Vorbildliche Eigenschaften
Skater-Mode im Mainstream

Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 wurde Skateboarden zum ersten Mal in das Programm aufgenommen. Dies mag dazu beigetragen haben, dass der Skater-Chic gegenwärtig ein Revival erlebt. Die weiten Klamotten mit bequemen Schuhen, Hoodies, Caps und Bauchtaschen entsprechen sicher nicht dem klassischen Bild von Stil und Eleganz. Doch zum einen sehnen sich sicher auch stilbewusste Männer gelegentlich nach modischer Lockerheit und zum anderen kann sich jeder Gentleman eine bestimmte Eigenschaft von Skatern zum Vorbild nehmen.
Mode als (praktischer) Teil der Identität
Skater erobern sich den urbanen Raum, indem sie eine alltägliche Umgebung in Tricks integrieren und damit umfunktionieren. Geländer als Schutzobjekte werden für gefährliche Sliding-Stunts uminterpretiert, krasse Sprünge (und Stürze) spiegeln die Härte des Lebens wider.
Sie zeichnen sich darüber hinaus durch ihre Coolness auf dem Board aus sowie durch ihre innere “Dont give a shit”-Haltung. Diese sind mindestens so wichtig wie die möglichst fehlerfreie Performance. Die Tricks mit dem Brett entfalten ihren Reiz auch dadurch, dass sie schiefgehen können, inkl. großen Schmerzen und bösen Verletzungen. Kein Wunder also, dass die Kult-Chaotentruppe von Jackass (die MTV-Generation erinnert sich) aus dem Umfeld der Skateboard-Zeitschrift “Big Brother Magazine” entstand.
Während Surfer einen gewissen Körperkult pflegen, waren bei den Skatern schon immer die Mode ein Teil ihrer Identität – zumal insbesondere die weiten Hosen notwendig sind, um die akrobatischen Bewegungen auf dem Skateboard bestmöglich ausführen zu können.
Palm Angels: Lässigkeit meets Ästhetik
Dass sich Lässigkeit und Ästhetik hervorragend verbinden lassen, wollte der Fotograf Francesco Ragazzi in seinem Bildband »Palm Angels« beweisen. Kern ist das Bild eines langhaarigen verschwitzten jungen Mannes vor der Straßenpromenade von Venice Beach in L.A. mit ihren hohen Palmen. Daraus hervor ging eine vom Skater-Chic inspirierte Streatwear-Kollektion und die Gründung des Modelabels mit gleichem Namen.
Bei Palm Angels gibt es Damen- und Herrenmode mit Logos im Gothic-Style, aber auch knallbunten Aufdrucken und Designs, die sich an Street-Art orientieren. Damit strahlt die Marke eine ausgeprägte Jugendlichkeit aus, die sich über ein breites Spektrum von Kleidung und Accessoires erstreckt: Neben Hoodies, Shirts, Schuhen und Hemden bietet das Label Caps, Rucksäcke, Bauchtaschen und sogar Handyhüllen.
Ragazzi betont zur Erklärung des Bildbandes und des Markennamens, dass Skater wie Surfer ihrem Sport und der Szene mit religiösem Eifer treu seien. Sie gingen jeden Tag zum Skaten, so wie sich Gläubige zur Messe begeben. Auch er bewundert die Nehmerqualitäten der Sportler: Um wirklich gut zu sein, müssen sie sich ein paar Knochen gebrochen haben.Diese Unverwüstlichkeit spürt man auch in seiner Mode: Die weichen Hoodies werden mit strengeren Formen bei Hemden und Hosen kombiniert.
Was ein Gentleman von Skatern lernen kann
Einem Skater geht nicht einzig und allein um den Kick, sondern auch um die Wiederholung und vor allem um das Wiederaufstehen nach einem Fehlschlag. Außerdem ruht sich nicht auf seinen bisherigen Skillset aus, sondern will sich stets verbessern und ist dabei furchtlos. So erarbeiten sich Skater ihren Stolz und tragen Prellungen und Abschürfungen als Ehrenabzeichen. Selbstüberwindung bis zur Perfektion. Bewundernswert. Von dieser Einstellung kann sich jeder Mann ein Stück abschneiden, selbst wenn er die Skater-Mode nicht mag.
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