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Grüne Aktien

Investieren mit gutem Gewissen?

Investieren mit gutem Gewissen?

Bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit zu setzen, ist gerade in Mode. Nicht nur Gutmenschen entdecken den Trend für sich. Das Problem: Mit dem Gütesiegel „Nachhaltigkeit“ wird viel Schindluder getrieben. Und selbst wenn Investoren oder Unternehmen, die Aktien und Anleihen ausgeben, nur Gutes im Sinn haben, gibt es ein Problem. Jessica Schwarzer leistet im Gentleman-Blog Aufklärungsarbeit.

Mehr als Wind- und Solarbranche

Investments mit gutem Gewissen lassen einen schnell an Windräder, Streuobstwiesen oder Ackerland denken. Alles Anlageklassen, die eimen berzeugten Aktionär nicht wirklich anlocken. Doch nachhaltige Geldanlage ist viel mehr.

Der Ansatz, mit Aktien oder Anleihen nachhaltig wirtschaftender Unternehmen hohe Renditen einsammeln zu wollen, hat längst die Ökonomische verlassen. Die nachhaltigen Firmen stammen auch längst nicht mehr nur aus Branchen wie Wind- oder Solarenergie. Auch Banken und sogar Ölkonzerne gehören mittlerweile zum Anlageuniversum. Natürlich nur dann, wenn sie besonders energieeffizient, emissionsarm und Rohstoffe sparend arbeiten.

Sie, liebe Gentlemen, können also Geld investieren und dabei Gutes tun. Aber lassen Sie sich von diesem Gedanken nicht blenden. Für sogenannte grüne Investments gelten dieselben Regeln wie für andere Anlagen auch: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Schauen Sie sich genau an, in was Sie investieren. Denn mitunter ist das Risiko enorm und nicht immer steckt auch Nachhaltiges drin, wo nachhaltig drauf steht.

Damit will ich das Thema aber für Ihr Depot nicht gleich abmoderieren. Im Gegenteil: Nachhaltige Unternehmen sind oft betriebswirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreich. Klar, wer Rohstoffe oder Energie spart, erhöht natürlich auch automatisch seinen Gewinn. Auch an der Börse wird das goutiert: Studien zeigen, dass solche Firmen in der Regel geringere Kapitalkosten haben und in vier Fünftel aller Fällen auch eine überdurchschnittliche Kursentwicklung. Ablesen lässt sich das beispielsweise am Nachhaltigkeits-Index der Euro-Stoxx-Familie: Der Euro-Stoxx-Substainability-40 entwickelte sich seit 2010 immerhin um 20 Prozentpunkte besser als der konventionelle Aktienindex. Es lohnt sich also, mit gutem Gewissen anzulegen.

Vorsicht vor Schindluder und Schlupflöchern

So weit so gut. Doch leider wird mit dem Gütesiegel „Nachhaltigkeit“ auch viel Schindluder getrieben. Nicht alle grünen Anlagen sind wirklich hundertprozentig grün. Nachhaltige Fonds picken sich beispielsweise häufig die nach ökologischen oder sozialen Aspekten besten Unternehmen einer Branche heraus. Und das können dann eben auch Auto- oder Öl-Aktien sein.

Diese Auswahlmethode heißt „best in class“ und kann durchaus ihre Tücken haben. Die Ölfirma BP und auch die Fukushima-Betreiberfirma Tepco landeten so in Fonds mit dem Gütesiegel „nachhaltig“. Da dürften sich einige Anleger nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 und der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 verwundert die Augen gerieben haben, als die Performance der BP- beziehungsweise der Tepco-Aktie ihren Fonds kräftig belasteten. Trotzdem hatten die Fondsmanager nichts falsch gemacht und streng nach ihrer Anlagestrategie gehandelt.

Außerdem lassen sich viele nachhaltige Fonds bei ihren Investments ein Schlupfloch offen. So dürfen sie beispielsweise fünf Prozent des Anlegergeldes in Unternehmen investieren, die gegen die Kriterien des Fonds verstoßen. Es kann also auch Geld in Aktien nicht nachhaltig wirtschaftender Firmen fließen. Im Grunde führt das die Idee der Nachhaltigkeit ad absurdum. Trotzdem ist es im Grunde korrekt.

Als Anleger haben Sie nur eine Chance: Lesen Sie das Kleingedruckte. Nur so wissen Sie wirklich, in was Sie investieren beziehungsweise, was da unter dem Deckmäntelchen der Nachhaltigkeit gekauft wird oder gekauft werden darf.

Verpflichtende Angaben fehlen

Und selbst dann können Sie nicht immer hundertprozentige Gewissheit haben. Wer beispielsweise grüne Anleihen herausgibt, soll das eingesammelte Geld nur für ökologisch korrekte Projekte einsetzen. Das Problem: Was korrekt ist, definieren allein die Emittenten. Verpflichtende Vorgaben existieren nicht. Trotzdem sind die grünen Anleihen gefragt. Gut 100 Milliarden Euro dürften Unternehmen 2015 mit diesen Bonds einsammeln, prognostiziert die Ratingagentur Standard & Poor’s in einer aktuellen Studie.

Das ist mehr, als viele erwartet hätten. Weltbank-Chef Jim Yong Kim hatte beim Weltwirtschaftsforum 2014 in Davos das Ziel ausgegeben, dass bis 2015 weltweit 50 Milliarden Dollar in Green Bonds investiert werden, also in Anleihen für saubere Projekte vom Bau erneuerbarer Energieparks über Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen bis zur energieeffizienten Renovierung von Konzernzentralen.

Der Renditeaufschlag bei den Öko-Anleihen ist übrigens nicht so groß wie bei den Aktien, im Gegenteil. Die Unternehmen bieten für ihre grünen Anleihen üblicherweise die gleichen Konditionen wie für ihre regulären Anleihen. Emittenten wie die Weltbank oder die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben Staaten im Rücken und mit einem Kreditrating von Dreifach-A gelten sie als besonders sicher.

Nachhaltigkeit darf kein Marketing-Gag sein

Es gibt viele Aspekte, die es beim nachhaltigen Investieren zu bedenken gibt. Schauen Sie auf jeden Fall genau hin. Nachhaltigkeit ist natürlich eine tolle Sache, aber eben auch einen schöne Marketinggeschichte. Da werden dann schon mal alle Fünfe gerade sein gelassen. Und solange es keine festen Standards gibt, haben es Investoren schwer, zwischen echter Nachhaltigkeit und cleverer Imagekampagne zu unterscheiden.

Sie merken es schon: Ich bin kein großer Fan nachhaltiger Investments. Natürlich bin ich dafür, dass Unternehmen verantwortungsvoll mit Rohstoffen umgehen und dass sie die Umwelt schonen. Ein Anlagekriterium das für mich aber nicht unbedingt. Bei meiner Geldanlage setze ich lieber auf große Märkte wie den Euro Stoxx Europe 600 oder sogar den Weltaktienindex MSCI World. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

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Die Autorin

Finanz-Expertin Jessica SchwarzerDie Historikerin und leidenschaftliche Börsianerin Jessica Schwarzer schreibt seit über 15 Jahren über Geldanlagen und ist Chefkorrespondentin Börse beim Handelsblatt, Deutschlands führende Wirtschafts- und Finanzzeitung. Ihr aktuelles Buch heißt „Gierig. Verliebt. Panisch. Wie Anleger ihre Emotionen kontrollieren und Fehler vermeiden“.

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