker und Künstler, die haben mir immer Feedback zu meinem Outfit gegeben. Das habe ich aufgenommen und experimentiert. So waren die Anfänge.

Nach Ihrem Studium in London haben Sie zunächst bei Levis und Adidas in verantwortlicher Position gearbeitet. Haben Sie sich bei den Firmen beworben oder kamen diese auf Sie zu?
Michael Michalsky: Bei Levis habe ich mich gezielt auf eine Stelle beworben, die eigentlich zu hoch für mich war. Ich war ja gerade erst Absolvent. Sie haben mich trotzdem genommen. Adidas ist dann von selbst auf mich aufmerksam geworden und bot mir eine tolle Stelle an.

Was bedeuten Ihnen Auszeichnungen wie der red dot award und Kooperationsanfragen von großen Firmen oder bekannter Persönlichkeiten?
Michael Michalsky: Awards sind natürlich eine Anerkennung für geleistete Arbeit. Auf den red dot bin ich besonders stolz, weil es ein weltweit sehr renommierter Design-Award ist und ich der erste Fashion-Designer war, der ihn bekommen hat. Die Designanfragen von unterschiedlichsten Firmen freuen mich und bestätigen, dass meine Arbeit als Designer auch außerhalb der Mode wahrgenommen wird. Es macht großen Spaß, Produkte oder Räume zu gestalten, denn ich mag die Herausforderung.

Der Claim Ihrer Marke lautet „Real Clothes for real people“. Welche Menschen haben Sie dabei im Hinterkopf?
Michael Michalsky: Meine Kollektionen repräsentieren das neue Berlin und richten sich an kosmopolitische, weltoffene Menschen, die an Mode interessiert sind, ihre Individualität ausdrücken aber sich nicht verkleiden wollen. Dazu verbinde ich Style mit hoher Qualität, anstatt Fast-Food-Fashion anzubieten. Modebewusstsein ist für mich keine Frage des Alters, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung.

Was steckt hinter Ihrer aktuellen Kollektion „Personal Sunshine“?
Michael Michalsky: „Personal Sunshine“ schließt an meine vorherige Kollektion „Urban Nomands“ an. Dabei ging es darum, wie junge Menschen heutzutage in Großstädten leben, oft den Job wechseln, zwei Jobs gleichzeitig haben, immer flexibel, mobil und online sind. „Personal Sunshine“ beschäftigt sich nun mit den Inneren Werten und ist in Zeiten der Krise eine Rückbesinnung auf die Sachen, die wirklich wichtig und wertvoll. Das sind echte Freunde, Familien oder familienähnliche Verbindungen anstatt 600 Facebook-Freunde.

Das Modelabel Abercrombie&Fitch hat sich mal an Schauspieler Michael Sorrentino gewandt und ihn gebeten, nicht mehr öffentlich seine Sachen anzuziehen. Würden Sie bestimmten Leuten ausreden wollen, Ihre Sachen zu tragen?
Michael Michalsky: Das war so eine Image-Sache von A+F. Ich freue mich, wenn Menschen meine Mode tragen, ich versuche die Lieblingsstücke der Leute zu kreieren. Es ist für mich das schönste Komplement, wenn mir Leute sagen, dass eines ihrer Lieblingsstücke von mir ist und sie es schon seit zwei oder drei Jahren tragen. Aber ob nun Michalsky-Mode oder andere, jeder soll das anziehen, was ihm gefällt und womit man seine Persönlichkeit ausdrucken möchte. Das werde ich gewiss niemandem ausreden. Mode hat schließlich immer auch etwas mit subjektivem Geschmacksempfinden zu tun. Das ist in etwa so wie beim Fußball, da weiß auch jeder, wie es besser geht, aber deswegen ist nicht jeder Profifußballer.

Was sind ihre wichtigsten Inspirationsquellen?
Michael Michalsky: Bei mir ist es nicht so, dass ich einen 9-to 5 Job habe und nur in dieser Zeit über Mode und Design nachdenke, sondern tue das im Prinzip den ganzen Tag. Die wesentlichen Inspirationsquellen sind Berlin und die Musik. Berlin ist einfach ein Quell an Inspiration und Kreativität. Erinnert mich an das New York der 80er, lebendig, international, überall verschiedene Sprachen, hier herrscht ein besonderes Flair. Die Menschen kommen nach Berlin um ihre Träume zu verwirklichen. Diese Einstellung mag sich sehr. Obwohl Berlin die Hauptstadt von Deutschland ist, ist es alles andere als typisch deutsch. Genauso wenig wie New York typisch amerikanisch oder London typisch britisch ist.

Und die Musik?
Michael Michalsky: Ich bin ein Kind der 80er Jahre und haben die Einführung von MTV sehr bewusst erlebt und verfolgt. ich bin musiksüchtig, bei mir läuft praktisch den ganzen Tag Musik. Musik ist für mich nicht einfach nur Musik, sondern multidisziplinär, hier treffen auch Visualisierung, Style und Mode aufeinander.

Ihre Kollektion umfasst Kleidung für Frauen und Männer. Wo steckt mehr Herzblut drin und warum?
Michael Michalsky: Interessante Frage, ich kann das nicht beantworten, weil beide Kollektionen ihre eigenen Herausforderungen haben. Ich entwerfe zum Beispiel sehr gern Abendkleider, weil ein tolles Kleid ein wunderbares Fashionpiece ist. Die Dame sieht darin sehr geschmackvoll und sexy aus. Bei den Männern interessiert mich der komplette Look. Ein lässiger, bequemer und selbstbewusster Auftritt.

Daneben designen Sie auch viele andere Dinge wie Schuhe, Taschen, Brillen und Co. Was sind ihre Favoriten, wo können Sie sich als Designer besonders gut ausleben?
Michael Michalsky: Es ist die Vielfalt, die mich reizt. Luxus-Taschen designe ich ja schon seit Jahren für MCM. Dort bin ich Creative Director seit 2005. Die Marke ist heute wieder sehr erfolgreich. Bei Michalsky haben wir die Sneaker-Kollektion „Urban Nomads“, die sich gut verkauft. Ich mag die unterschiedlichen Anforderungen die beim Design der Produkte entstehen. Jedes Produkt wird für bestimmte Menschen in bestimmten Situationen entworfen. Die Sneaker haben eine komplett andere Designsprache als die Taschen oder die Brillen. Trotzdem steckt überall Michalsky drin.

Was steht noch auf Ihrer To-Design-List?
Michael Michalsky: Mein großes Ziel ist ein breites Lifestyle-Angebot. Ich sehe den Begriff „Mode“ umfassender als viele meiner Kollegen. Zur Mode gehört Musik genauso wie Bekleidung oder Filme, die wir anschauen. Deshalb betätige ich mich auf all diesen Gebieten. Es geht um ein Lebensgefühl, das ich jedes halbe Jahr versuche mit der StyleNite auszudrücken. Dort präsentiere ich meine Mode im Kontext mit Kunstperformances und Musik-Live-Acts. Wir hatten auch schon Filmpremieren und Installationen. Natürlich wird die High-Fashion mein Kernbereich bleiben. Dort komme ich her. Das ist mein gestalterisches Zentrum, aus dem ich Kraft schöpfe.

Für die Olympischen Spiele haben Ralph Lauren und Stella McCartney die Teams der USA und UK ausgestattet. Könnten Sie sich vorstellen die Kollektion für das deutsche Team zu entwerfen?
Michael Michalsky: Solche Projekte habe ich ja früher bei Adidas schon gemacht. Ich kann mir vorstellen, das erneut zu tun. Es kommt allerdings immer darauf an, ob man die Sportler kostenlos mit Produkten einer Fashionmarke ausstattet oder ob wirklich ein neues Design für den Anlass entsteht. Ersteres fände ich nicht so spannend, das ist nichts weiter als Werbung. Gemeinsam mit und für Sportler Klamotten zu entwerfen, die diese toll finden, das fände ich interessant.

Michael Michalsky über die Fashion Week Berlin

Mode will präsentiert werden. Dafür gibt es so schöne Veranstaltungen wie die Fashion Week. Wie nervös sind Sie vor Ihren eigenen Shows?
Michael Michalsky: Sehr, aber das bin ich eigentlich immer.

Ihre Show und die After-Show-Parties gelten als legendär. In wie weit ist das eine rationale Marketing-Strategie und ein kalkuliertes „auf die Kacke“ hauen“?
Michael Michalsky: Die StyleNite verfolgt den Ansatz, Mode in einem anderen Kontext zu präsentieren. Die Verknüpfung von Kunst und Lifestyle mit Fashion. Diesen Ansatz hat bisher noch kein Designer gesucht. Die Programmmacher vom TV-Sender ARTE fanden das Konzept so interessant, dass sie im Januar eine 90-Minuten-Doku über die StyleNite gezeigt haben. Das gab es vorher noch nie. Jedes Mal berichten sehr viele Medien darüber, und deshalb ist es natürlich auch Marketing für Michalsky. Aber inhaltlich gehört die StyleNite zu meinem kreativen Kosmos und ist ein Produkt meiner Sicht auf die Welt, ein Diskussionsbeitrag, wenn sie so wollen. Die After-Party gehört dazu. Man soll nicht immer alles so ernst nehmen, sondern auch einfach mal feiern. Das Leben ist schön!

Die Fashion Week Berlin bringt viel Farbe, Kreativität und allerhand Kuriositäten in die Stadt. Mit welchen Adjektiven würden Sie jemandem Mode-Ahnungslosen die Fashion Week beschreiben?
Michael Michalsky: Überraschend, verstörend, interessant, inspirierend. Berlin.

Was unterscheidet die Fashion Week Berlin von den anderen Fashion Werks in London, Paris und New York?
Michael Michalsky: Alle anderen Fashion Weeks sind old school. Deshalb nicht schlecht oder überflüssig, aber gelernt, gelebt, erfolgreich und immer gleich. In Berlin wird gezeigt, wie wir Mode im 21. Jahrhundert verstehen. Dazu gehören nicht nur die Modenschauen. Denken Sie an die Premium und die Bread&Butter. Beide Messen zusammen bilden die größte Modemesse der Welt an einem Ort zu einer Zeit. Die Vielfalt ist unendlich. Das ist Berlin.

Vor der Fashion Week gab es eine Diskussion um das Thema Magermodels. Wie ist ihr Standpunkt dazu?
Michael Michalsky: Das betrifft mich nicht. Ich achte darauf, möglichst gesunde Models zu engagieren. So, wie auch Behinderte, ältere und schwangere. Eben „Real Clothes for real People“, wie das Motto meines Labels. Prinzipiell finde ich die Initiative der VOGUE, keine mageren Models zu engagieren, gut und sinnvoll.

Was bleibt Ihnen von der Fashion Week 2012 persönlich im Gedächtnis?
Michael Michalsky: Die sensationell gute Presse über die StyleNite und die guten Reviews über meine erweiterte Männerkollektion in den Fachmedien. Das hat mich gefreut.

Im Gentleman-Blog greifen wir auch regelmäßig die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf. Ihre Einschätzung: Wie sehen Sie die Zukunft von eco fashion?
Michael Michalsky: Ich hoffe sehr, dass eco fashion endlich wichtiger wird. Es gibt interessante Ansätze und ein gesteigertes Interesse der Kunden. Das sehe ich an den Verkaufszahlen der Kollektion „Protect!“, die ich gemeinsam mit dem WWF mache. Aber mir geht es zu langsam. Es gibt leider immer noch zu viele Leute, deren Umweltgewissen beim Preisschild verschwindet. Viele Kunden lassen sich von „fast-food-fashion“-Ketten verleiten, öfter billige Produkte zu kaufen als seltener eco-Produkte, die teurer sind, die sie aber länger anziehen könnten. Da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

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Interview mit Modedesigner Julian F. M. Stöckel

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Ein Kommentar

  1. frank
    Jul 26, 2012

    Ein schönes Interview. Nicht so oberflächlich, wie viele Interviews, die man sonst so liest. Danke!
    Herr Michalsky scheint inzwischen sehr gereift und weiss wohin er will. Ich glaube, von dem hören wir noch mehr. Die neue Männerkollektion fand ich sehr gut.

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