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Davidoff-CEO Hans-Kristian Hoejsgaard im Interview: „Die beste Zigarre ist die, die Ihnen gerade schmeckt“

Davidoff-CEO Hans-Kristian Hoejsgaard im Interview: „Die beste Zigarre ist die, die Ihnen gerade schmeckt“

Zigarren gehörten früher zum Selbstverständnis eines Gentlemans, doch im Zuge der Anti-Raucher-Kampagnen scheint sie auf dem Rückzug zu sein. Roland Graf spricht im Interview mit Davidoff-CEO Hans-Kristian Hoejsgaard über die beste Zigarre, die Besonderheiten des deutschen Zigarrenmarktes und über das Luxusgut Genuss.

Herr Hoejsgaard, die Zigarre gehörte lange zum Selbstverständnis des Gentlemans, ob Winston Churchill oder Thomas Mann. Momentan sieht man aber eher wenig davon. Täuscht das?

Ein wenig schon, doch gerade der Premiumbereich der Zigarren wächst nach wie vor. Vielleicht fangen die Leute erst zwischen 25 und 37 Jahren an, gutes Essen, guten Wein und ab und zu eine Zigarre zu schätzen. Vielleicht passiert das nur ein bis zwei Mal im Monat, aber das ist in jedem Fall bezahlbarer Luxus, wie ich gerne sage.

Ihre Eltern haben einen dänischen Tabakvertrieb geleitet. Wann und wie hat die Leidenschaft bei Ihnen angefangen?

Wir produzierten zwar auch Tabak, aber nur für die in Skandinavien so beliebten Pfeifenmischungen. Zigaretten habe ich nie geraucht, aber meine erste Zigarre schon mit 16 Jahren. Irgendwie meinte meine Mutter damals, die Zeit sei gekommen (lacht). Es war eine Caminante Corona, die gibt es auch heute noch.

Wie sollte ein Gentleman, der mit dem Zigarrengenuss startet, eigentlich einsteigen?

Ich glaube, das ist ähnlich wie beim Weingenuss: Am Anfang ist einem da auch alles zu sauer oder zu bitter. Das versteht man erst später, wenn jemand dazu kommt, es erklärt und man auch schon mehr kennt. Am Anfang ist daher sicher eine milde Zigarre eine gute Basis. Aber wie Firmengründer Zino Davidoff immer sagte: „The best cigar in the world is the one you like“.

Und wie findet man diese?

Die Wahl der Zigarre findet mit starker Gruppenbeeinflussung statt. Wir haben in einer Marktstudie für unsere Ladengeschäfte festgestellt, dass der geschulte Verkäufer und ein guter Freund die beiden Personen mit dem höchsten Vertrauensindex sind, wenn es um Zigarren geht. Wir versuchen, das auch in unseren eigenen Geschäften zu integrieren. „Guiding the customer’s journey“ heißt unser Ansatz, der interaktive Monitore umfasst, aber auch die klare Anordnung der Waren von mild bis kräftig.

Sehen Sie eigentlich eine Bedrohung des Hedonismus durch die vielfach genussfeindlichen Bestrebungen der Gesellschaft und des Gesetzgebers?

Es gibt natürlich eine immer stärkere Bewegung gegen Genuss und Menschen, die uns erklären, was wir essen, trinken und wie wir leben sollen. Aber Luxus wird auch zusehends mehr individualisiert: Luxus bedeutet für Sie etwas anderes als für mich. Letztlich ist der größte Luxus aber Zeit. Daher haben wir dem auch unseren neuen Slogan gewidmet: „Time beautifully filled.

Zigarren rollen its Handarbeit

Was zeichnet den deutschen Zigarrenmarkt aus?

Die deutschsprachigen Auslandsmärkte sind für uns als Schweizer recht verschieden, Österreich etwa ist luxus-affiner und fungiert durch die vielen Touristen hier auch stark als Marken-Schaufenster. Wir legen aber auch am lokalen Markt zu. Deutschland hingegen hat den höchsten Anteil an dominikanischen Zigarren, er liegt leicht über 50 Prozent. Die Deutschen scheinen weniger Kuba-orientiert zu sein und das etwas leichtere Geschmacksprofil zu bevorzugen. Und es kommt noch etwas dazu: Der deutsche Genießer ähnelt unseren US-Kunden, indem er nämlich sehr offen für Neuheiten ist. Im Idealfall kommt er nicht nur mit dem aus dem Geschäft, was er kaufen wollte, sondern noch mit zwei anderen Empfehlungen, die er dort bekommen hat.

Die Betonung des Handwerks sowie nachvollziehbare und biologische Produkte werden mehr und mehr zu den Treibern im Luxussegment – wie sehen Sie diese Trends?

Beim Tabak sprechen wir eher von nachhaltigem Anbau, rein biologisch wäre das sehr schwierig. Aber die Kernfrage, wie man Wege zu einem gesünderen Umgang mit den Mitteln findet, beschäftigt uns natürlich auch. Was wir verstärkt kommunizieren ist das, was wir „instant pleasure“ nennen. Eine gute Flasche Wein und eine gute Zigarre unterscheiden sich schließlich von der fünfzehnten Handtasche, die jemand besitzt. Das kann teilweise schon belastend sein. Nicht jeder Luxus ist immer ein Genuss, aber Genuss ist immer ein Luxus.

Lesen Sie auch:
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Der Autor

Der österreichische Genuss- und Reisejournalist Roland Graf ist seit vielen Jahren im Auftrag der Feinkost unterwegs und schreibt darüber. Seit 2013 auch im Gentleman-Blog.

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Ein Kommentar

  1. Mrz 24, 2014

    offen für neues- ein guter stichpunkt. denn mir geht es genau so. auch wenn ich meiner milden, süßlichen richtung treu bleibe. gibt es immer wieder neues zu entdecken und zu erschmecken.

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