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Kaminzimmer im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg - Anzeige

Whisky-Event der Extraklasse

Whisky-Event der Extraklasse

Wer sich längerfristig zu Lasten von Leber und Haushaltskasse dem Genuss von Spirituosen, insbesondere dem Evergreen Whisk(e)y, verschrieben hat, bekommt von Zeit zu Zeit Lust, über die Grenzen der eigenen Hausbar hinaus neuen spritituellen Erlebnissen und dem Austausch mit Gleichgesonnen zu frönen. Eine Gelegenheit dazu findet sich im Kaminzimmer der Hausbar im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg bei Köln. Lars Hallatsch teilt im Gentleman-Blog seine Erfahrungen vom Whiskyevent der Extraklasse.

Besinnlicher Whiskyabend

Barchef und bekennender Whisky-Connaisseur Christopher Uhl, Herr über rund 170 Sorten, lädt vor dem knisternden Kamin dazu ein, eine fein austarierte Kollektion von sieben Single Malts – allesamt 18 Jahre oder älter – aus den wichtigsten Whisky-Regionen Schottlands nicht nur zu verkosten, sondern zu erleben.

Gekrönt von eigens zu den Charaktereigenschaften der einzelnen Kompositionen kreierten kulinarische Köstlichkeiten (es lebe die Alliteration) aus der Schlossküche, findet sich der Abend abseits der üblichen Spirituosen-Events, Messeveranstaltungen oder Verkostungshappenings auf einem Niveau, dessen Erlebniswert Ihnen nahezubringen mir Ehre und Vergnügen ist:

Der gebürtige Österreicher Uhl moderiert den Abend auf elegante und kurzweilige Art, getragen von intensivem Hintergrundwissen und geschmacklicher Expertise. Sympathischer Weise trank er mit uns, so dass wir unsere Eindrücke unmittelbar mit den seinen vergleichen und diskutieren konnten.

Mit seinen Ausführungen, die unser Tasting über rund zwei verflogene Stunden begleiteten, umriss er die geschichtlichen Hintergründe der Whiskykultur von fünf vor Christus über Mittelalter und Neuzeit, kam auf den noch nicht abschließend entschiedenen Streit zurück, ob nun Irland oder Schottland das Privileg genießt, Wiege der flüssigen Sonne zu sein, und erklärte en passant den Herstellungsprozess der Destillate. Wir lernten über die traditionellen und rechtlichen Definitionen betreffs Whisky, über lokale Bedingungen der schottischen Regionen, zum Beispiel Klima und Wassereigenschaften, und erfuhren Wissenswertes über die Vorgaben zum Informationsgehalt auf den Flaschen.

Die Moderation war stets unaufdringlich, so dass neben der gut aufbereiteten Information der Genuss und das tatsächlich Andächtige im Umgang mit Whisky und Speisen den Raum erhielt, welchen ein solches Ereignis verdient.

Whiskytasting mit 7 edlen Sorten

Im Einzelnen führte uns der Weg – geografisch entgegen dem Uhrzeigersinn – über folgende sieben Stationen:

1. Lowland – Auchentoshan 18 Jahre – 40% – Marktpreis ca. 74,90 Euro

In der Nase Heu, Honig auf den Lippen ein brennendes Gefühl, das deutlich mehr als die moderaten 40% Alkohol suggeriert. Im Geschmack eine Fülle von Trockenfrüchten (u.a. Datteln), ein wenig Holz, der gerochene Honig, und tatsächlich kalter, grüner Tee mit einem Hauch von Granny Smith. Ein unkomplizierter, leckerer Damenwhisky, den ich selbst als Aperitif und nach alter schottischer Tradition vor 17 Uhr trinken würde. Was heißt würde: Ich mach´s tatsächlich.

Dazu: Pikantes Champagnersüppchen in der Espressotasse und eine marinierte Auster, meine erste Auster übrigens, die nicht nach einem oft zu heftigen Hauch von Fisch, sondern nach subtilen Salzaromen schmeckte.

2. Speyside – Glenfiddich 21 Jahre – 40% – Marktpreis ca. 148,50 Euro

Mag man bei dem Namen Glenfiddich sofort an bei Rewe, Hit und EDEKA lieblos und übergünstig verfügbaren Einsteigermalt ohne besonderes Hingabepotential denken, lehrt einen der 21jährige sofort demütiges Abschwören von Vorurteilen: In Eichenfässern gelagert, reift der Whisky in karibischen Rumfässern vier Monate nach.

Geschmack und Geruch eröffnen alle Zitrusaromen, die man sich einbilden möchte. Eingebunden in Karamell, Vanille und einen Bonbon-artigen Abgang, schenkten mir die Aromen ein tiefenentspanntes Lächeln und einen sehr wärmenden Eindruck, den ich als überaus angenehm empfand.

Eine Groteske am Rande: Der 21jährige durfte im Rahmen des Kuba-Embargos wegen der Lagerung in politisch tadeligen Rumfässern nicht in die USA importiert werden.

3. Speyside – Dallas Dhu 23 Jahre 43% – 1982/2005 – Marktpreis: kostbar, derzeit offenbar vergriffen

Die mir bis dato unbekannte Brennerei Dallas Dhu ist seit 1983 geschlossen und heute ein Museum. Dementsprechend selten scheint der 23jährige DD zu sein, meine üblichen Bezugsquellen melden: kein Nachschub in Sicht.

Ohne gewillkürte Färbung, fliesst ein sehr heller, funkelnder Sprit ins Glas, der auch genau nach diesem Alkanol riecht. Hat man den üppigen Alkohol abgeatmet, läßt sich Pfeffer schnuppern, ein eher undifferenziertes, ausgewogenes Aromenspektrum animiert dazu, den Stoff mehrmals durch Mund und Backentaschen zu spülen. Im Abgang salzig-pfefferig, mit einer dadurch fast larvierten Süße. Edel. Lustvoll.

Dazu: Hummersalat mit Erbsen und (sehr knackigem) grünen Spargel

4. Highland – Glenmorangie Extremely Rare 18 Jahre – 43% – Marktpreis ca. 69,90 Euro

Wenn Sie sich für einen Whisky entscheiden möchten, der aus Ihrer Nase das zentrale Wohlfühlorgan macht, haben Sie hier Ihr den Best-Buy: Der 18jährige mit dem dramatischen „Extremely Rare“-Prädikat riecht nicht, er duftet nicht, er erfüllt den Bereich zwischen Nasenspitze und limbischem System mit dem Odeur der Versuchung: Kaffee, Karamell, Toffee, Pudding, Kakao, dunkle Schokolade (die gute, nicht die von Sarotti), frischem, warmen Gebäck. Ich habe mein Näslein sicher gute fünf Minuten immer wieder in den schlanken Glaskörper getaucht, seitlich belüftet, eingeatmet, es war eine Lust.

Ein wenig enttäuscht war ich angesichts der Eröffnung vom Geschmack, den meine Mitverkoster als ausgewogen und gereift beschrieben. Ich fand ihn gealtert-lecker, stimmig, aber – gemeckert auf höchstem Niveau, freilich – leicht wässrig, den Glenmorangie.

Dazu: Rosa gebratenes Lammfilet mit Zucchinistampf

5. Orkney Islands – Highland Park 18 Jahre – 43 % – Marktpreis ca. 98,90 Euro

Der Highland Park 18 markiert den leichten Drift zum rauchigen Teil der versammelten Whiskygrößen: Über dem Glas sammelt sich zunächst ein fast stechender Geruch nach einer flüchtigen Chemikalie, von der ich meine, dass man sie Phenol nennt. Dann folgt feuchtes Holz (eher Eiche als Tanne), und als Salbe gebundenes Jod. Rauch roch ich nicht, obwohl Herr Uhl zur Suche danach animierte.

Im Geschmack Sherry, viel (!) vom vorerwähnten Holz, etwas „Medizinisches“, Salz – und jetzt auch einen Hauch von Rauch, überaus angenehm und würzig, vollkommen unaufdringlich, und vielleicht für das Glühen im Abgang verantwortlich. Mit einem Rauchwert von 3,5 ppm (bitte googeln Sie die Zusammenhänge, das Technische daran würde den romantischen Flow des Artikels stören) an der unteren Grenze dieser Spezies angesiedelt, ist der Highland Park in der 18jährigen Ausführung ohne Zweifel für Alle zu empfehlen, die sich in das Pikante von Rauchanteilen einschmecken wollen. Ladies welcome, Beginners also.

Dazu: Heilbutt treated with Sea Salt, Rotweinbutter, Minimöhren und Fenchel

6. Isle of Skye – Talisker 18 Jahre – 45,8 % – Marktpreis ca. 87,90 Euro

Eine leichte, aber unüberschmeckbare Steigerung auf 12 ppm Rauchanteil bot der 18er Talisker, dessen Verfügbarkeit durchaus als ein Gütesiegel für eine Bar angesehen werden kann. Der aus der einzigen Destillerie der Isle of Skye stammende Whisky duftet nach Vanillearomen, feuchtem Moos und Zuckerrohrmelasse. Schon im Geruch versteckt sich die Kraft im Glas nicht, sie verbirgt sich höchstens kokett hinter allgegenwärtiger Süße, nicht aber ohne hervorzulugen, um ja nicht übersehen zu werden. Früchte, ob getrocknet oder nicht, scheint sehr beliebig zu beschreiben. Wald- oder Akazienhonig und etwas Pikantes beleben den Gaumen, um erst mit Beginn des Herunterschluckens macht sich das Würzige des Rauches bemerkbar, dass den Mund noch lange füllt, wenn der Saft sich schon mit dem Magen auf Du und Du befindet. Für mich ab sofort ein Must-have in der Hausbar. Trinkzeit deutlich nach 22 Uhr. Empfohlene Trinkmenge: deutlich begrenzt.

Dazu: Rinderschaufelbug mit (gewöhnungsbedürftigem) „Black Pudding“ an Spitzkohl

7. Islay – Ardberg Perpetuum – 47,4 % – Marktpreis ca. 145,50 Euro

Wieder Salziges und Jod, diesmal dazu altes Leder (nicht etwa pudrig wie Leder von Connolly im Jaguar), Lakritz in süß und salzig. Im als mehr oder minder limitierten Edition zum 200jährigen Bestehen Ardbergs lancierten Perpetuum findet sich mit 80 ppm Rauchanteil und einer Vermählung sehr junger und sehr alter Destillate schon im ersten Eindruck trockener Torf, kalte, schaumige Meeresgischt und, wie ein ausgleichender Antagonist, Schokoladensüße bei über 80% Kakaoanteil, Sherry und fettes Bourbonvanillemark.

Der Rauch macht ordentlich Druck, der Ardberg schmeckt mir deutlich nach 20 Uhr, vielleicht sogar alleine sitzend hinten in der Bar, als Begleiter zum Nachdenken, Stillsein und Weiserwerden. Genauso gern würde ich ihn übrigens direkt vor Ort am Meer trinken, an einem Lagerfeuer, einen schweigenden besten Freund neben mir.

Und als Schmankerl: Islay – Octomore 06.1 Scottish Barley 2014 – 5 Jahre – 57% – Marktpreis ca. 119,50 Euro

Ob aus Freundschaft oder wegen einer stillen Umsatzbeteiligung an Handel mit Antazida schenkt uns Herr Uhl noch Einen außer der Reihe ein: Der Octomore 06.1 ist einer der am stärksten getorften Whiskys aller Zeiten, und, es sei zitiert, „167 ppm Rauchgehalt überwältigen alle Sinne“. Ein unglaublich kräftiger und imposanter Whisky, der allerdings mein persönliches Geschmacksuniversum ohne Wiederkehr verläßt. Für mich messerscharf, verraucht, im Mund zermürbend und als salziger Nachgeschmack bis zum folgenden Morgen präsent, überfordert mich der Octomore, was natürlich Niemanden abhalten soll, sich im Selbstversuch die Speiseröhre genüßlich zu verätzen.

Dazu: 1 Flasche Wasser, kalt, eilig getrunken, mit 2 Stück Omep 40

Fazit

Whiskys im Einzelhandleswert von rund 1.000 Euro standen uns zur Verfügung, um eine abenteuerliche, perfekt und charmant moderierte Reise in das Schlaraffenschottland hochwertiger, individueller und eben alter Malts zu unternehmen. Jeder Tropfen für sich war ein Erlebnis, gemeinsam lassen die Probanten eintauchen in den Wunsch, den persönlichen Geschmack zu verfeinern, tiefer und breiter ins Genußreich des Whiskys vorzudringen. Die Liebe zum Detail, die Begegnung mit den auch in die Speisen komponierten Geschmacksnuancen und die Herrenzimmeratmosphäre summierten sich zu einem Abend, der mich beeindruckt und beglückt diese Zeilen schreiben ließ.

Zum Nacherleben
Termine 2015: 8. November und 28. Dezember, jeweils ca. 17:00 bis ca. 19:00 Uhr
Preis pro Person: 129 EUR.
Althoff Grandhotel Schloss Bensberg
Kadettenstrasse
51429 Bergisch Gladbach
Kontakt: info@schlossbensberg.com

Der Gentleman-Blog wünscht viel Vergnügen!

Lesen Sie auch:
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Der Autor

Lars Hallatsch schreibt im Gentleman-BlogDieses Interview führte Lars Hallatsch. Er lebt und arbeitet als freier Journalist, Dozent und Coach bei Köln und München. Stil, Genuss und Benimm sind dabei seine besondere Leidenschaft.

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Ein Kommentar

  1. Hans
    Nov 9, 2015

    Spannend, vielen Dank. Ein paar Kommentare kann ich mir nicht verkneifen – Die Auswahl ist mit Ausnahme des Octomors und Dallas Dhu recht uberaschungsarm, wenngleich natuerlich auf hohem Qualitaetsniveau. Dies liegt auch am Alter der Whiskys, da koennte man vielleicht auch auf 12 oder 15 heruntergehen, ohne sich gleich aufs Ramschniveau begeben zu muessen. Interessant finde ich, dass kaum ‚moderne‘ Kreationen mit Ausbau in verschiedenen Weinfaessern verkostet wurden?
    Ich bin mir auch sehr sicher, dass die Kueche und das Ambiente perfekt zur Auswahl der Whiskys passen, da kann man dem Hotel Bensberg nur vertrauen und sage DANKE! fuer den tollen Artikel.

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