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World Class Bartender Tim Philips: „Meine Inspiration? Bad drinking habits“

World Class Bartender Tim Philips: „Meine Inspiration? Bad drinking habits“

Der Australier Tim Philips (29) hat vor einem Jahr den großen Mixwettbewerb „World Class Bartender“ in Rio de Janeiro gewonnen. Anschließend hat er 40 Städte in 22 Ländern besucht und seine witzigsten Erlebnisse als Botschafter des Cocktails in einem Buch gesammelt. Im Rahmen der Buch-Präsentation (Tim Philips: A Year as the World’s Best Bartender) sprach Roland Graf mit ihm über Trends, Inspirationsquellen und ökologische Drinks.

Mr Philips, welche Trends haben Sie bei Ihrer Tour durch die Bars der Welt aufgeschnappt?

Wenn man viel in großen Cocktail-Ländern wie Großbritannien und den USA unterwegs ist, sieht man ständig etwas Neues. Doch sollte man nicht alles Neue als großen Trend generalisieren. Ich habe in Japan zum Beispiel über „bottled cocktails“ ein Seminar gehalten, das kannten die noch gar nicht. Oder in Brasilien, da wird viel mit Früchten aus dem Amazonas gemixt, die ich wiederum bis dahin noch nie gesehen hatte. Die Konzentration auf das eigene Ökosystem und seine Zutaten stellt sicher einen Trend dar. Auch ich arbeite am liebsten mit Zutaten, die ich vor der Haustüre finde. In meiner Bar „Bulletin Place“ in Sydney habe ich eine saisonale Cocktailkarte.

Woher nehmen Sie die Inspirationen für Eigenkreationen?

Um ehrlich zu sein, inspirieren mich weniger Bücher, als vielmehr Länder mit schlechten Trinkgewohnheiten (lacht). Da gab es zum Beispiel eine Studentenbar in London, die am Dienstag immer voll war, wenn für 80 Pence Wodka-Cola ausgeschenkt wurde. Der Preis war gut, aber der Drink grauenvoll! Man konnte ihn nur trinken, wenn man vorher einen Kirsch-Kaugummi nahm. Jahre später habe ich bei einem Wettbewerb dann meinen eigenen Kaugummi aus Campari produziert, so ließen sich zu saure oder zu süße Drinks mit einer herben Note spektakulär ausbalancieren.

Aber auch die Populär-Kultur gibt einiges an Inspirationen her: In Korea etwa laden sie gerne zu Barbecue mit Bier und Whisky ein – was bedeutet: 30 Milliliter Whisky und 70 Milliliter Bier. Das Bier dort ist recht übel, aber mit dem Whisky dazu entsteht etwas Neues. Ich habe diesen Geschmack dann mit Kirschsaft und Johnnie Walker in einem Cocktail nachzuahmen versucht.

Wie stehen Sie zu Bartrends wie dem Reifen von Cocktails in Fässern?

Ich finde, dass es dazu viel Erfahrung braucht, die wir als Bartender erst langsam sammeln. Persönlich habe ich zwei Fässer, mit denen ich zuhause rumexperimentiere, in einem war früher Chardonnay und in einem Semillon. Aber die wichtigste Frage muss immer sein: Ist die „barrel aged“-Variante eines Drinks besser als das Original? Das sollte man sich bei allen neuen Trends immer fragen.

Seit Ihrem Sieg im beim „Diageo World Class“-Finale sind Sie auch ein Botschafter der Bar-Kultur aus Down under. Was zeichnet Australien eigentlich aus, wenn es um Bars und Cocktails geht?

Australien hat durch seine Lage immer schon viel von anderen Küchen „gestohlen“. Das äußert sich auch bei den Drinks. Einerseits sind wir da eher klassisch britisch unterwegs, aber auch wieder sehr experimentell durch den asiatisch-pazifischen Einfluss. Unsere Gastgeber-Qualitäten fand ich am ehesten in „Handsome Steve’s House of Refreshments“ in Melbourne umgesetzt: Das war meine Lieblingsbar, was nicht daran liegt, dass er genau einen weißen, einen roten Wein, dazu einen Gin und eine Biermarke führt. Aber der Besitzer, auf den meistens der erste Drink geht, ist eine Legende, weil man mit ihm gern herumhängt. Er will immer, dass sich die Leute bei ihm wohlfühlen.

Während bei uns der Winter kommt, beginnt in Australien der Sommer. Was ist Ihr idealer Drink für die heißen Monate?

Persönlich bin ich auch im Sommer nicht so sehr der Zitrusfan. Mir schmeckt es „dark und dirty“, daher gehört der Manhattan zu meinen Favoriten. Gern arbeite ich im Sommer auch mit frischen Pfirsichen. Die zerstoße ich und gebe etwas Tanqueray Ten Gin dazu – und fertig ist der Drink!

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