Ein Mann, ein Duft: Jack Nicholson & Amyris homme
Er hat mehr Gangster, Psychopathen und Kotzbrocken gespielt als jeder andere. Er gilt als selbstgefällig, cholerisch und sexistisch. Er ist auch mit 75 alles andere als ein netter, alter Opa. Und trotzdem ist uns Jack Nicholson irgendwie ans Herz gewachsen. Mit Amyris homme von Francis Kurkdjian stellen wir dem alten Haudegen einen frischen Duft an die Seite, der ebenfalls nicht so harmlos ist, wie er aussieht. Ob sich die beiden als Team ergänzen oder ob es zum Kampf um die Hauptrolle kommt, erfahren Sie in unserem Parfüm-Test.
Einer fliegt über das Kuckucksnest…
Ob Jack Nicholson ein talentierter Schauspieler mit einer Vorliebe für neurotische Rollen oder ein schauspielernder Neurotiker mit einem Talent für Selbstinszenierung ist, weiß wahrscheinlich nur er selbst. So oder so hat er als rebellierender McMurphy, mordlüsterner Jack Torrance, grinsender Joker oder grantelnder Warren R. Schmidt Generationen von Kinogängern Schauder über den Rücken und Tränen über die Wangen laufen lassen. Selbst seine Kritiker kommen nicht umhin, Nicholson außerordentliche Leistungen anzuerkennen – drei Oscars und sieben Golden Globes machen ihn zu einer lebenden Hollywood-Legende.
… der andere aus der Ballettschule
Wenn noch nicht als Legende, so doch wenigstens als Wunderkind gilt der 1969 in Paris geborene Francis Kurkdjian in Parfümeurkreisen. Nach dem gescheiterten Versuch einer Tanzkarriere verschreibt sich der Künstler mit armenischen Wurzeln ganz dem olfaktorischen Handwerk und schafft im zarten Alter von 26 mit «Le Male», dem ersten Herrenduft von Jean Paul Gaultier, einen modernen Klassiker. Es folgen über 40 weitere Auftragskreationen für führende Designer und Modehäuser. Bereits 2001 wird Kurkdjian der Prix François Coty für sein Lebenswerk verliehen. 2009 adelt ihn die Französische Regierung mit der Auszeichnung als «Chevalier des arts et lettres», im gleichen Jahr gründet er sein eigenes Label in Paris.
Einer fängt ganz unten an…
Anders als bei Parfümeur Kurkdjian verläuft der Karrierestart von Jack Nicholson alles andere als vielversprechend. Sein erster Film «The Cry Baby Killer» ist selbst nach Low-Budget-Standards bestenfalls Durchschnitt. Immerhin begründet er die Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Regisseur Roger Corman, dem wir unter anderem Machwerke wie «Attack of the Crab Monsters» oder «Voyage to the Planet of Prehistoric Women» verdanken. Doch auch wenn Nicholsons Rollen in «The little Shop of Horrors», «The Raven» und «The Valentine’s Day Massacre» seinen später bevorzugten Archetypus vorwegnehmen, scheint die Karriere als B-Movie-Bösewicht ins Nichts zu führen. So verlegt er sich stattdessen aufs Drehbuchschreiben und lernt dadurch Peter Fonda und Dennis Hopper kennen, welche ihm die Rolle des Anwalts George Hanson in ihrem Film «Easy Rider» anbieten. Keiner der drei ahnt, dass dieser Freundschaftsdienst eine der erfolgreichsten Hollywood-Karrieren begründen wird.
… der andere belanglos
Wenn Erfolg einem Mann recht gibt, kann Francis Kurkdjians neuer Duft Amyris homme eigentlich nur ein Überflieger sein. So spricht die Werbung denn auch bedeutungsschwanger von einem «Zentrum, das um zwei Planeten rotiert, die sich gegenseitig aktivieren: Amyris und Iris. Glühend, charismatisch und frisch.» Doch was ist damit gemeint? Amyris wird in der Parfümerie auch westindisches Sandelholz genannt und ist ein beliebter da kostengünstiger Ersatz für echtes Sandelholz, dessen Reserven langsam zur Neige gehen. Auch wenn westindisches Sandelholz nicht über den unverwechselbaren Charakter des Originals verfügt, besticht es doch mit einem warmen, runden und angenehmen Basisduft. Er wird von Iris ergänzt, wobei hier nicht die Blüte sondern das Resinoid gemeint ist. Der Extrakt aus den Wurzeln riecht verblüffend schokoladig, jedoch ohne die typische Süße, dafür mit erdigen Untertönen. Dritter Hauptverdächtiger ist die Mandarine, die mit Rosmarin ergänzt für eine fruchtig-herbe Kopfnote sorgt. Auf den ersten Blick eine moderne, sehr ausgewogene, für einen angeblichen Nischenduft jedoch keineswegs überraschende Komposition.
Einem vergibt man seine Sünden…
Überraschende Wendungen prägen hingen Jack Nicholsons Privatleben. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – ihm die Rolle des galanten Charmeurs nicht liegt, werden ihm zahlreiche wilde Affären nachgesagt. Legendärer als seine Libido sind alleine die zahlreichen Wutausbrüche, zum Beispiel bei den Spielen seiner geliebten Los Angeles Lakers. Dass er einst das Auto eines Fremden mit einem Golfschläger verschrottet hat, verwundert niemanden. Ebenso wenig, dass die Straße, an der Nicholson eine Zeitlang neben Marlon Brando und Warren Beatty lebte, als «Bad Boy Drive» bekannt war. Nein, ein Netter war Jack nie. Oder um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: «I’ve been too many places. I’m like the bad penny.» Zum alten Eisen zählen will er sich deswegen aber nicht: «I’m definitely still wild at heart!». Trotzdem fordert das Alter seinen Tribut: «I only take Viagra when I’m with more than one woman.» Keinem sonst verzeihen wir diesen Spruch so gerne wie dir, Jack Nicholson.
… der andere verführt zum Sündigen
Und hier schließt sich der Kreis zwischen Mann und Duft. Denn Amyris homme ist wie «Two and a Half Man» mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Es beginnt als familientauglicher Spaß und wird danach von Minute zu Minute erwachsener, abgründiger – und anzüglicher. Die anfängliche Frische weicht einer beinahe schon intimen Note, als ob sich Amyris und Iris zwischen zerwühlten Laken erschöpft in den Armen liegen würden. Dieser Duft ist schmutzig. Dieser Duft ist animalisch. Und dieser Duft ist irgendwie ziemlich sexy. Ein anständiger Mann würde niemals so riechen. Falls Sie keiner sind (oder nicht gleich als solcher erkannt werden möchten) sollten Sie darum nicht länger zögern und zugreifen. Amyris homme ist im Fachhandel zum empfohlenen Verkaufspreis von € 105.- für 70 ml erhältlich. Wenn Sie sich lieber auf Ihr Glück verlassen, liken oder kommentieren Sie bis 10.03.2013 den Post zu diesem Artikel auf unserer Gentleman-Blog-Facebook-Fanseite. Unter allen Teilnehmenden verlosen wir einen Flakon des trojanischen Dufts von Francis Kurkdijan – Ansprühen auf eigene Gefahr. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Der Autor dankt dem Vertrieb Albrecht & Dill für das Testmuster.
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Der Autor
Der Schweizer Bohemien Lindo Ganarin mit italienischen Wurzeln arbeitet als Creative Director in Bern und bloggt nebenbei über Dinge, die die Welt zu einem liebens- und lebenswerten Ort machen.
Wie wahr, wie wahr, den Duft habe ich seit Freitag auch, kann ich sehr weiter empfehlen, er hat etwas besonderes, sehr schöner Artikel, hätte ich ihn nicht scho, würde ich ihn mir jetzt kaufen !