Der Gentleman-Blog trifft...
Natalia Avelon im Interview – Wenn Liebe tötet
Die meisten kennen sie als die junge Uschi Obermeier – Natalia Avelon. Sie portraitierte die 68er-Ikone in ihrem viel beachteten Kinodebüt „Das Wilde Leben“. Zehn Jahre ist das bereits her und schon im Kielwasser des Films deutete sich damals eine Zweitkarriere der attraktiven Deutsch-Polin an: Gemeinsam mit Ville Vallo – Frontmann der finnischen Rockband HIM – coverte sie als Titelsong Lee Hazelwoods Hit „Summer Wine“.
Im Jahr 2017 debütiert Natalia Avelon nun als Solokünstlerin mit ihrem Album „Love Kills“. Wie der Name schon erahnen lässt, geht es auf dem Album um die ganz großen Gefühle und auch tiefen Abgründe, die man in der Liebe erfährt. Wir trafen Natalia in Berlin zum Interview und sprachen mit ihr über das Album, Traumautos und wie man(n) sie erobern kann.
Ich habe gehört, dass du eigentlich sehr vernünftig bist. Auf deinem Debütalbum wolltest du aber weniger über den Bausparvertrag, sondern eher über die unvernünftigen Seiten des Lebens singen, warum?
Ja, ich wollte unvernünftig sein, meiner Unvernunft Platz und Raum geben. Das Album und die Musik waren hierfür das perfekte Ventil.
Welches der Lieder auf dem Album entspricht dir am meisten?
„Immune to love“ ist sehr wichtig für mich. Ich habe ihn zusammen mit Chad Hugo von N.E.R.D. geschrieben. Ein sehr wichtiger und ausschlaggebender Moment in meinem Leben. Chad gehört zu meinen musikalischen Idolen. Mit ihm zusammen den Grundbaustein für mein Album zu legen war magisch!
Der Song ist sehr atmosphärisch und hat diese Atmosphäre zum Thema meines Albums gemacht. Eine Melancholie, die jedoch immer von Leichtigkeit untermalt wird. Der Song handelt von Freiheit und im Prinzip von einer notorischen Bindungsunfähigkeit – allerdings schön verpackt (lacht). Aber natürlich liebe ich jeden Song! „Whoever I Want” – ein Partysong, den ich mit Guy Chambers geschrieben habe oder “Catch me if you can”, bei dem mich die The Boss Hoss Jungs supporten – Energie pur! Auch “Dark Desires” mit Bela B mag ich sehr gerne, weil auch dieser Song sehr atmosphärisch und filmisch ist. Es hat extrem viel Spaß gemacht mit all den tollen Kollegen zu arbeiten.
Und dann gibt es da noch „Blind Belief“, die erste Singelauskopplung. Du betonst stets, wie wichtig dir Unabhängigkeit ist, der Song handelt jedoch von einer starken Abhängigkeit. Wie passt das zusammen?
Es ist immer spannend zu hören, was die Leute in meine Songs hineininterpretieren. In „Blind Belief“ geht es eigentlich um das Thema Vertrauensbruch und dessen Konsequenzen. Meine Definition einer Traumbeziehung ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die auf 100-prozentigem Vertrauen basiert. Als mein Vertrauen missbraucht wurde, habe ich mich gefragt: Kenne ich mein Gegenüber überhaupt? Ist dieser Mensch wirklich der Mensch, den ich wahrnehme? Letztlich bleibt aber auch die Frage: Muss man im Leben alles wissen? Ich weiß es nicht.
Quelle: youtube.com
Wie viel Unabhängigkeit verträgt eine feste Beziehung deiner Meinung nach?
Mittlerweile habe ich das Gefühl – und ich bin kein Fan von Klischees oder Vorurteilen – dass ein Mann eventuell Probleme damit hat, wenn eine Frau sehr unabhängig ist. Ich weiß nicht, ob es evolutionsbedingt zu erklären ist. Diese traditionelle Rollenverteilung, wer das Geld nach Hause bringt und wer für die Familie sorgt, existiert ja nach wie vor. Ich glaube, der Mann ist gerne der Versorger, Beschützer, stark und autoritär. Fangen die Rollen an sich zu vermischen und sich das Gewicht auf die Seite der Frau zu verlagern, kann Unabhängigkeit schwierig werden. Wenn man sich nicht auf Augenhöhe begegnet und sich einer der Partner benachteiligt fühlt.
Wenn ich von Unabhängigkeit spreche, spreche ich davon und von Freiräumen, die jeder in einer Beziehung haben sollte. Ich spreche nicht von offenen Beziehungen, sondern von Liebe, in der sich beide Partner individuell entfalten können, ohne voneinander abhängig zu sein.
Was meinst du damit genau?
Manchmal bin ich mit meinem Partner gerne rund um die Uhr zusammen, aber dann gibt es eben auch Momente, in denen ich etwas allein mit meinen Mädels unternehmen möchte oder mit meiner Familie oder mit meinem besten Freund in den Urlaub fahren will. Meinen Hobbys nachgehen möchte allein… Einfach auch Zeit für mich und mit mir allein haben will.
Vertrauen ist dafür wie gesagt die Basis. Zusammen frei sein ist mein Grundsatz.
Wie viel Mut braucht deiner Meinung nach die Liebe?
Sehr viel! Das bemängle ich vor allem an den Männern in Berlin. Wenn man hinter die Fassade blickt, ist da oft sehr viel Hohlraum.
Gibt es auch Gegenbeispiele?
Na klar. Letztens haben mich zwei, drei Jungs gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihnen essen zu gehen oder spontan in den Urlaub zu fahren oder haben mich zu einem Konzert eingeladen. Das finde ich gut! Mut zeigen. Risiko eingehen. Was hat man denn zu verlieren? Ich empfinde mich zwar als sehr dominant, unabhängig, zielorientiert und selbstbewusst, brauche trotz all dem als kleine zierliche Frau dennoch diesen Mann, der mich wie Tarzan auf dem Rücken trägt und mich beschützt und die Keule auspackt, wenn es hart auf hart kommt. Im metaphorischen Sinne natürlich!
Du kannst natürlich auch auf deine Tattoo-Waffe auf dem Oberschenkel zurückgreifen …
Ja, das stimmt! (lacht) Das ist meine Geheimwaffe. Es gibt die Geheimwaffen einer Frau.
Und dazu bist du noch ein Autonarr, wie ich hörte, und du bezeichnest dich selber gern als Technik-Nerd. Wie passt das zusammen?
Ich mag’s einfach abwechslungsreich und aufregend in meinem Leben. High Heels, Technik und Autos widersprechen sich ja nicht.
Und ja, ich liebe Autos! Die Silhouette kann so schön sein! Wie bei einer Frau! Ich liebe uns Frauen und bin sehr solidarisch mit ihnen. Ich gehöre nicht zum Geschlecht „Zicke“, das andere Frauen als „Bitch“ bezeichnet und ständig neidisch und eifersüchtig ist. Dieser Begriff hat sich in unserer Gesellschaft eingeschlichen und entkräftet unsere „Frauenpower“. Nicht gut. Ich schaue gerne zu anderen Frauen, die mich inspirieren, auf. Gerade jetzt, da mein Album herausgekommen ist, ist es mir sehr wichtig, was die Mädels davon halten. Männer haben ja doch oft einen anderen Blickwinkel darauf.
Um noch einmal auf das Thema Autos zurückzukommen: Was ist dein Traumauto?
Ich liebe Oldtimer! Es ist ein ganz großer Traum von mir, mir irgendwann einmal einen zuzulegen.
Ich mag aber auch schwarz-matte Lamborghinis oder diese schönen eckigen Ferrari-Modelle aus den 60ern/ 70ern. Auch die alten kantigen Defender finde ich super! Ich könnte à la Jamiroquai oder Cristiano Ronaldo einen ganzen Fuhrpark haben. Wenn ich ganz viel Geld hätte, wäre ich auch so ein kleiner Proll.
Von Traumautos zu Traummännern: Was muss dein Traummann haben?
In letzter Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, dass ich einfach absolut drauf stehe, wenn Männer intelligent sind! Ich habe jemanden kennengelernt, der entspricht vom Optischen her nicht unbedingt meinem „Beuteschema“. Als wir uns jedoch fünf Stunden über Kunst, Literatur, Politik und Musik unterhalten haben, wurde der Typ sexier und sexier. Intelligenz und Humor sind das A und O. Das macht wahnsinnig attraktiv!
Und was geht gar nicht?
Arroganz! Und Kokain! Überheblichkeit geht gar nicht und wenn jemand faul ist und nicht ehrgeizig ist, passt es nicht zu meinem Lebensstil.
Bist du Gejagte oder Jäger?
(Überlegt) Jäger. Leider Jäger. Da muss ich echt noch jemanden Gleichgesinnten finden, der keine Angst davor hat. Also: übertreiben wir es nicht! Ich geh jetzt auch nicht auf die Pirsch und lege los. Ich gehe überhaupt kaum noch aus. Aber mein Motto ist: Ich lebe nur einmal. Und das Leben ist mir zu kurz, um mich an irgendeine Regel zu halten, die besagt, dass der Mann die Frau ansprechen muss. Wenn ich jemanden gut finde und ich merke, er ist schüchtern, dann helfe ich gerne nach. Außerdem finde ich schüchterne Jungs extrem anziehend.
Wie funktioniert das?
Ich agiere eher subtil. Ich gehe nicht aggressiv vor, übernehme aber gerne mal die Initiative, wenn ich merke, dass er sich nicht traut. Mir macht das einfach Spaß!
Wie kann man(n) dich denn erobern? Wenn du von der Position des Jägers mal etwas abweichst.
Die meisten Männer tatsächlich durch Humor! Wirklich! Mit etwas Kreativem, Originellem.
Gentleman oder Bad Boy?
Gentleman mit Eiern. (lacht)
Also stehst du schon auf die Klassiker, wie Türe aufhalten und in die Jacke helfen?
Oh, ja, bitte! Unbedingt! Da kommt wieder die zierliche, kleine Person bei mir raus, die traditionell und altmodisch ist. Auf jeden Fall! Wenn da der Bauerntrampel vor mir die Tür zufallen lässt oder mich zum Frühstück einlädt und dann getrennte Rechnungen verlangt oder ich zahlen muss beim ersten Date, dann sehe ich den kein zweites Mal! Das geht überhaupt nicht! Ich möchte gut behandelt werden, geschätzt und respektiert werden. Ich möchte, dass mich jemand auf Händen trägt, weil ich meinen Mann auch auf Händen trage und wie einen König behandle.
Wodka oder Berliner Luft?
Definitiv Wodka. (lacht) Definitiv Wodka! Auf jeden Fall!
Wie ist es mit Ville Vallo auf der Reeperbahn?
Sehr lustig! Wir haben gemeinsam im Doll House gefeiert nach dem Dreh zum „Summer Wine“-Video. Die Jungs waren dann aber doch zu schüchtern. Wer hat also den Mädels die Scheine zugesteckt? Ich! Wir hatten eine gute Zeit.
Und wie sind Partys mit Uschi Obermeier? Besser oder schlechter?
Uschi habe ich kürzlich hier in Berlin wiedergesehen. Das war sehr nett. Bei uns geht es aber eher gemütlich zu. Wir gehen essen, trinken ein Gläschen Wein und quatschen viel. Haben ja viel Nachholbedarf, wenn wir uns lange nicht gesehen haben. Wild gefeiert wird in LA!
Bilder: Sony Music
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Tolles Interview und ich habe mich in vielen Dingen wiedergefunden.
Klasse Frau! Was Sie schafft das klappt. Genauso wie ihr neuer Song.
Liebe Grüße von
Claudi
Frau Avelon, danke schön für sehr interessante Interview. Sie ist wunderbar weiblich und einfach nur bezaubernd. „Love Kills „album geht ins Herz. Die neue Songs machen süchtig, genauso wie „Summerwine „. GRATULATION
Sehr schönes Interview, mit einer wahrlich bezaubernden Dame.
Fand sie damals in „Das wilde Leben“ klasse.
Sie hat einfach das gewisse „Etwas.
Auch das Duett mit Ville Vallo fand ich super und höre den Song heute noch, zwar selten, aber gerne.
Habe gar nicht mitbekomme, dass sie jetzt eine eigene Platte raus bringt.
Da werde ich aber definitiv mal reinhören.
Danke für den Artikel!
Herr H.