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Ryder Cup: Eine Frage der Golfer-Ehre

Ryder Cup: Eine Frage der Golfer-Ehre

Alle zwei Jahre treffen sich die besten Golfprofis Europas und der USA zum interkontinentalen Kräftemessen: Der Ryder Cup, im Wechsel hüben und drüben ausgetragen, ist ein Prestige-Duell, die Rivalität enorm, die Teilnahme eine Frage der Ehre, die Stimmung oft überbordend. Der Gentleman-Blog erzählt vor der 39. Auflage vom 28. bis 30. September alles Wissenswerte über den bedeutendsten Mannschaftswettbewerb des Golfsports.

Ryder Cup der heilige Gral der Golfwelt

Beim Ryder Cup ist alles anders als sonst im Golfzirkus: Preisgelder gibt es nicht, die Profis spielen um den Ruhm; aus hoch bezahlten Einzelkämpfern werden idealerweise ehrenamtliche Teamplayer. Es geht über drei statt vier Tage; gespielt wird Matchplay, es zählen nur die gewonnenen bzw. verlorenen Löcher, was auch eher selten ist im Golfkalender. Und statt eimergroßer Trophäen symbolisiert ein sakral anmutender Goldpokal von zierlicher Statur den Triumph.

Der Ryder Cup ist wohl tatsächlich so etwas wie der heilige Gral der Golfwelt. Dies- und jenseits des Atlantiks versammelt der jeweilige Teamkapitän alle zwei Jahre zwölf verdiente Recken und zieht aufs Grün, wie weiland König Artus mit seiner Tafelrunde. Die sportliche Walstatt ist heuer der Medinah Country Club nahe Chicago. Die Amerikaner haben Heimvorteil – und den bitter nötig. Denn bei vier von fünf Ryder Cups in diesem Jahrtausend siegte Esprit de Corps über Egozentrik, sprich: Die Europäer überschütteten sich schließlich mit Champagner, während die millionenschweren US-Primaballerinen als begossene Pudel heimfuhren, wo Schimpf und Schande auf sie warteten.

Golf-Fans im Ausnahmezustand

Der Ryder Cup ist halt Ehrensache. Sportlicher Ehrgeiz wird da schon mal von kontinentaler Rivalität übermannt. Und der Hype drumherum ist eh ungleich größer als bei normalen Turnieren.

Während es in Europa beim Publikum oftmals zugeht, als werde auf dem Rasen ManU gegen Liverpool gegeben, steht in den USA regelmäßig das nationale Wohl zur Disposition. 1991 verstiegen sich die amerikanischen Medien gar zur Kriegserklärung und riefen für Kiawah Island/South Carolina den „War on Shore“ aus. 1999 kochte in Brookline/Massachusetts der emotionale Topf derart über, dass die aufgeputschten US-Spieler und -Zuschauer bereits siegestrunken übers Grün trampelten, obwohl José María Olazábal für Europa noch hätte ausgleichen können.

Der Ursprung des Ryder Cup

Zumindest dort war nicht mehr viel übrig von der hehren Idee des Wettbewerbsstifters Samuel Ryder, eines Briten, der Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Handel von Pflanzensamen in Tütchen sein Geld gescheffelt hatte. Der spät berufene Golfer war überzeugt, „dass dieser Wettbewerb zu einer herzlichen, freundlichen und friedlichen Atmosphäre in der zivilisierten Welt“ beitragen werde, als er 1927 den filigranen Goldpokal spendete. Also schipperte das damals rein britische Team zum ersten Ryder-Cup-Duell gen Neue Welt – und ließ den nagelneuen „Pott“ nach einer ordentlichen Pleite in Worcester/Massachusetts direkt als Gastgeschenk da.

Das sollte sich in der Folge kaum ändern: Der Ryder Cup wird zwar abwechselnd auf beiden Kontinenten ausgetragen, aber während der ersten 50 Jahre gewannen vor allem die Amerikaner. Dem Turnier drohte die Bedeutungslosigkeit des Einseitigen. 1973 durften daher die Iren mit ran, was wenig half. 1979 holte sich das Golf-Mutterland in seiner Not die Kontinentaleuropäer zur Verstärkung, fortan lief‘s: Seit 1985 hat „Team Europe“ von 13 Wettbewerben nur vier abgegeben.

Dessen Kapitän bei der anstehenden 39. Auflage ist pikanterweise jener José María Olazábal, dem 1999 ein faires Spielende verwehrt wurde. Der Spanier bietet die nominell stärkste Formation seit langem auf, er hat mit Rory McIlroy, Luke Donald und Lee Westwood die Nummer eins, drei und vier der Welt im Team. Olazábals US-Pendant Davis Love III hält mit Superstars wie Tiger Woods, Bubba Watson und Phil Mickelson sowie dem Basketball-Heroen Michael Jordan als „Motivator“ dagegen – und einem für die amerikanische Formation maßgerecht präparierten Platz in Medinah.

…und Bernhard Langer schrieb Golf-Geschichte

Berhand Langer beim RyderCup 1991 (Urheber: Albrecht Golf Verlag GmbH)

Als Zehnter und Letzter der Punkterangliste ist auch Martin Kaymer noch ins europäische Aufgebot gerutscht. Auf eine der beiden Wildcards, die dem Kapitän zustehen, hätte der an Schwung und Form laborierende Deutsche als 32. der Weltrangliste nicht hoffen dürfen.

Olazábal braucht ein Ensemble in Bestform, um es Bernhard Langer nachzumachen: Der war beim „War on Shore“ 1991 mit einem vergebenen Putt die tragische Figur der europäischen Niederlage, 2004 revanchierte er sich als Teamchef in Michigan mit einer deftigen Klatsche für die Amerikaner. Ebenfalls 13 Jahre nach seinem Ballyhoo von Brookline reist nun Olazábal als Ryder-Cup-Kapitän zum Ehrenhändel in die USA. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen.

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Der Autor

Michael BascheFür den freien Journalisten und Diplom-Golfbetriebsmanager Michael F. Basche ist das altehrwürdige Spiel Golf mit all seinen Facetten eine Klammer für die vielfältigen Aspekte stilvoller Individualität. Mit seiner Dienstleistungsmarke FairGreen berät er u. a. Golfclubs in Fragen der Corporate Identity. Als Autor widmet er sich auch schreibend der gepflegten Lebensart.

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